The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart

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The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart The Who Triologie

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Duane Eddy spielte vorwiegend die Bass-Saiten seiner E-Gitarre an und erzeugte mittels ­Tremolo und entsprechender Klangaussteuerung einen dunklen, aber klaren, ­vollen Sound, der John, den Waldhornbläser, auf ein völlig neues Feld führte: Er beschloss, wie Duane Eddy E-Gitarre zu spielen.

      Doch John hatte zu dicke Finger und kam mit den dünnen Saiten auf dem schmalen Griffbrett der E-Gitarre nicht gut zurecht. Inspiriert von Eddy versuchte­ er sich am viersaitigen E-Bass – und das passte.

      Der E-Bass war damals ein recht neues Instrument, dessen gesamtes Spektrum von Möglichkeiten man noch gar nicht erfasst hatte. Entwickelt als Antwort auf die elektrische Gitarre, mit deren Volumen der herkömmliche akustische Kontrabass nicht mithalten konnte, war der E-Bass eigentlich eine Bassgitarre; doch die meisten Bassisten begnügten sich damit, ihre Band „mit etwas Dum-dum zu begleiten“, wie John schnell erkannte: „Ursprünglich wollte ich Leadgitarrist werden, das erschien mir die glanzvollste Rolle in einer Band. Aber mir hat der Bass-Sound stets besser gefallen. Und am Anfang lässt sich Bass auch schneller lernen. Nur wenn du ihn wirklich gut spielen willst, ist es viel schwieriger.“

      Am schwierigsten sollte es für John werden, überhaupt ein solches Instrument zu bekommen. Den ersten in Serie gebauten Elektrobass hatte Leo Fender ein paar Jahre zuvor, 1951, auf den US-Markt gebracht. Fender, der mit einigen anderen unerschrockenen Radiobastlern und Instrumentenbauern in der Geschichte des Rock’n’Roll eine ähnlich wichtige Rolle spielte wie die NASA-Ingenieure bei der Eroberung des Monds, hatte von arbeitslosen Gitarristen gehört, dass sie als ­Bassist problemlos einen Job finden könnten. Bassisten waren von jeher gefragt, nicht zuletzt deshalb, weil der Kontrabass mit seinem langen, bundlosen Hals ein umständlich zu spielendes Instrument war. Fender entwickelte auf der Basis seiner­ revolutionären E-Gitarre, der Telecaster, ein viersaitiges Pendant in der gleichen Grundstimmung wie der Kontrabass. Dieser Fender Precision Bass hatte Bundstäbchen wie eine Gitarre, womit der Spieler den Ton, anders als beim Kontrabass, auch ohne große Erfahrung genau treffen konnte. Für den vierzehnjährigen­ John war dieses neu entwickelte Importinstrument aus den USA ein unerfüll­­­­-ba­rer­ Traum: „Als ich auf dem Bass begann, gab es in England nur vier Bass­­gitarren auf dem Markt, alles billige Dinger. Man kriegte einfach keinen Fender- oder Gibson-Bass zu kaufen.“ Doch John war zielstrebig und hartnäckig wie Roger ­Daltrey, wenn es um die Musik ging: „Ich hatte ein paar Fotos von Fender-Bässen, die ich mir genau anschaute, und dann versuchte ich, einen nachzubauen.“

      Er besorgte sich einen flachen Mahagoniblock und ließ diesen von einem Schreiner in die Form des Fender-Basses bringen. Mit dem Hals ergab sich allerdings ein Problem: John hatte die Halslänge vom Fender-Bass abgekupfert, die Abstände der Bundstäbchen aber nach der Mensur der kürzeren Höfner-Violin-Bassgitarre festgelegt, die später als „Beatles-Bass“ berühmt wurde. Auf dem Wohnzimmertisch seiner Großmutter wurde dieses Problem kunstvoll gelöst – auf Kosten­ des dadurch beschädigten Essmöbels.

      Auch die Platzierung der selbst gewickelten Tonabnehmer und eine dem Precision Bass täuschend ähnliche Lackierung übernahm der hoffnungsvolle Nachwuchsbassist selbst. Das Ergebnis konnte einen Perfektionisten wie John allerdings nicht lange befriedigen. Sein Bass klang erstens nicht sonderlich gut, und er konnte­ zweitens auch nicht sauber gespielt werden. John überredete deshalb einen Arbeiter­ beim Gitarrenhersteller Fenton-Weill, dessen Fabrik in Chiswick sich nur einige­ Straßen weiter befand, einen soliden Rohling herauszuschmuggeln. Ein zweiter Arbeiter erklärte sich bereit, den Korpus fachmännisch zu besaiten, und so erhielt John für insgesamt acht Pfund ein fast professionelles Instrument. Dazu baute er sich eine mächtige Lautsprecherbox, die so schwer war, dass er sie kaum schleppen konnte, und verband alles mit einem damals recht beachtlichen Fünfzig­-Watt-Vortexian-Verstärker, der keinen Tonregler hatte. Das ganze Ensemble klang nach seinen eigenen Worten „diabolisch“, und er war damit lange Zeit sehr zufrieden, vor allem, was die Lautstärke betraf.

      John und Pete übten nun häufig gemeinsam im Haus der Townshends. Bass und Gitarre bildeten ein interessantes musikalisches Gerüst, das John auch für seine neue Schulband The Aristocats nutzen wollte. Er überzeugte den Rest der Gruppe davon, Pete aufzunehmen und die Verbannung des linkischen, unsicheren Jungen mit der großen Nase endlich aufzuheben.

      Aus den bald überholten Aristokraten bildete sich schließlich eine Formation,­ die sich The Scorpions nannte und ihren ersten – und wohl auch einzigen – Auftritt am 5. Dezember 1958 im Congo Club hatte. Hinter diesem anarchisch klingenden Namen verbarg sich zwar lediglich der Jugendraum der Congregational Church in Acton, aber Pete war trotzdem glücklich. Ein zweites Mal hatte sich die Musik für ihn als Schlüssel zur Rückkehr in die Gemeinschaft erwiesen. Unter den beschwingten Klängen der Squadronaires war er einst in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Und jetzt erlebte er, wie es war, „so etwas wie Teil einer Gang zu sein.“

      Der Congo Club war jedoch nicht bloß ein Ort, wo Pete und John musizierten. Hinter den bürgerlichen Kulissen der Fünfziger brodelte bereits „eine Menge Gewalt und Sex“, wie Pete erzählt: „Während vorn der Geistliche nach dem Rechten schaute, wurden im Nebenraum auf den Pool-Tischen fünfzehnjährige Mädels umgelegt.“ Allerdings nicht von Pete. Der tauchte brav mit Anzug und Krawatte auf und hielt sich dezent im Hintergrund, um ja keinem weiblichen Wesen Anlass zu geben, sich über seinen Rüssel lustig zu machen: „Ich hatte es mit den Mädchen bis dahin nicht weit gebracht.“ In seiner Not schloss er sich sogar einem Friedensmarsch an, wie er 1990 gestand: „Wir waren alle sehr links, oder die anderen waren es – ich wusste damals nichts von Politik. Ich ging beim Aldermaston-Friedensmarsch 1958 nur mit, weil ich beobachtet hatte, wie die Jungs dauernd mit Mädchen in Schlafsäcken verschwanden.“

      Wenn es nach Pete ging, ließ sich das letzte Hindernis zum Glück eh nur mit Hilfe seiner Gitarre beseitigen. Musik musste ein Allheilmittel sein, himmlischer Segen für alle, die sich nach Erfüllung und Harmonie im Universum sehnten. Vor dieser Macht sollte selbst die wegen seiner Nase kichernde ­Mädchenschar ­kapitulieren. Er übte ohne Unterlass, während Kameraden wie John die Dinge pragmatisch angingen und sich mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft ­verab­redeten.­

      In Johns Fall hieß dieses Mädchen Alison Wise. Sie war vierzehn, er fast sechzehn. Beide kamen aus Chiswick. Warum sollte man da nicht ein halbes Leben lang zusammen bleiben? Tatsächlich ging diese einfache Rechnung auf, denn John und Alison bildeten viele Jahre eine harmonische Einheit, was im kurzlebigen Rock’n’Roll-Geschäft alles andere als gewöhnlich ist.

      John betrachtete auch die musikalische Seite nüchterner. Für ihn war der Auftritt im Congo Club alles andere als eine musikalische Offenbarung gewesen. Mit ihm am Bass, Pete an der Rhythmusgitarre und den Mitschülern Mick Brown und Peter Wilson an Schlagzeug und Leadgitarre spielte die Band vor allem Stücke von Cliff Richard & The Shadows (vormals The Drifters), die sich ab 1958 als ­britische Popabziehbilder von King Elvis auf dem Vormarsch in die Hitparaden befanden. Der Shadows-Bassist Jet Harris war ebenso Johns Idols, wie Pete den Gitarristen der Shadows, Hank Marvin, verehrte. Neben den Instrumentalstücken dieser Vorbilder versuchten sich The Scorpions auch an den Hits US-amerikanischer Rocker wie Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran oder Little Richard, wobei sie allerdings rasch an ihre Grenzen stießen.

      Eine andere Schulband namens The Detours beherrschte dieses Material weit besser. Sie wurde auch von einem wirklichen Schulrebellen geführt, dem ein Jahr älteren Draufgänger und Teddyboy Roger Daltrey, der Rock’n’Roll anscheinend wirklich lebte und mit regelmäßigen Auftritten sogar Geld verdiente. So urteilt selbst der spätere Gitarrenheld Townshend über seinen langjährigen Rivalen im Kampf um die Vorherrschaft bei The Who: „Rogers Band war mit Abstand die beste an der Schule. Er war der beste Gitarrist, ein sehr gründlicher, sicherer ­Spieler, sehr flüssig auf seine Weise. Er lernte alles, wie ein Papagei, und machte es dann sehr flüssig.“

      Pete begegnete dem unumstrittenen König des Schulhofs bereits 1957: „Er bedrohte mich mit einer Gürtelschnalle, nachdem er einen Freund von mir auf dem Schulhof besiegt hatte. Ich hatte ihn lauthals

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