Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Zusammen mit einem Team von einem Dutzend Kollegen aus Hannover fuhren wir in die Stainhauser Straße. Unterstützt wurden wir noch von zusätzliche Einsatzkräften, die dafür sorgten, dass das Grundstück umstellt wurde.
Und die meisten der Häuser in der Gegend waren von großen, weiträumigen Gärten umgeben.
Das Haus, von dem wir glaubten, dass sich Dorian Rinescu dort aufhielt, gehörte einem gewissen Alexander Mallnoff. Vermutlich war das Rinescus neue Identität. Vielleicht auch ein Strohmann, der für ihn tätig war.
Das würde sich sicher bald herausstellen.
Die Kollegen sprengten das Schloss des gusseisernen Tors auf, das die Zufahrt versperrte. Wir drangen zusammen mit den anderen Kollegen auf das Grundstück vor, während im Osten die Sonne blutrot hinter der Skyline der Stadt hervortauchte. Die Eingänge waren im Nu besetzt. Zwei Leibwächter, die mit mannscharfen Hunden patrouillierten, wurden festgenommen.
Wir standen vor der Haustür und klingelten. Aus dem Inneren des Hauses war ein Schuss zu hören. Ein Hausmädchen öffnete uns.
„BKA! Mache Sie Platz und lassen Sie uns herein!”, sagte ich.
Wir stürzten hinein, durchquerten eine weite Eingangshalle und erreichten dann ein sehr weiträumiges Wohnzimmer, an das ein noch weiträumiger Wintergarten angrenzte.
Dorian Rinescu saß in einem breiten Korbsessel. Sein Gesicht war starr, die Augen blickten ins Nichts. Seine Züge glichen der Darstellung auf dem Phantombild. Vor allem die Narbe am Kinn identifizierte ihn sehr eindeutig.
In der Rechten hielt er eine Pistole. Blut rann aus der Einschusswunde an seine Schläfe. Er sackte sehr langsam zur Seite und hing schließlich über der Lehne.
„Er hat sich der Verhaftung ein zweites Mal entzogen”, stellte Rudi fest.
„Ja, aber diesmal wird er nicht noch einmal von den Toten auferstehen”, sagte ich. „Diesmal gibt es kein zweites Leben für ihn. Diesmal nicht.”
„Und das heißt, dass die Liga nun endgültig Geschichte ist.”
„Hoffen wir es, Rudi. Das wird erst die Zukunft zeigen.”
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„Ich verstehe nicht, wieso Rinescu nicht einfach damals das Land verlassen hat”, meinte Rudi, als wir einige Tage später in Berlin im Büro von Kriminaldirektor Hoch saßen und mit ihm den vorläufigen Abschlussbericht zu dem Fall durchgesprochen hatten. „Ich meine, er hätte doch gute Chancen gehabt, niemals entdeckt zu werden. Irgendwo in der Karibik seinen Lebensabend genießen - das wär’s gewesen.”
„Das wäre der Traum eines Trittbrettfahrers namens Hartmut Kreutzer gewesen”, korrigierte ich ihn. „Aber ich glaube, die Träume von Dorian Rinescu sahen anders aus.”
„Ich verstehe ihn jedenfalls nicht.”
„Es ging ihm nicht nur darum, ein Vermögen anzuhäufen”, sagte jetzt Kriminaldirektor Hoch. „Bei manchen Kriminellen ist die Hoffnung auf ein besseres Leben die Antriebsfeder, das Gesetz zu brechen. Aber es gibt auch eine Gruppe, bei das zweitrangig ist. Ich glaube Rinescu gehörte dazu.”
„Worum ging es ihm dann? Um Macht?”, fragte Rudi.
„Er hatte eine Organisation geschaffen, die lange Zeit nahezu perfekt funktionierte. Er war derjenige, der die Fäden zog. Ich glaube, das war es, was ihn reizte.” Kriminaldirektor Hoch lehnte sich etwas zurück. „Nur so ist erklärlich, dass er alles daran setzte, seine Organisation wieder aufzubauen. In wie weit er das geschafft hat, darüber werden uns Herr Sörgelmeier und seine Hannoveraner Kollegen sicher in nächster Zeit berichten.”
Inzwischen waren auch Michael Kagolowski und Jörn Gottlieb tot aufgefunden worden. Die systematische Suche auf Müllkippen der Umgebung ihres letzten Wohnortes hatte Erfolg gehabt.
Ein Erfolg, der niemanden von uns richtig froh machte. Dass Ermittler des BKA ihr Leben riskieren und manchmal in Ausübung ihrer Pflicht auch verlieren, ist eine Tatsache. Jeder von uns muss mit dieser Möglichkeit rechnen. Aber in diesem Fall waren gleich sieben Ermittler aus unseren Reihen Opfer eines verbrecherischen Geistes geworden. Und dass diese sieben Kollegen selbst vor langer Zeit einmal die rote Linie der Gesetzlichkeit überschritten hatten, machte mich ebenfalls nachdenklich.
Zurück blieben die Angehörigen.
Sie blieben mit einer schrecklichen Wahrheit zurück, die keinem von ihnen ein Trost sein konnte.
ENDE
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