Wacken Roll. Andreas Schöwe

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Wacken Roll - Andreas Schöwe

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Saxon mit dem sagenumwobenen Adler (von der Crew auch spöttisch „Biff’s Budgie“ genannt: „Biffs Wellensittich“) – Motörhead mit ihrem Bomber. Mit den italienischen Symphonic-Metallern Death SS bietet sich dem Party-Volk ein weiterer, selten gesehener audio-visueller Leckerbissen – ansonsten finden die über 25.000 Metalheads im Billing alles und jeden von Rang und Namen: W.A.S.P., HammerFall, Dimmu Borgir, Helloween, Annihilator, Grave Digger (die ganz nebenbei ihr Live-Album Tunes Of Wacken mitschneiden), In Flames, Subway To Sally, Therion, Die Apokalyptischen Reiter, Overkill, ­Tankard, Holy Moses – es scheint, als habe sich die aktive Hartwurst-Mucker-Szene vollständig in Wacken eingefunden.

      2002

      Das erfolgreiche Festival mit seinem genialen Billing zwölf Monate zuvor, aber auch Blind Guardian als Headliner sowie Protagonisten à la Bruce Dickenson, Children Of Bodom, Edguy und U.D.O. lösen einen ungleich größeren Ansturm auf das Gelände aus als im Vorjahr – die schwedischen Doom-Jünger von Candlemass (die ihre Wiederauferstehung feiern), die US-Power-Metal-Legende Warlord (die sich einmalig für ihren ersten Auftritt in Europa überhaupt reformiert) und die US-Thrasher Exodus (die hier ihr amtliches Comeback feiern) sind weitere Höhepunkte im diesjährigen Programm des W:O:A, die einen verstärkten Besucheransturm förmlich herausfordern und dem die Organisatoren dieses Jahr gegenüberstehen.

      Das allerdings soll sich als genauso wenig problematisch erweisen wie jene 24 Stunden, die man im planmäßigen Aufbau hinterherhinkt, da es die Tage zuvor mächtig regnet. Noch viel schlimmer ist die Sturmwarnung, die der Wetterdienst ausgibt: Aus Niedersachsen zieht ein höllischer Sturm herauf, der laut Prognosen auch über das Festivalgelände hinwegfegen könnte. Obwohl dank der hohen deutschen Sicherheitsstandards ein Einsturz der Bühnen kaum zu befürchten ist (die können selbst Windstärke zehn standhalten): Das W:O:A 2002 steht am Donnerstagabend kurz vor der Absage. Zum Glück bewegt sich der Sturm südlich an Wacken vorbei. Der starke Regen allerdings weicht den Boden vor den Bühnen völlig auf, verwandelt das Gelände in einen einzigen überdimensionalen Morast. Ein vorläufiges Fahrverbot wird ausgesprochen – zumindest bis vor allem die Wege mit Stroh ausgelegt sind und sich zeigt, dass sich diese Notbefestigung bewährt.

      Das alles bringt jedoch den organisatorischen Ablauf der Veranstaltung an den Rand des totalen Durcheinanders. Dennoch: Letztlich wird mit konsequentem Krisenmanagement – und dank der engen Kooperation mit allen Instanzen der örtlichen Behörden – die weitere Durchführung des Festivals gewährleistet. Zudem lässt Petrus Gnade walten: Bereits am Samstag fürchtet die Feuerwehr, dass sich das ausgelegte Stroh von selbst entzünden könnte. Die ab Sonntagmittag einsetzenden Regenschauer lassen diese Sorge in Wohlgefallen verdampfen – dafür aber die abreisenden Fans auf dem Campingplatz mit ihren fahrbaren Untersätzen im Matsch feststecken.

      Und während die W:O:A-Organisatoren dreimal drei Kreuze machen, unter diesen widrigen Umständen einen einigermaßen ordentlichen Festivalablauf gewährleistet zu haben, ziehen am Montagfrüh weitere dunkle Wolken am Horizont – diesmal am digitalen Horizont – auf: Bei ihrer Rückkehr in ihre Büros sehen sich die Redakteure des Dortmunder Magazins Rock Hard, zu diesem Zeitpunkt Präsentationspartner des Festivals, massiven Beschwerde-E-Mails unzufriedener Fans gegenüber. Die Rock-Hardler ziehen in einem Anfall von Überreaktion ihre Konsequenzen: Statt Holger, Thomas und Sheree Gelegenheit zu bieten, sich der geäußerten Kritik zu stellen, wird kurzerhand der Präsentationsvertrag gekündigt und das W:O:A aus dem Verbund der „Hard Union“ entlassen. Für die Wackener steht fest: Das nächste Jahr wird das Jahr der Bewährung – und ein Jahr, in dem auf einen Medienpartner hinsichtlich einer Präsentation verzichtet wird. (Siehe auch ab Seite 125)

      2003

      Und wenn ihr nicht nach Wacken kommt, kommt Wacken in eure Stadt! Genauso lautet das Motto der dieses Jahr erstmals veranstalteten W:O:A-Roadshow. Vier Bands – Mob Rules, Amon Amarth, Onkel Tom und Lordi – bieten in der zweiten Aprilhälfte eine zünftige Einstimmung auf das inzwischen größte Metal-Event im hohen Norden. Feuchtfröhlicher Clou der Roadshow: der allabendliche Ausschank leckerer, die Stimmung hebende 100 Liter Freibier.

      Ob es an der Werbewirkung der W:O:A-Roadshow oder an Attraktionen wie Slayer, Running Wild, Twisted Sister, Stratovarius, Testament, Gamma Ray, Annihilator, Subway To Sally liegt – oder schlichtweg daran, dass die Metalheads den Veranstaltern die größtenteils wetterbedingten Unzulänglichkeiten in der Organisation verziehen haben: Der Andrang zum W:O:A verstärkt sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich spürbar. Auf dem Platz sorgen derweil LED-Anzeigen für eine verbesserte Information – zum Beispiel hinsichtlich der Kommunikation von veränderten Auftrittszeiten.

      Unterm Strich bilanzieren Holger, Thomas und Sheree einmal mehr einen vollen Erfolg – die Schwachpunkte des letzten Jahres wurden nahezu hundertprozentig beseitigt, einzig die Stau-Problematik bei der An- und Abreise bleibt ein Dauerthema. Erst recht bei der Jubiläumsveranstaltung im kommenden Jahr, denn …

      2004

      … zum 15. W:O:A marschieren doppelt so viele Schwermetaller gen Wacken als noch im Vorjahr. Doch zuvor – wie im Vorjahr in der zweiten Aprilhälfte – stimmt die W:O:A-Roadshow auf das Event am ersten August-Wochenende ein. Diesmal mit von der Party: die drei True-Metal Combos Primal Fear, Freedom Call und Metalium sowie die Düstermetaller Dark Age.

      Und auch eine weitere Firma wird ins Leben gerufen: Armageddon Music. Noch ahnt niemand, dass daraus einmal das Label Wacken Records entsteht, denn ursprünglich ist das Unternehmen lediglich dafür ins Leben gerufen worden, um die administrativen Arbeiten für die Zusammenstellung der Wacken-DVD zu übernehmen. Aber es soll anders kommen – zum Leidwesen von Thomas, der sich eigentlich nie im Leben auch noch um ein Label kümmern möchte …

      Die „A Night To Remember“ am Donnerstagabend steht ganz im Zeichen von Deutschlands Rock-Lady Nummer eins – Doro Pesch: Sie absolviert zwei Shows hintereinander – eine mit ihrer Doro-Solo-Band, eine mit den aus Gründen des 20. Bandjubiläums reformierten Warlock. Letztere Show ist – natürlich – auf Anregung von Holger zustande gekommen, der den Metalheads immer etwas Besonderes bieten möchte. Und zusammen mit Acts wie den Böhsen Onkelz, Dio, Saxon, Motörhead, Helloween, Nevermore, Anthrax, Satyricon oder Grave Digger wird ein Fest gefeiert, an dessen Ende Thomas eine Devise ausgibt: „Wenn man schon das 15. Jubiläum feiert, möchte man auch das 20. feiern!“

      Dass dieses Jahr das Münchner Fachjournal Metal Hammer erstmals als Präsentator mit ins Boot geholt wurde, obwohl man im Vorjahr bewiesen hat, dass es vom Prinzip her eigentlich auch ohne Medienpartner ginge, hat wiederum einen simplen Grund: Denn für das nächste Jahr ist erstmals die Durchführung eines Nachwuchsförderwettbewerbs geplant – dem so genannten …

      2005

      … „Metal Battle“. Und für die mediale Begleitung eines solchen Wettbewerbs ist auch in der heutigen Zeit ein starker und kompetenter Presse-Partner unerlässlich. So kämpfen in jedem Bundesland neue Stars von Morgen in den Vorausscheidungen um einen Finalplatz, um im Rahmen des W:O:A 2006 den Gewinner zu ermitteln, der sich über einen Plattenvertrag bei Armageddon Records freuen darf. Die Gewinner des Wettbewerbs heißen Gorilla Monsoon – der Verlierer hört auf den Namen Thomas Jensen, denn der hat nun doch ein Label, um das er sich auch noch kümmern darf …

      Hauptattraktion sind dieses Jahr zweifellos die Teutonen-Metal-Protagonisten Accept die sich für eine sommerliche Festival-Tour reformiert haben. Aber auch Acts wie Nightwish, Machine Head, Overkill, Within Temptation oder die Berliner Mittelalter/Folk-Rocker Corvus Corax, die in klassischer Begleitung ihre Carmina Burana aufführen, zählen dieses Jahr zu den Highlights.

      2006

      Fast schon scheint „Business as usual“ einzuziehen: Die W:O:A Roadshow geht mit Ensiferum, Orphaned Land, Spellbound und Noise Forest in die vierte, der Nachwuchswettbewerb Metal Battle in die zweite Runde, während die Besucherzahlen

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