The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart страница 13

The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart The Who Triologie

Скачать книгу

für ihn wie auch für die Detours bald völlig neue Per­spek­tiven­ eröffnete.

      John hatte nach dem Schulabschluss ebenfalls mit einem Studium, und zwar an der Musikhochschule, geliebäugelt, aber bei seiner Familie dafür keine Unterstützung gefunden. Ein Kunststudium wie bei seinem Kumpel Pete hätte die wenig begüterte Familie noch mitgetragen. Aber dazu hatte John keine Lust. Er suchte etwas, wo man nicht viel arbeiten musste, ein regelmäßiges, sicheres Gehalt erwarten durfte und trotzdem weiter Musik machen konnte, wie er seinem Berater­ beim Arbeitsamt erklärte. Der schlug daraufhin das Finanzamt vor, wo auch schon Johns Mutter arbeitete.

      John war damit zufrieden. Er bekam eine Stelle am Auskunftsschalter der Inlandssteuerbehörde und konnte sich weiterhin die Nächte mit den Detours um die Ohren hauen. Einmal in der Woche ging er zur Berufsschule, und dort lernte­ er einen Freund kennen, der John und seiner Band das erste längere Engagement ihrer Laufbahn vermittelte: im Paradise Club von Peckham im Londoner Süden.

      Roger war deswegen auf der Suche nach einem Übungsraum, als ihm ein Musiker über den Weg lief, der nicht größer war als er selbst, eher noch etwas kleiner, aber um vieles erfahrener. Er hieß Doug Sandom, war schon fast dreißig und unter Amateurbands bekannt als solider Schlagzeuger mit guten Kontakten in der Londoner Szene. Roger schaltete sofort und bewährte sich ein weiteres Mal als geschickter Anwerber. Folgender Dialog soll im Juli 1962 stattgefunden haben:

      „Hoppla, Kumpel, was machst du hier?“, fragt Roger arglos.

      „Ich will mir hier ein paar Jungs anschauen, in deren Band ich spielen soll“, antwortet der zwölf Jahre Ältere freundlich.

      „Was spielst du denn?“

      „Schlagzeug.“

      „Willst du’s mal bei uns versuchen? Unser Schlagzeuger fährt in die Ferien.“

      „Warum nicht?“

      „Okay, am besten du kommst nächste Woche zu unserem Auftritt, hörst dir an, was wir so spielen, und vielleicht, wenn’s unserem Drummer nichts ausmacht, setzt du dich dazu und gewöhnst dich an uns.“

      Doug Sandom tauchte tatsächlich auf, als die Detours ihren nächsten Gig im Paradise Club spielten. Er wurde dem regulären Drummer, Harry Wilson, als „Petes Cousin“ vorgestellt, dem man versprochen habe, zur zweiten Hälfte des Auftritts auch mal ein wenig die Trommelstöcke schwingen zu dürfen.

      Doch als Harry zwei Wochen später aus dem Urlaub zurückkam, saß dieser enge Verwandte immer noch am Schlagzeug, und Harry hatte seinen Platz in der Band verloren. Doug Sandom verwaltete das rhythmische Hochamt der einmal „lautesten Rockband der Welt“ fast zwei Jahre lang treu und solide, ehe es einem Derwisch zufiel, der zunächst alles andere als zum König der Schlagzeuger aus­erkoren erschien.

      8.: Mondaufgang: Auf einer seltsamen Umlaufbahn

      „Alle Lehrer liebten Keith.“

      Schwester Linda über die angeblich sorgenfreie Schulzeit von Keith Moon

      „Er brachte sich dauernd in Schwierigkeiten.“

      Keith Cleverdon, Mitschüler und Nachbarskind

      „Künstlerisch zurückgeblieben, in gewisser Hinsicht idiotisch.“

      Kunstlehrer Harry Reed in Keiths Zeugnis 1958

      Von einem Jungen, der im Schatten des legendären Wembleystadions aufwächst, einer der Gralsstätten des Fußballs, zu der manchmal hunderttausend ­Menschen­ pilgerten und von der Millionen anderer Jungs in der ganzen Welt träumten – von einem solcherart begünstigten Knaben sollte man erwarten, dass er wenigstens eine heimliche Neigung zu Sport und Fußball entwickelt, um dereinst in der ­ehrfurchtgebietenden Fußballarena von Wembley gegen das runde Leder treten zu können.

      Nicht so Keith Moon. Die ersten Versuche seines Vaters, ihn für irgendeine Sportart zu begeistern, schlugen kläglich fehl. Keith war eigentlich für überhaupt nichts zu begeistern, was ein Mindestmaß an Ausdauer, Konzentration oder Disziplin erforderte. Spielsachen konnten seine Aufmerksamkeit genauso wenig binden, wie dies Lehrern oder Mitschülern gelang. Das einzige Medium, mit dem man Keith wenigstens für kurze Zeit zur Ruhe bringen konnte, war ein tragbarer Plattenspieler, später das Familienradio oder der Fernsehapparat. Die Eltern maßen diesem auffälligen Verhalten ihres Stammhalters zunächst wenig Bedeutung zu. Der Junge liebte es eben, im Mittelpunkt zu stehen und seine Umgebung mit allerlei Possen zu unterhalten. Erst als Keith eingeschult wurde, änderte sich das Bild.

      Die Familie war 1949 ein paar Straßen weiter in die Chaplin Road Nummer 134 gezogen, nachdem Schwester Linda geboren worden war und der Vater eine besser bezahlte Stellung bekommen hatte, zunächst in einer chemischen Reinigung, dann bei der Stadtverwaltung von Wembley, was der brave Alf Moon als „Lebensstellung“ empfand.

      Das neue Domizil am Barham Park unterschied sich vor allem durch einen größeren, halb überdachten Garten vom vorherigen Heim und war kaum einen Steinwurf von der Primary School entfernt, die Keith ab 1951 besuchte.

      Die Grundschulzeit stand von Anfang an sehr unter dem Druck der bevorstehenden Eleven-plus-Abschlussprüfung. Keith war erst kurz vor der Einschulung sechs Jahre alt geworden und gehörte daher immer zu den Jüngsten in seiner Altersstufe. Doch statt sich ein- oder gar unterzuordnen, versuchte er seine Unterlegenheit mit Witz und Energie zu überspielen. Bei Schulaufführungen rannte er erst einmal über den gesamten Schulhof, bevor sein Auftritt auf der Bühne beginnen konnte; auf dem Klassenfoto mimte er seinen Lieblingshelden Long John Silver, der als wild grimassierender Pirat durch die Fernsehserie Treasure Island hampelte; im Unterricht zappelte er ständig herum, lachte, blödelte, furzte … zur Freude­ seiner Mitschüler, zum Ärger seiner Lehrer.

      Namensvetter Keith Cleverdon, der um die Ecke wohnte und unter der Namensgleichheit immer dann zu leiden hatte, wenn ein Missetäter namens Keith gesucht wurde, erinnert sich sehr genau, dass sein aufgedrehter Mitschüler ständig­ Probleme hatte. Aber: „Es war ihm egal. Er dachte, es schert eh ­keinen,­ ob ich was lerne.“

      Mutter Kit, obschon in heimlicher Sorge, dass ihr Sohn in der Schule anecken musste, nachdem er sich zuhause oft unbeherrscht und sprunghaft verhielt, wollte­ von Problemen nichts wissen. In ihrer Vorstellung blieb Keith der fröhliche Wonne­proppen, den alle liebten, auch wenn er den kleinen Fehler hatte, immer im Mittel­punkt stehen zu wollen. Die ganze Familie Moon schloss sich dieser Beurteilung an. Linda, die nach Keith in die gleiche Grundschule ging, glaubte, dass alle Lehrer­ ihren Bruder liebten, „weil er so ein liebenswertes Kind war“.

      Doch die Stunde der Wahrheit rückte näher. Keith war erst zehn, als im Frühjahr 1957 das Examen der Elfjährigen anstand. Unglücklicherweise waren die Schülerzahlen in seinem Jahrgang auch noch besonders hoch, so dass strenger gesiebt wurde und Grenzfälle eher negativ bewertet wurden als in den geburtenschwachen Jahren zuvor. Zusammen mit seiner Unreife und der Konzentrationsschwäche, die man heute bei Schulkindern als ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit-Störung) erkennt und frühzeitig zu behandeln versucht, war das Unheil vorhersehbar: Keith rasselte durch die Prüfung und verpasste damit unwiederbringlich den Anschluss ans höhere Bildungssystem. Reaktionen seitens der Familie­ sind nicht bekannt. Mutter Moon billigte anscheinend die Herabstufung ihres zweifellos intelligenten, aber schwer zu führenden Sohns, indem sie darüber­ hinwegsah – ein Muster, das über Keiths Tod hinaus durchgehalten wurde. In Interviews nach der Tragödie verwiesen die Moons stets auf die nüchterne, bodenständige Atmosphäre in ihrem Haus, die keine Anhaltspunkte bieten sollte für Speku­lationen. „Er hatte ein bisschen was von einem Einzelgänger“ gab Kitty Moon

Скачать книгу