Depeche Mode - Die Biografie. Steve Malins

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Depeche Mode - Die Biografie - Steve Malins страница 15

Depeche Mode - Die Biografie - Steve  Malins

Скачать книгу

ganzzeitlich Roadie und sorgte für eine vertraute, freundschaftliche Atmosphäre hinter den Kulissen. Jeder, der mit auf Tournee war, empfand den bevorstehenden Verlust von Clarke beim letzten Gig der Band im Londoner Lyceum am 16. November als schmerzlich. Als das Konzert zu Ende war, ging der Songwriter davon, drehte sich noch einmal um und winkte zum Abschied.

      Mitte November 1981 veröffentlichten Mute das erste Album. „Das war auch wieder eine aufregende Zeit“, sagte Miller. „Als die Platte auf den Markt kam, bezogen wir auch unser erstes richtiges Büro, und ich nahm zu den drei Angestellten noch einen vierten dazu. Das war auf dem Seymour Place im Londoner West End.“ Daniel Miller und Depeche Mode hatten das Album Speak And Spell gemeinsam produziert; es erreichte Platz 10 der Charts und hielt sich zweiunddreißig Wochen lang in der Bestenliste. Die Platte enthielt die beiden Hitsingles „New Life“ und „Just Can’t Get Enough“ sowie einige Lieblingstracks der Band aus den Livekonzerten. Das Cover mit dem Bild eines Schwans machte zwar nicht viel Sinn und kam auch nicht allzu gut rüber, aber damit zog die Band doch einen deutlichen Trennungsstrich zwischen sich und anderen Gruppen, die Fotos ihrer Gesichter auf den Plattenhüllen bevorzugten.

      Der Fotograf und Coverdesigner Brian Griffin hatte schon etliche berühmte Hüllen in den späten Siebzigern und zu Beginn des neuen Jahrzehnts illustriert, unter anderem für Elvis Costellos Armed Forces, Joe Jacksons Look Sharp und Iggy Pops Soldier sowie für Teardrop Explodes, Echo and The Bunny­men und Devo. „Damals hatte mein Agent ein Büro auf dem Seymour Place“, erinnert sich Griffin. „Er hatte den ersten, zweiten und dritten Stock gemietet, und eines Tages erzählte er mir, eine kleine Plattenfirma sei im Parterre eingezogen, die ein Plattencover brauche. Ich musste nur eine Treppe hinuntergehen, um Daniel in seinem kleinen Büro zu treffen. Ich ließ mich informieren, wobei ich das erste Meeting mit der Band ziemlich seltsam fand, denn sie wirkten sehr passiv. Da war kein Eifer, alles schien ihnen egal. Aber je länger ich mit ihnen arbeitete, umso engagierter wurden sie. Ich machte das Coverfoto in meinem Studio in Rotherhithe. Ich habe keinen Schimmer, wie ich auf den Gedanken kam, einen Schwan in einen Plastikbeutel zu packen. Ihre Reaktion auf das Motiv fiel sehr zweifelnd aus.“

      „Es war scheußlich“, sagte Gahan kurz nach Veröffentlichung der Platte. „Brian Griffin erklärte uns vorab seine Idee: Wir sollten uns vorstellen, wie ein Schwan in der Luft oder auf einem Meer aus Glas schwebe. Und das klang ganz großartig. Hinterher war es aber nur ein ausgestopfter Schwan in einem Plastikbeutel! Es sollte alles hübsch und romantisch sein, doch dann war es nur komisch.“

      Speak And Spell bekam überwiegend positive Kritiken. Sounds beschrieb das Album als „trendy Electro-Disco-Beats, die Hand in Hand gehen mit Chorknabenmelodien und einem Karussell von Neo-Folk-Synthies, um ein perfektes, unverschnörkeltes Popsoufflé hervorzubringen“. Und der Melody Maker meinte: „Das klingt so eindeutig fröhlich, so klar und sprühend vor neuem Leben, dass man meint, sie müssten eigentlich tanzende Schatten in die Wände brennen.“ Paul Morley vom NME schrieb: „Depeche Mode nehmen die glänzende, flüchtige, oberflächliche und vorhersehbare Nettigkeit des Teen-Bop – das passive Muster von Slik, das frische Tempo der Bay City Rollers – und emaillieren sie mit Intelligenz und Unbekümmertheit. Depeche Mode führen die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, in den Bubblegum ein.“ Der Record Mirror bewertete die Platte mit der Höchstnote – fünf Punkten – und beschrieb sie als „charmante, kecke Kollektion verführerischer Tanzlieder, sprudelnd und knapp, wie Popmusik sein sollte“. Der Autor der Plattenkritik empfand den ernsthafteren Track „Photographic“ als Höhepunkt und meinte: „‚Photographic‘ klingt wie die beste Musik von Gary Numan – nur noch besser: Alle düsteren Passagen, textlich wie musikalisch, kommen mit einem schnell tanzbaren Beat statt mit der Feierlichkeit, die Numan stets allzu dick auftrug.“

      Speak And Spell klingt tatsächlich sehr kaugummimäßig und naiv, enthält aber schon Hinweise darauf, dass die Band durchaus bereit ist, atmosphärisch dichtere Gebiete und Themen zu ergründen. Die Beiträge „Photographic“ und „Puppets“ von Vince Clarke und das verträumte „Any Second Now“ weisen schon in diese Richtung, aber noch wichtiger für diesen Trend sind Martin Gores „Tora! Tora! Tora!“ und das exzellente Instrumentalstück „Big Muff“. Speak And Spell enthält außerdem auch den reinen elektronischen Sound ihrer Liveauftritte und an Kraftwerk erinnernde Klarheit, gemischt mit eindeutigen Teenagerpopklängen. Daniel Miller betont: „Wir haben nie polyfone Synthesizer benutzt, um Akkorde zu spielen. Wir fanden, dass das nicht zu elektronischer Musik passte, und daran glaube ich immer noch. Mithin mussten wir die Akkorde Ton für Ton aufbauen.“ Trotzdem beurteilte Dave Gahan die Platte nach wenigen Jahren weitaus kritischer als zu Beginn, nachdem er oft genug die schauerlich kitschigen Songs „Boys Say Go!“ oder „What’s Your Name?“ gehört hatte: „Bestimmte Tracks aus Speak And Spell sind mir heute peinlich, obwohl ich die Platte damals großartig fand.“

      Im Dezember 1981 gaben Mute offiziell bekannt, dass Clarke die Band verlassen habe. Nach der Tour wurde die Stimmung erst richtig schlimm, angeheizt durch die aggressiven und ehrgeizigen Veranlagungen von Gahan und Fletcher. „Die Trennung war alles andere als freundschaftlich“, sagt der hyperaktive, emotionale Gahan. „Auf beiden Seiten herrschten recht böse Gefühle. Es dauerte fast ein Jahr, ehe sich das legte, aber bis dahin war es ziemlich bissig.“

      Zur gleichen Zeit schaltete die Gruppe eine Anzeige im Melody Maker: „Bekannte Band sucht Synthesizerspieler unter einundzwanzig Jahren.“ Ihre erste USA-Tournee war für den Januar 1982 gebucht, weil die Single „Just Can’t Get Enough“ in den US-Clubs so erfolgreich war, und dafür brauchte die Band jemanden, der die Melodien von Clarke live spielte. Depeche Mode wollten nicht etwa einen ständigen Ersatz für den abtrünnigen Songwriter einstellen. Unter den Keyboardern, die zum Vorspielen kamen, war auch der zweiundzwanzigjährige Alan Wilder aus Hammersmith, Westlondon.

      Wilder, am 1. Juni 1959 geboren, war älter als die Mitglieder von Depeche Mode, und er stammte außerdem aus einer liberaleren Mittelschichtfamilie. „Die Jugend von Hammersmith ist nicht so rebellisch wie die Teenager von Basildon, obwohl meine Eltern weder reich noch arm waren. In der Schule hielt ich mich meist sehr im Hintergrund. Das Einzige, was mich interessierte, waren Musik und Sprachen.“ Als Wilder mit elf Jahren auf die Saint Clement’s Danes Grammar School kam, spielte er bereits Klavier und Flöte, und so wurde er bald Mitglied des Schulorchesters und einer Blaskapelle.

      „Meine Eltern wollten, dass ihre Kinder musikalisch erzogen werden“, erzählt Wilder. „Einer meiner Brüder ist Pianist und begleitet alle möglichen Sänger, der andere gibt Musikunterricht in Finnland. Nachdem ich 1975 die Schule verlassen hatte, war ich die ganze Zeit arbeitslos gewesen. Meine Eltern rieten mir, mich bei Tonstudios zu bewerben. Ich wurde, glaube ich, rund vierzigmal abgewiesen. Schließlich wurde ich zum Teekochen in den DJM-Studios im Londoner West End angestellt, wo ich meinen damaligen Idolen, den Rubettes, begegnete. Außerdem spielte ich in einer kleinen Soft-Rock-Band mit, die sich The Dragons nannte. Dann zog ich nach Bristol, um mehr Gelegenheit zum Üben zu haben. Danach spielte ich in mehreren Jazz- und Bluesbands mit, darunter auch in einer Pub-Band namens Real To Real.“ Für kurze Zeit spielte Wilder in der New-Wave-Band Daphne and The Tenderspots, die eine Single, „Disco Hell“, herausbrachte und wo er sich Alan Normal nannte. Später schloss er sich den Hitmen an, deren Sänger Ben Watkins Juno Reactor gründete. Er spielte bei einigen Liveauftritten mit und entdeckte dann die Anzeige im Melody Maker.

      Der witzige, schlagfertige Wilder erinnert sich: „Bevor ich zu Depeche Mode kam, hatte ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung von elektronischer Musik. Zum Vorspielen hatten sich fast nur Fans der Band eingefunden, und ich glaube, es gefiel Dave, Andrew und Martin einfach, dass ich im Gegensatz zu denen ziemlich unbeeindruckt blieb. Außerdem konnte ich gleich von Anfang an bei ihnen problemlos mitspielen. Was mir noch auffiel bei dieser ersten Probe: Sie hatten alle Pullover der britischen Warenhauskette Marks & Spencer an und waren unglaublich schüchtern. Das ist Martin zwar immer noch, aber damals war seine Schüchternheit fast unerträglich. Man kam sich bei ihm richtig beklommen vor, eben weil er selbst so verklemmt war.“

      Die

Скачать книгу