Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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      14

      Am nächsten Morgen holte ich Rudi auf dem Weg von meiner Wohnung zum Büro ab. Er wirkte ziemlich übernächtigt und ich sollte auch bald erfahren, woran das lag. „Ich habe unter den damals verhafteten fünf Personen jene herausgefiltert, die irgendwann einmal durch Drohungen gegenüber Ermittlern aufgefallen sind”, erklärte er mir. „Und du wirst es nicht glauben, einer davon ist auf freiem Fuß.”

      „Wie bitte?”

      „Sebastian Pender, verurteilt zu etlichen Jahren im Zusammenhang mit Verbrechen im Zusammenhang mit den Liga Prozessen.”

      „Sag nicht, dass er auf Bewährung draußen ist!”

      „Sein Urteil wurde vor einem halben Jahr aufgehoben. Ein Großteil der Beweise, die gegen ihn verwendet wurden, waren auf illegale Weise beschafft worden und die Beweiswürdigung dadurch unzureichend und fehlerhaft. So zumindest hat das Gericht im Wiederaufnahmeverfahren geurteilt. Insbesondere geht es dabei um einen großen Drogen-Deal, an dem Pender beteiligt gewesen sein soll und um Geldwäsche. Nach der neuen Verhandlung war die Liste der Straftaten, für die man ihn belangen konnte, so weit zusammengeschmolzen, dass er die Strafe dafür längst abgesessen hat.”

      „Dann kann dieser Pender ja noch mit einer Entschädigung rechnen!”

      „Ich fürchte ja - und das alles nur, weil damals wohl ein Staatsanwalt und ein Gericht schlampig gearbeitet haben. Anscheinend hat Pender bei der Verhandlung insbesondere Kahlmann verbal massiv bedroht und ihm alles Mögliche angedroht.”

      „Wieso Kahlmann?”

      „Vermutlich wegen dessen Aussage vor Gericht. Pender hatte wohl die fixe Idee, dass diese Aussage maßgeblich zu seiner Verurteilung beigetragen hat. Wenn man hier die Presseartikel von damals überfliegt, dann scheint das allerdings seine Privatmeinung gewesen zu sein.”

      „Wir müssen wissen, wo dieser Pender zurzeit wohnt”, sagte ich.

      „Das müsste sich herauskriegen lassen.” Rudi unterdrückte nun schon zum wiederholten Mal ein Gähnen - beziehungsweise versuchte es. „Sag jetzt nicht, dass ich besser hätte schlafen sollen”, meinte er.

      „Habe ich irgendetwas gesagt?”

      „Du hast es gedacht.”

      „Die Gedanken sind frei, Rudi!”

      15

      Im Präsidium in Berlin haben Rudi und ich jeder sein eigenes Büro. Das hängt mit dem Rang zusammen, in den man uns vor einiger Zeit beförderte. Aber wenn man zusammen an einem Fall arbeitet, ist das natürlich nicht unbedingt praktisch. Wir saßen auch diesmal gemeinsam in meinem Büro, um insbesondere die gesammelten Fakten über Sebastian Pender zu bewerten. Wir telefonierten mit den Kollegen in Hannover. Zuerst mit dem Chef, dann mit einem Kollegen aus der Fahndungsabteilung. Demnach war Sebastian Penders derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt. Es gab im Übrigen auch keinerlei Meldevorschriften und Auflagen, die Pender befolgen musste.

      Schließlich war er ja nicht auf Bewährung draußen, sondern auf Grund des Urteils in einem Wiederaufnahmeverfahren. Und damit war er in jeder Hinsicht ein freier Mann. Ich telefonierte mit Dienststellenleiter Sörgelmeier vom BKA-Büro Hannover.

      „Was kann ich für Sie tun, Harry?”, fragte Sörgelmeier.

      Ich berichtete ihm von unserem Verdacht, dass Sebastian Pender etwas mit dem Fall zu tun haben könnte. „Wir wüssten einfach gerne, wo er ist”, erklärte ich.

      „Normalerweise würde ich annehmen, dass so jemand versuchen wird, seine alten kriminellen Verbindungen wiederaufzunehmen. Aber das dürfte für Pender schwierig werden, weil das Spinnennetz der Liga wirklich ziemlich restlos zerrissen worden ist.”

      „Und was ist mit Leuten aus der dritten oder vierten Reihe dieses kriminellen Netzwerks?”, fragte ich. „Da wird es doch sicher noch Personen geben, die entweder damals nicht im Fokus der Ermittlungen standen oder nur zu kurzen Haftstrafen verurteilt wurden.”

      „Ich werde die Fahndungsabteilung die Sache ansetzen.”

      „Ich hätte noch ein weiteres Anliegen. Es geht um die Discothek ‘Magic’ bei Ihnen in Hannover. Der Laden stand meinen Unterlagen nach immer wieder im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Liga.”

      „Das ist richtig. Das ‘Magic’ war ein Drogenumschlagplatz und eine Geldwaschmaschine und gehörte einem gewissen Friedhelm Almahdi. Der war aber nur ein Strohmann für Dorian Rinescu.”

      „Den Chef der Liga persönlich?”

      „Ja. Aber wenn Sie jemanden von denen gleich streichen können, dann ja wohl Rinescu. Der hat sich schließlich zusammen mit einer Menge Beweismaterial und einem Teil seiner Villa in die Luft gesprengt.”

      „Friedhelm Almahdi ist zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden”, stellte ich fest. „Geldwäsche in großem Stil, Drogen und so weiter. Das ganze Programm.”

      „Das ‘Magic’ gehört heute einem Mann namens Nöllemeyer. Und soweit wir wissen, ist der sauber. Zumindest liegt seit der Zerschlagung der Liga nichts vor.”

      „Ich möchte trotzdem wissen, wer dort ein- und ausgeht.”

      „Sie meinen, von den üblichen Verdächtigen?”

      „Vor allem von Leuten, die irgendetwas mit der Liga zu tun hatten.”

      „Gut, wir werden das ‘Magic’ observieren.”

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