Das ist meine Zeit. Howard Carpendale

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Das ist meine Zeit - Howard Carpendale

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      Mir wurde mal erklärt, dass zum Schlagerbereich alle Songs gehören, die man auf der Straße nachpfeifen kann.

      Okay. Wie man sieht, ist das einfach ein sehr dehnbarer Begriff. Und wer bestimmte Songs nicht in die Schlager-Schublade legt, nur weil sie auf Englisch gesungen werden, der macht es sich zu einfach. Die Schlagerbranche in Deutschland hat vielleicht ähnlich zu kämpfen wie Bayern München. Die Spieler können national und international als deutscher Verein noch so tollen Fußball spielen – sie werden trotzdem von vielen ausgepfiffen. Wenn die Bayern in der Champions League gegen Barcelona oder Madrid spielen, dann drücken in Deutschland nicht alle Fußballfans den Bayern die Daumen. Das verstehe ich nicht.

      Hat sich denn das Image des Schlagers jetzt, beispielsweise durch den riesigen Erfolg von Helene Fischer, verbessert?

      Helene Fischer hat durch ihre Art und ihr Aussehen sicher dazu beigetragen. Viele Menschen lieben sie – egal, ob sie deutsche Schlager singt oder nicht. „Atemlos durch die Nacht“ wird trotzdem von vielen Radiosendern nicht gespielt. Diese Arroganz kotzt mich an. Dieses selbstherrliche Verhalten mancher Radiosender gibt es nur in Deutschland. Manche spielen das Lied und reden trotzdem hämisch darüber.

      Also: Der deutsche Schlager erlebt derzeit überhaupt keine Hochkonjunktur, er ist eher im Sinkflug. Ich kann mir nicht erklären, warum vielfach in den Medien von einem Schlagerboom gesprochen wird. Im Frauenbereich haben wir in dem Segment und auf erfolgreichem Niveau aktuell doch nur Helene Fischer, Andrea Berg und Beatrice Egli. Bei den Männern fällt mir allenfalls Andreas Gabalier ein, der aber mit seinem Volks-Rock’n’-Roll einen ganz anderen Stil kreiert. Im Gegensatz zu früher ist das sehr ernüchternd. In den alten Zeiten mit der ZDF-Hitparade und anderen Sendungen tummelten sich im Schlagerbereich weit mehr als hundert erfolgreiche Kollegen.

      Von einer Renaissance deutscher Musik kann also keine Rede sein?

      Moment. Für die deutsche Popmusik trifft das schon zu. Ein ­Andreas Bourani zum Beispiel ist sehr gut im Geschäft. Man könnte eine lange Liste mit tollen Künstlern anfügen, wie Revolverheld, Sarah Connor, Xavier Naidoo und vielen mehr. Und diese deutsche Popmusik kann sich in aller Welt sehen lassen. Die Kompositionen sind international, und die Texte sind weitaus besser als in den meisten englischen Songs. Genau dieser Trend motiviert mich sehr – genau diesen Weg geht meine Musik. Deutsche Musik macht so viel Spaß wie noch nie, und ich bin davon überzeugt, dass sie eine tolle Zukunft vor sich hat. Die TV-Sendung Sing meinen Song trägt übrigens immens dazu bei. Durch dieses Format hat das Publikum wirklich mal eine Chance zu sehen, was einen guten Künstler ausmacht. Vor allem wird deutlich, dass Hits nicht ausreichen, um erfolgreich zu sein.

      Vor dem Hintergrund deiner Ansichten über den Schlager verstehe ich gerade nicht, warum du trotzdem bei der einen oder anderen Schlagerparade auf die Bühne gehst.

      Weil ich mich dafür keineswegs schäme. Dort präsentiere ich meine Hits. Ich singe auch „Das schöne Mädchen von Seite 1“ – allerdings in einer Rap-Version. Diese Songs wecken heute noch große Emotionen bei den Menschen. Das Publikum dort will die Songs hören und sich einfach amüsieren. Und Stefan, weißt du was? Der Schlager von damals hatte schon was ganz Besonderes.

      In Ordnung. Und heute?

      Heute sind meine Produktionen mutiger und überraschend. Die Texte sind zeitgemäß und mit viel mehr Tiefgang; man sollte auch zwischen den Zeilen lesen. Die Tatsache, dass die Fans meinen neuen Wegen und meinem neuen Stil folgen, freut mich sehr.

      Aber Hand aufs Herz: Dein Akzent gehört doch zum Entertainment, oder?

      Absoluter Quatsch. Dieser Akzent ist einfach da. Wer in jungen Jahren, so wie ich mit zwanzig, eine neue Sprache lernt, wird sie ohne größere Anstrengungen und Schulungen nie ganz akzentfrei sprechen, zumal ich privat nur Englisch rede. Dadurch, dass meine Muttersprache Englisch ist, phrasiere ich anders als die meisten Deutschen. Ich phrasiere nicht immer auf einen Beat, den viele Menschen sofort mitsingen können. Natürlich hätte ich mich immer weiter darauf trainieren können, es noch besser hinzubekommen. Aber warum? Ich spürte, dass das genau so von den Deutschen angenommen wurde – und ich wollte mich nicht verbiegen. Zudem kommt auch noch, dass ich manchmal etwas faul bin. Und ich hatte keine große Lust, mich wieder auf eine Schulbank zu setzen.

      Zahlreiche deutsche Schlagersänger singen im Gegensatz dazu absolut austauschbar.

      Und die Rechnung ist ja bis heute für dich wunderbar aufgegangen.

      Aber das war keine Berechnung. Und ganz ehrlich, so eine Rolle fünfzig Jahre lang zu spielen, das kann man gar nicht. Jedenfalls ich nicht, auch wenn ich manchmal als Schauspieler zu sehen bin.

      Da gebe ich dir recht. Aber wenn du schon das Schauspiel erwähnst: Waren die Ausflüge in das Genre so geplant?

      Es war eine Folge des Erfolgs. Ich war bekannt, und ich habe Drehbücher angeboten bekommen. Es war alles dabei, aber gereizt hat mich dann das Angebot von RTL. Die Serie hieß Matchball – und war ein sogenannter Quotenrenner. Es passte alles zusammen. Gute Storys, tolle Kollegen, guter Sendeplatz.

      Und später kam es mit Wayne zum gemeinsamen Dreh?

      Ja, wir spielten eine Vater-Sohn-Beziehung in dem Film Lebe dein Leben für die ARD. Für mich war es eine beeindruckende Erfahrung, mit dem eigenen Sohn vor der Kamera zu stehen und zu spüren, wie selbstbewusst er in seiner Rolle aufgegangen ist.

      Und reizt es dich, diese Erfahrung zu wiederholen?

      Das werde ich immer wieder gefragt.

      Aber das liegt doch auch nahe.

      Dann sage ich dir das, was ich schon oft auf diese Frage geantwortet habe. Wenn wir das richtige Angebot bekämen, dann würden wir ernsthaft darüber nachdenken. Aber es kam bisher noch nicht. Wir haben aber auch überhaupt keinen Druck, da wir beide jeweils unseren beruflichen Weg alleine gehen können. Und zurzeit konzentriere ich mich auf all die anstehenden Projekte in den kommenden Jahren.

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      „Hi, Mum.“

      „Good morning, Howard“, erwiderte meine Mutter.

      Mein Vater nickte nur. Ansonsten herrschte beklemmendes Schweigen am Frühstückstisch.

      Es war einer dieser Tage in Südafrika, an denen ich schon am frühen Morgen Bauchschmerzen hatte. Was war los? War ich schuld? Fragen, die ich mir eigentlich gar nicht stellen musste, quälten mein Gewissen – und das schlug mir so auf den Magen, dass ich zum Frühstück kaum etwas essen konnte. Ein kleiner Happen ging dann irgendwie doch noch. Aber nur meiner Mum zuliebe. Damit sie vielleicht etwas glücklicher schauen konnte, ehe ich zur Schule ging.

      Mein Vater und meine Mutter hatten sich wieder einmal gestritten. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht wussten es die beiden selber nicht so genau. Sie schwiegen sich an. Ihre Blicke waren leer. Bloß nicht den anderen ansehen.

      In solch einer Phase lief am nächsten Morgen alles wie am Tag zuvor.

      „Hi, Mum.“

      „Good morning, Howard“, erwiderte meine Mutter.

      Mein

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