Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Es dauerte nur eine Viertelstunde und die Identität des Täters war ermittelt. Der Name in seinem Führerschein stimmte nicht. Der war falsch. In Wahrheit hieß er Pascal Basemeier. Er war 33 Jahre alt und hatte eine Liste an Vorstrafen, die sich sehen lassen konnte. Zumeist Drogendelikte und Körperverletzung.
Und er war zwei Jahre lang Türsteher einer Discothek namens ‘Magic’ gewesen.
„Wieder eine Verbindung, die auf die Liga-Ermittlungen deutet”, meinte ich.
„Nicht ganz so schnell, Partner!”, bremste mich Rudi. „Das ist nach der Liga-Epoche gewesen - oder wie immer man diese Zeit in der Geschichte des organisierten Verbrechens in Hannover auch immer nennen will.”
Wir saßen zusammen mit dem Kollegen Martini in der Küche von Reinhold Kahlmanns Haus. Inzwischen machte Dr. Wollatz seine Erstuntersuchung der Leiche von Kahlmann und ansonsten überließen wir das Feld im Augenblick den Erkennungsdienstlern, damit die ungestört ihre Arbeit machen konnten. Rudi hatte das Laptop auf den Tisch gestellt, sodass wir online Zugriff auf Datenbanken des Bundeskriminalamtes hatten.
„Dieser Killer dürfte nicht aus eigenem Antrieb gehandelt haben”, meinte Martini. „Den hat jemand beauftragt.”
„Davon gehe ich auch aus”, sagte ich.
„Denken Sie, dass ein Zusammenhang zum Verschwinden der vier Kollegen besteht?”
„Jedenfalls sind jetzt sämtliche Mitglieder der damaligen Spezialabteilung auf die eine oder andere Weise aus dem Verkehr gezogen worden”, stellte ich nüchtern fest.
„Vorausgesetzt, die vier sind nicht aus eigenem Antrieb untergetaucht, Harry”, gab Rudi zu bedenken. „Du selbst sagst immer, dass man sich nicht zu früh festlegen und vor allem keine Ermittlungsrichtung ausschließen sollte. Und den dürftigen Spuren nach, die wir bisher von den Verschwundenen haben, würde das auch Sinn machen. Inzwischen treffen übrigens per Mail die Ergebnisse von Befragungen der Angehörigen ein, die von den jeweiligen BKA-Büros durchgeführt wurden, bei denen die Verschwundenen zuletzt beschäftigt waren.”
„Und?”, hakte ich nach.
„Ich überfliege die Protokolle kurz. Aber soweit ich das sehe...”
Er schüttelte den Kopf. Ich war zwar genauso ungeduldig wie Rudi, aber die Zeit musste ich ihm lassen.
Der Kollege Martini tickte derweil nervös auf dem Tisch herum.
Ein anderer Beamter kam herein und wandte sich an Martini. „Ich habe Frau Kahlmann an ihrem Arbeitsplatz erreicht. Sie ist auf dem Weg hier her.”
„Danke.”
„Sie wird etwa in einer Viertelstunde hier sein.”
Martini atmete tief durch. „Bis dahin ist mir vielleicht irgendwas Passendes eingefallen, was ich der armen Frau sagen kann, die gerade ihren Mann verloren hat”, seufzte er. Ich beneidete ihn um diese Aufgabe nicht. Vieles mag an unserem Job mit der Zeit zur Routine werden - aber für den Moment, da man den Angehörigen eines Opfers eines Gewaltverbrechens gegenübersteht und um die richtigen Worte ringt, gilt das ganz bestimmt zu allerletzt.
Der Beamte verließ die Küche wieder.
Inzwischen hatte Rudi die Protokolle überflogen. „Da ist nichts Brauchbares drin”, meinte er. „Nichts, was uns weiterbringen oder irgendeinen Hinweis geben könnte.”
„Gibt es denn irgendwelche Hinweise darauf, dass die vier doch aus eigenem Antrieb heraus untergetaucht sind?”, hakte ich nach, weil Rudi diese Möglichkeit zuvor nochmals ins Spiel gebracht hatte.
Aber Rudi schüttelte den Kopf. „Bis jetzt ist mir nichts in dieser Hinsicht aufgefallen. Aber seltsam ist es doch schon, dass man überhaupt nichts gefunden hat. Jörn Gottlieb zum Beispiel ist mit seinem Wagen von zu Hause losgefahren und nirgendwo mehr aufgetaucht. Wenn ihm was passiert wäre, hätte doch wenigstens das Fahrzeug irgendwo aufgefunden werden müssen. Die Kreditkarte ist überprüft worden. Er hat weder damit getankt noch gibt es Abbuchungen an Autobahnraststätten.”
„Gottlieb wohnte weit draußen, mitten im Wald”, mischte sich Herr Martini ein. „Da kann ein Wagen schonmal für eine Weile verschwinden, wenn es jemand darauf anlegt.”
„Und eine Leiche auch”, ergänzte ich.
Rudi zuckte mit den Schultern. „Rätselhaft ist das ganze trotzdem.”
„Oder einfach nur sehr perfekt durchgeführt”, lautete mein Fazit.
„Dann passt das aber nicht unbedingt zu dem, was wir heute erlebt haben”, meinte Rudi. „Ich meine, das heute war doch ein ziemlich grob durchgeführter Auftragsmord.”
„Vielleicht bestand aus irgendeinem Grund ein erheblicher Zeitdruck, um Kahlmann auszuschalten”, lautete meine Vermutung. „Da war keine Zeit, um irgendwelche Pläne von einem perfekten Verschwinden durchzuführen.”
„So wie der Unfall von Theo Görremann in Hannover, Harry.”
„Ja.”
Ich rief Lin-Tai Gansenbrink in Quardenburg an. Die Informatikerin und Mathematikerin der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst meldete sich mit einer gewissen Verzögerung. Offenbar hatte ich sie bei irgendeiner Arbeit, die sie gerade auf ihre gewohnt hochkonzentrierte Weise durchführte, gestört.
„Hallo!. Glauben Sie im Ernst, dass ich die umfangreiche Wunschliste, die Ihr Kollege mir zugeschickt hat, schon abgearbeitet habe?”
„Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass Sie schon irgendetwas für uns haben.”
„Also das ist jetzt noch weit entfernt von irgendeiner profunden Analyse, aber vielleicht bringt es Sie trotzdem weiter - oder zumindest auf irgendeinen produktiven Gedanken...”
„Ich bin ganz Ohr”, versprach ich.
„Ich habe die bekannten Merkmale der Opfer, ihre Personaldaten und ihre Laufbahnstationen nochmal einer genaueren Analyse unterworfen und auf Korrelationen geachtet. Ich will da jetzt nicht in die Einzelheiten gehen, die interessieren Sie in der Regel ja auch ohnehin nicht.”
„Wenn