Das ist meine Zeit. Howard Carpendale
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Und Howard Carpendale? Ohne gültige Papiere hätte er unter den damaligen Umständen selbst in England bald Schwierigkeiten bekommen. Für arbeitslose ausländische Musiker herrschte dort zeitweilig Einreisestopp. Im ungünstigsten Fall hätte es für ihn ,Hello again South Africa‘ geheißen, sprich: Ihm hätte die Abschiebung in seine Heimat gedroht. Zu seinem Glück fand der Sänger rechtzeitig eine neue Plattenfirma. Im November 1966 erschien seine erste deutschsprachige Single ,Lebenslänglich‘, die sich auf Anhieb 60 000 mal verkaufte. Für einen Newcomer war das ein respektabler Achtungserfolg. Carpendales Vertrag wurde verlängert. Eine Arbeitserlaubnis war damit nunmehr eine reine Formsache, zumal die deutschen Behörden ihr restriktives Verhalten gegenüber ausländischen Musikern inzwischen ohnehin erheblich gelockert hatten.“
[aus: Ein Südafrikaner in Ost„freeze“land, Mein Sonntagsblatt, 2.3.2014]
Howard, wenn ich das so lese: Bei Meta war ja richtig was los.
Oh ja. Unsere Band hat dort die Sau rausgelassen. Ja, es war wirklich Sex, Drugs and Rock’n’Roll pur. Unsere Bassistin Patricia Hill trug manchmal tatsächlich einen Minirock, der schon gar nicht mehr den Namen Minirock verdiente. Das Ding war so kurz – da hätte sie sich gleich nackig auf die Bühne stellen können. Die Männer im Publikum hatten alles andere als ihren Bass im Visier.
Warum gab es diese Prügelei innerhalb der Band?
Ich weiß es nicht mehr. Wir waren alle etwas bekloppt, da konnte manchmal schon ein falsches Wort das Fass zum Überlaufen bringen. Auf jeden Fall haben wir den Schaden mit der kaputten Scheibe bezahlt und uns brav bei Meta entschuldigt. Bei dieser Schlägerei war ich übrigens gar nicht mit dabei. Dafür hatte ich mal eine andere handfeste Auseinandersetzung mit unserem Gitarristen, besser gesagt, Ex-Gitarristen.
Und die Story dazu?
Dieser Typ hatte sich über Nacht aus dem Staub gemacht. Das alleine wäre ja gar nicht schlimm gewesen. Der Sack hatte aber auch meine Tonanlage mitgehen lassen. Diese Anlage hatte ich mir von meinem hart erarbeiteten Geld gekauft. So etwas lasse ich mit mir nicht machen. Ich bekam raus, wo er sich aufhielt – in Ostfriesland, ganz bei Meta in der Nähe. Als er mir die Tür öffnete, verpasste ich ihm eine harte Rechte. Als Boxer war ich ja noch nie zu unterschätzen. Aber: Der Typ hatte gute Nehmerqualitäten, er ging nicht zu Boden, sondern verpasste mir einen ebenso satten Schlag. Es folgte eine wilde Prügelei, einige Möbel überstanden den Kampf nicht. Meine Blessuren waren halb so schlimm, er hatte ein paar Kratzer mehr. Am Ende hatte ich ihn im Schwitzkasten, bis er mir endlich ein Blatt Papier unterschrieb, auf dem stand, dass man mir die Tonanlage aushändigen dürfe. Meine Tonanlage, die er im Hauptbahnhof Duisburg aufbewahren ließ. Weiß der Geier, warum er sie nach Duisburg gebracht hatte. Ich bekam jedenfalls meine Anlage wieder zurück.
Und wie lief die Geschichte mit deiner Arbeitserlaubnis?
Das war schon so, wie es in der Story über Meta und unsere Band zu lesen ist. Meta hat sich darum gekümmert. Glücklicherweise. Mit diesem ganzen Papierkram wollte ich nichts zu tun haben. Ich hatte auch überhaupt keinen Plan. Später war das sowieso kein Problem mehr, als ich meine ersten Hits landete und erfolgreicher wurde.
In Deutschland bist du einfach mal zu einer Plattenfirma marschiert, um dich vorzustellen?
Na ja, ich hatte von der Plattenfirma EMI aus England eine Art Empfehlungsschreiben bekommen, mit dem ich mich bei der Firma Electrola in Köln vorstellen sollte. Das habe ich gemacht – und bin so zu Dieter Weidenfeld vorgedrungen, der mich später ja auch gemanagt hat. Bei unserem ersten Treffen war er mir gegenüber ziemlich reserviert. Möglicherweise, weil er zu dem Zeitpunkt schon wusste, dass er nicht mehr lange bei dieser Plattenfirma sein würde. Ein paar Tage später war er jedenfalls nicht mehr da. Aber er hatte dafür gesorgt, dass sein Nachfolger mit mir arbeiten wollte. Kurze Zeit darauf durfte ich bei dem großartigen Paul Kuhn vorsingen und dann sogar das Lied „Lebenslänglich“ aufnehmen. Mit dem Song landete ich meinen ersten Hit, die Single wurde etwa sechzigtausend Mal verkauft. Geil! Aber es war noch viel besser: Ich stieg auch in die Charts von RTL Luxemburg ein – zwischen den Beatles und den Rolling Stones.
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