Kranichtod. Thomas L. Viernau

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Kranichtod - Thomas L. Viernau

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begann sich mit der neuen Materie vorsichtig anzufreunden.

      Nägelein löste die Versammlung auf. Am Kaffeeautomaten traf Linthdorf auf Louise Elverdink. Sie begrüßte ihn wie einen alten Bekannten: »Herr Linthdorf, wie schön Sie wieder zu sehen! Möchten Sie auch einen Kaffee?«

      Linthdorf nickte. »Ja, ebenfalls. Wie kommt es, dass Sie hier zu finden sind? Eigentlich leiten Sie doch die Mordkommission in Brandenburg/Havel?«

      »Das ist eine komplizierte Geschichte. Aber diesen Job habe ich meinem Chef, dem alten Haberer zu verdanken. Der ist nämlich der Meinung, dass ich etwas für meine Weiterbildung machen soll und Erfahrungen bei solch strategisch koordinierten Einsätzen sammeln müsste. Er denkt dabei an seine baldige Pensionierung, die wahrscheinlich im nächsten Jahr ansteht.«

      »Oh. Ja, dann ... Gratulation zu dieser Aussicht. Jaaa, also, ich sehe der ganzen Angelegenheit mit recht gemischten Gefühlen entgegen. So richtig sehe ich die Erfolgschancen dieses Vorhabens nicht.

      Wieso konnten bisher solche Summen überhaupt angehäuft und am Fiskus vorbei geschmuggelt werden?

      Was haben die Steuerfuzzis denn bisher gemacht?

      Und inwieweit diese unsympathischen Computerfreaks da etwas machen können, na ja. Ich traue dem Ganzen nicht so recht.

      Wir können doch nur jemanden dingfest machen, dem man lupenrein eine kriminelle Machenschaft nachweisen kann.

      Das stelle ich mir hier sehr schwierig vor. Der Dr. Knipphase macht ja einen recht optimistischen Eindruck. Aber das ist wahrscheinlich auch sein Job. Konkret mit den Ermittlungen wird der sich ja nicht herumschlagen müssen.«

      »Ach, Herr Linthdorf, seien Sie doch nicht so ein Pessimist. Wer weiß, vielleicht können wir ja auch mal nen dicken Fisch ins Netz bekommen. Berlin ist gleich nebenan. Ich weiß von den dortigen Kollegen, dass sie schon einige echt kapitale Fänge gemacht haben.«

      Linthdorf schlürfte geräuschvoll seinen Kaffee. Knipphase war inzwischen an ihn herangetreten.

      »Sie werden also die neugeschaffene SoKo leiten. Ihr Chef hat mir schon sehr viel Löbliches über Sie erzählt. Sie kennen ja das Land wie kein Zweiter ...«

      »Nun, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber natürlich werde ich mein regional spezifisches Wissen mit einbringen. Wir sind da recht flexibel und haben auch ein gut funktionierendes Netz an Informanten. Mal sehen, was wir auf diesem Gebiet damit bezwecken werden.«

      Knipphase klopfte Linthdorf leutselig auf die Schulter, was aufgrund des Größenunterschieds zwischen den beiden Männern etwas eigenartig aussah. »Sie machen das schon. Ich muss wieder los nach Wiesbaden. Grüßen Sie ihren Chef schön von mir. Wir bleiben in Kontakt.«

      Damit drehte er sich um und ging mit federndem Schritt Richtung Tür. Linthdorf blieb mit Louise Elverdink zurück und nickte ihr kurz zu: »Jetzt wissen Sie, was ich mit schwierigen Zeiten meine.«

      II

      Immer noch Potsdam

      Montag, 23. Oktober 2006

      Linthdorf war wieder zurück in seinem kleinen Büro. Die neugegründete SoKo sollte sich in zwei Stunden wieder treffen. Linthdorf wollte mit den Spezialisten eine grobe Vorgehensweise abstecken und einzelne Ressorts festlegen. Auf seinem Monitor blinkte an der Seitenleiste das kleine Postzeichen auf. Er hatte eine neue Email bekommen. Es war eine Nachricht von der Polizeidienststelle Linum. Linthdorf erinnerte sich an seine Begegnung mit dem kugelrunden Dorfpolizisten Boedefeldt und dessen schrecklichen Bericht über das Kranichmassaker im Linumer Bruch.

      Was Boedefeldt da schrieb, brachte Linthdorf ins Grübeln:

      Mein lieber Linthdorf,

      Sie erinnern sich an unser Gespräch über die toten Kraniche. Wir treten ja hier etwas auf der Stelle. So richtig können wir uns bisher noch keinen Reim auf diesen Frevel machen.

      Doch etwas Licht könnte hier in diese verfahrene Angelegenheit kommen. Durch Zufall habe ich folgende Neuigkeiten in Erfahrung gebracht. Bei einem Verkehrsunfall, der etwas ominös verlaufen war und wobei es auch ein Todesopfer gegeben hatte, bin ich nach Gut Lankenhorst geraten.

      Lankenhorst ist eine halbe Stunde entfernt von Linum, eigentlich nicht mehr mein Revier, aber an jenem Montagmorgen waren leider keine anderen Kollegen abkömmlich, so dass ich von der Verkehrseinsatzzentrale in Oranienburg herbei gerufen wurde. Um es kurz zu machen: die Unfallsache war unerquicklich, aber nicht so relevant für das, was ich Ihnen jetzt zu berichten habe. Bei einem beiläufigem Gespräch mit dem Hausmeister auf Gut Lankenhorst, einem gewissen Meinrad Zwiebel, erwähnte dieser seltsame Vogelkadaverfunde, die in letzter Zeit hier im Park zu beobachten gewesen seien.

      Ihm war die Häufung von toten Vögeln schon etwas eher aufgefallen. Erstaunlicherweise handelte es sich dabei um Vogelarten, die hier im Lankenhorster Moor und im angrenzenden Ladeburger Forst eigentlich gar nicht vorkamen. Speziell Kraniche waren ihm aufgefallen, teilweise waren noch andere, ihm unbekannte Wasservögel dabei.

      Einen Höhepunkt hatte es letzte Nacht gegeben. Der Baron von Quappendorff, der auch der Schlossherr auf Lankenhorst ist, habe ihn darauf angesprochen, doch die Vogelkadaver vor der Eingangstreppe zu beseitigen. Dort war ein kunstvoll ineinander verschlungener Haufen aus bestimmt zehn toten Kranichen und anderen Vögeln aufgeschichtet. Zwiebel war regelrecht geschockt. Die Vögel taten ihm leid. Allen war die Kehle durchschnitten worden mit einem scharfen Messer. Er könne sich nicht erklären, wer so etwas machte.

      Zumal der Baron ein ausgesprochener Tierfreund war und gerade Kraniche sehr schätzte. Sogar im Familienwappen sind neben der Quappe auch zwei flankierende Kraniche zu finden. Er empfände diese toten Vögel daher auch als Angriff auf seine Person und wirke zunehmend verstört.

      Anbei finden Sie ein paar Fotos, die ich auf Gut Lankenhorst mit meiner kleinen Handykamera machen konnte. In der Hoffnung, bald von Ihnen zu hören verbleibe ich

      mit frdl. Grüßen aus Linum

      Ihr

      Rod. Boedefeldt

      P.S. Habe für Sie ein paar nette Fische eingefroren. Können Sie bei Gelegenheit bei mir abholen.

      Linthdorf klickte die angehängten Bilddateien durch. Boedefeldt hatte akribisch den ganzen Park und die einzelnen Fundorte der Vogelkadaver fotografiert. Linthdorf musste schlucken.

      Was er da sah, war starker Tobak. Aus großen Augen schauten ihn die toten Vögel an. Er konnte Kraniche erkennen, Fischreiher, Kormorane, Watvögel, Schwäne, Graugänse, Blesshühnchen und Enten.

      Natürlich hatte er diese Angelegenheit nicht vergessen. Nachts träumte er von diesen Bildern und schreckte jedes Mal auf, wenn er die vermeintlichen Todesschreie der Vögel zu hören glaubte. Doch es war dann doch wieder still.

      Nur das monotone Rauschen der Berliner Nacht blieb, manchmal unterbrochen vom gellenden Tatütata eines vorbeirasenden Einsatzfahrzeugs der Feuerwehr oder Medizinischen Hilfe. Wahrscheinlich hatte sein Unterbewusstsein ihm dann dieses Geräusch als Vogelschreie vorgegaukelt.

      Draußen klopfte es. Linthdorf klickte den Computer auf Stand-by-Modus. Nägelein stand vor der Tür, das konnte er schon

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