Kochwut. Ella Danz

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Kochwut - Ella Danz

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ragte. Die Augen waren geschlossen. Seltsam sauber und undramatisch wirkte dieses Opfer auf den Kriminalhauptkommissar, der in vergleichbaren Situationen sonst eher so schnell wie möglich Abstand zum Objekt zu gewinnen versuchte. Das mochte daran liegen, dass es keine sichtbaren Verletzungen gab, keine großen Blutlachen und der Tote tatsächlich aussah, als schliefe er nur.

      »So wie es aussieht, ist er hier getötet worden«, sagte der Lensahner Kollege. »Auf den ersten Blick haben wir nichts gefunden, das auf einen anderen Tatort hindeutet.«

      »Ist ja da drin noch kälter als draußen, Mann«, meinte Jansen und schüttelte sich, obwohl sie auf der Schwelle stehen geblieben waren, um keine Spuren zu vernichten.

      »Ist wohl ein Tiefkühlraum, was?«

      »Dachten wir auch«, nickte der Kripomann aus Lensahn. »Aber die Frau Fischer, die das Opfer gefunden hat, meinte, jemand müsse die Temperatur heruntergedreht haben. Normalerweise sind hier so um die null bis zwei Grad, und als sie kam, stand der Regler auf Minus 20. Steht er immer noch – wir haben hier nichts verändert.«

      »Das will ich auch meinen! Tach allerseits!«

      Die Kriminaltechnik war eingetroffen, allen voran An­dreas Meise, ein kompetenter Fachmann, als Mensch allerdings gewöhnungsbedürftig, wie Angermüller fand.

      »So Jungs, seid ihr fertig? Dann lasst mal den Papa zu den saftigen Steaks hier!«

      Meise drängte sich an den Kommissaren vorbei. Er und sein Kollege steckten schon im weißen Schutzanzug, und sogleich begannen sie, routinemäßig den Fundort und seine Umgebung auf Spuren zu untersuchen.

      »Kannst du gleich mal nachschauen, was der Mann in seinen Taschen hat, Andreas?«, bat Angermüller den Kriminaltechniker, der sich vorsichtig neben den Toten gehockt hatte.

      Ameise, wie er von den anderen genannt wurde, da er nicht sehr groß war und immer gern dem Boden eines Tatorts große Aufmerksamkeit schenkte, durchsuchte systematisch Hosen- und Jackentaschen des Toten. Er förderte nur eine Packung Papiertaschentücher und ein Taschenmesser zutage.

      »Tscha, das war’s wohl. Da is weiter nix«, stellte Ameise fest.

      »Hm, find ich eigenartig. Zumindest einen Hausschlüssel nimmt man doch mit, wenn man rausgeht«, überlegte Angermüller. »Ob das vielleicht auf Raubmord rausläuft?«

      »Das ist dann wohl ein Problem, das ihr klären müsst, Kollegen. Und jetzt lasst mich man in Ruhe arbeiten hier.«

      »Ist die Rechtsmedizin schon benachrichtigt?«

      »Aber selbstverständlich, Herr Kollege! Dein süßer Freund wird bestimmt gleich hier sein«, flötete Ameise in affektiertem Tonfall auf Angermüllers Frage, der gewohnheitsmäßig versuchte, die plumpe Anspielung zu ignorieren. Trotzdem ärgerte er sich darüber. Andererseits war er froh, dass er es mit seinem Freund Steffen zu tun bekam, der als Rechtsmediziner einen sehr guten Ruf genoss und mit dem er hervorragend zusammenarbeitete.

      Tumultartiges Getöse war plötzlich zu vernehmen, und Angermüller bemühte sich zu orten, woher es kam.

      »Das kommt aus dem Studio«, erklärte der Lensahner Kollege, als er Angermüllers fragenden Gesichtsausdruck sah. »Die haben da so einen Einheizer vor der Show, der die Leute zum Klatschen bringt. Das schneiden die dann später zwischen.«

      »Sie kennen sich ja gut aus.«

      »Ich bin selbst mit meiner Frau neulich erst hier gewesen als Zuschauer«, erzählte der Mann nicht ohne Stolz. »Der macht so Sprüche, der junge Mann, der ist richtig witzig. Vielleicht kennen Sie den auch aus der Werbung für … na für …«

      Es fiel ihm nicht ein. Angermüller schüttelte den Kopf.

      »Wahrscheinlich nicht. So, dann wollen wir mal. Claus, besorgst du uns bitte einen Raum, wo wir unsere Zeugen befragen können?«, forderte er seinen Kollegen auf. »Und ihr seht euch auf dem Gelände ein wenig um, bei den Leuten, die sonst hier auf dem Gut wohnen. Wann wurde das Opfer gestern von wem gesehen, gab es fremde Besucher, sonst irgendwas Auffälliges, na ja, ihr wisst schon«, wandte er sich danach an Anja-Lena Kruse und Norbert Teschner.

      »Und Sie, Herr Kollege aus Lensahn, Sie sorgen bitte dafür, dass möglichst niemand von den Leuten verschwindet, die heute Morgen dabei waren, bevor wir mit ihnen gesprochen haben.«

      Auf dem Tisch lagen zwei Mobiltelefone, die ständig Signale von sich gaben, und eine dicke Klarsichtmappe mit Papieren. Um den Hals der zierlichen Frau hing ein breites Schlüsselband in Blau-Weiß-Rot mit einem Namensschild. Das Band trug fortlaufend einen Schriftzug, den Angermüller nach längerem Rätseln als Pierre Lebouton entzifferte.

      »Sie sind also die Chefin hier, Frau Fischer?«

      »Chefin?«

      »Na ja, wofür Sie so alles verantwortlich sind …«, meinte Angermüller in nettem Ton, da die Frau ihm ziemlich nervös vorkam. Sie lachte nur bitter. Sie war Anfang 30, wirkte aber älter in dem streng geschnittenen, klassischen Hosenanzug und mit dem akkuraten Bubikopf. Mit einer heftigen Bewegung schnippte sie die Asche von ihrer Zigarette in einen Joghurtbecher.

      »Da haben Sie was falsch verstanden. Hier gibt es nur einen Chef! Und der fragt sich wahrscheinlich schon, wo ich bleibe. Ich bin nur die Regieassistentin, die immer schuld ist, wenn was schiefgeht.«

      »Und wer ist hier der Chef?«, fragte Angermüller.

      Grit Fischer hatte Jansen sofort angeboten, dass sie die Gesindeküche des Kavaliershauses für ihre Befragungen nutzen konnten. Jetzt saßen sie hier zu dritt an einem langen Holztisch. Alle anderen hatten die Beamten hinausgeschickt und gebeten, sich zur Verfügung zu halten.

      »Pierre natürlich.«

      Die Regieassistentin war heute Morgen die Erste hier gewesen. Es war Tag eins von drei Produktionstagen, und wie immer hatte sie zur Sicherheit noch einmal alles durchchecken wollen, bevor die anderen kamen. Sie kontrollierte, ob die Studioküche sauber und dort alles an seinem Platz war, ob die von den Köchen gewünschten Zutaten ausreichend vorhanden waren, ob alle Namensschilder richtig geschrieben, die Sitzplätze der Kandidaten und Mitwirkenden beschildert waren und ob der Ablaufplan in sich logisch war.

      »Das ist noch lange nicht alles. Ich will Sie nicht mit den vielen tausend Kleinigkeiten langweilen, die in der Summe aber für das Gelingen der Show unheimlich wichtig sind.«

      Sie zog an ihrer Zigarette.

      »Eigentlich ist vieles davon gar nicht mein Job. Aber wie gesagt, wenn was schiefgeht … Und dann mache ich es lieber gleich selbst. Dann kann ich mich wenigstens da­rauf verlassen, dass alles in Ordnung ist.«

      Alles war so kalkuliert, dass drei Folgen ›Voilà Lebouton!‹ pro Tag aufgezeichnet werden konnten. Man drehte immer am Freitag, Samstag und Sonntag hintereinander.

      »Der Chef will nicht nur die Busladungen aus dem Altenheim und lauter Arbeitslose als Zuschauer im Studio haben«, lieferte die Regieassistentin ungefragt die Begründung für die Arbeit am Wochenende. »Außerdem wäre das ja auch ungerecht. Unsere Show ist sehr beliebt, und die Karten sind heiß begehrt. Es gibt Leute, die warten bis zu zwei Jahre auf die Möglichkeit, hier einmal dabei zu sein.«

      Es war der Frau anzumerken, dass sie sehr stolz auf ihren Job war, das Gelingen der Show nicht zuletzt ihrer eigenen Person zuschrieb

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