Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker страница 17
„Was haben Sie herausgefunden, Lin-Tai?”, unterbrach ich sie.
„Also es ist absolut auffällig, dass sich alle Mitglieder der damaligen Sonderabteilung in Hannover unmittelbar nach Beendigung dieser Mission haben versetzen lassen. Innerhalb von drei Monaten war niemand mehr in Hannover tätig, obwohl sie doch dort eigentlich die Helden gewesen sein müssen! Schließlich stehen die glorreichen Sieben doch für den größten Erfolg, den man dort in den letzten Jahrzehnten verzeichnen konnte.”
„Sie wurden befördert, bekamen Belobigungen und konnten sich die Stellen sicher landesweit aussuchen.”
„Das ist die zweite Merkwürdigkeit, Harry. Einige von ihnen haben Positionen angenommen, bei denen sie sich - gelinde gesagt - nicht verbessert oder sogar verschlechtert haben. Keiner hat danach noch in einer Abteilung mitgewirkt, die überwiegend im Außeneinsatz tätig war. Es sieht für mich fast so aus, als hätten sie das alle regelrecht gemieden.”
„Könnten Sie überprüfen, ob außer Reinhold Kahlmann noch jemand so weit gegangen ist, dass er offenbar sogar Qualifikationen unterschlagen hat?”
„Nein, das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Ich habe mit einem Dienststellenleiter in Hannover ein ausführliches Gespräch gehabt.”
„Herr Sörgelmeier. Er war damals noch relativ frisch in seiner Position.”
„Sie sagen es. Und weil er den Männern dieses Sonder-Teams seinen bis heute größten Erfolg verdankte, hat er Kahlmanns Bitte erfüllt und eine um einige Qualifikationsnachweise abgespeckte Version der Akte auf die Reise geschickt.”
„Er wollte auf keinen Fall zu einem ähnlichen Einsatz herangezogen werden”, stellte ich fest. „Oder würden Sie daraus einen anderen Schluss ziehen?”
„Ich denke, dass sehen Sie richtig.”
„Ich danke Ihnen sehr. Und natürlich habe ich noch ein paar weitere Aufgaben für Sie.”
„Das dachte ich mir schon, Harry. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Sie einfach nur anrufen, um sich nach Ergebnissen zu erkundigen, liegt bei...”
„Sie haben Zeit, solche Dinge zwischendurch zu berechnen, Lin-Tai?”
„Nun, ich...”
„Dann sollte ich dringend dafür sorgen, dass Sie besser ausgelastet sind, finden Sie nicht?”
Ich erlebte jetzt einen denkwürdigen Moment. Frau Gansenbrink schwieg nämlich. Ihr fiel einfach keine Erwiderung ein - und das kam bei ihr nun wirklich ausgesprochen selten vor, denn sie war nicht nur ein Genie im Umgang mit Zahlen und Computern, sondern für gewöhnlich auch sehr schlagfertig. In diesem Fall hatte ich sie wohl schlicht und ergreifend ausgeknockt. Natürlich nur nur im verbalen Schlagabtausch. „Wissen Sie, eine kleine Aufgabe zwischendurch beschäftigt das Gehirn und hält einen im Training”, sagte sie schließlich. „Für mich ist das wie Erholung von dem Stress, den ich dadurch habe, dass ich so oft Aufgaben bekomme, die mich unterfordern.”
„Ich brauche nähere Informationen über eine Discothek namens ‘Magic’ in Hannover. Ich will alles darüber wissen - und vor allen Dingen, welche Bezüge zu den ehemaligen Mitgliedern der Task Force gegen das kriminelle Netzwerk >Liga< bestehen.”
„Ich werde tun, was ich kann”, versprach Frau Gansenbrink.
12
Inzwischen war Frau Kahlmann eingetroffen. Martini hatte sich redlich bemüht, die richtigen Worte zu finden, aber wahrscheinlich kann man in so einer Situation ohnehin nur alles falsch machen. Frau Kahlmann stand sichtlich unter Schock. Trotzdem mussten wir ihr einige Fragen stellen.
„Ist Ihr Mann in letzter Zeit mal bedroht worden?”, fragte ich. „Wir werden alles tun, um herauszufinden, wer hinter diesem Anschlag steckt, aber dazu brauchen wir Ihre Hilfe.”
„Ich weiß nicht”, murmelte sie. „Mein Mann hat im Innendienst gearbeitet, nicht in der Fahndung oder im Außendienst. Er ist außer mit Kollegen doch kaum mit anderen Leuten in Kontakt gekommen. Seine Arbeit hat er am Rechner erledigt, nicht in irgendwelchen halbseidenen Läden, die als Drogenumschlagplätze bekannt sind. Er hat keine Razzien durchgeführt und niemanden verhaftet, seit er...”
„Seit was?”, fragte ich.
„Er hat mal erwähnt, dass er in Hannover etwas anderes gemacht hat. Aber er hat nie darüber gesprochen. Und ehrlich gesagt, war ich froh, dass er nicht den Wunsch hatte, in den Außendienst zurückzukehren. Wir haben uns ja erst kennengelernt, als er schon hier in Reichenberg war.”
„Das heißt, Sie kannten ihn noch nicht, als er noch in Hannover gewesen ist?”
„Nein.”
„Hatte er in seiner Zeit in Hannover eine andere Beziehung?”
„Soweit ich weiß, war er Single in dieser Zeit. Aber beschwören kann ich das nicht. Ich kann Ihnen nur sagen, was er mir gesagt hat.”
Auf jeden Fall fiel dann der Grund, seiner Ehefrau zuliebe nicht mehr in den Außendienst zu gehen, weg. Es musste etwas anderes dahinterstecken, so wie ich schon zuvor vermutet hatte. Unglücklicherweise konnte uns im Moment niemand darüber Auskunft geben.
„Vor einiger Zeit hat sich die Frau eines Kollegen bei Ihrem Mann gemeldet”, sagte ich dann.
„Gregor Bellhoff.”
„Richtig. Hat er Ihnen noch irgendetwas darüber gesagt?”
Frau Kahlmann schüttelte den Kopf. „Nein. Aber er war nach diesem Anruf vollkommen verändert. Er hat sich sofort Urlaub genommen und hat sich auf den Weg gemacht. Das war ihm sehr wichtig, fast so als hinge sein eigenes Leben davon ab. Ich weiß, das klingt jetzt sehr eigenartig, aber es spiegelt nur das Gefühl wieder, das ich dabei hatte.