Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker страница 74
Er rührte sich nicht.
Ich hob lauschend den Kopf.
Stille.
Dann wandte ich mich dem neben mir liegenden Mann zu. Seine Augen standen weit offen. Der Laternenschein, der sich in ihnen brach, traf den Blick eines Sterbenden.
Er war voller Blut. Ich sah, das er furchtbare Schmerzen litt.
"Rasch", sagte ich. "Wer sind Sie? Wer hat auf Sie geschossen?"
Die Lippen des Mannes bewegten sich. Ich merkte, wie er sich quälte und etwas zu sagen versuchte, aber ihm fehlte die Kraft, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er riss den Mund noch einmal auf, als wolle er endlich beichten. Ein Schwall Blut und Speichel, mehr kam nicht
Im nächsten Moment rollte sein Kopf zur Seite. Ein letztes Mal atmete er aus, aber nicht wieder ein. Sein Körper wurde ganz schlaff. Ich richtete mich langsam auf. Der Mann war tot.
21
Das Langsame meiner Bewegung stand im krassen Gegensatz zu meiner Gedankenarbeit.
Ich musste jetzt rasch handeln.
Sehr rasch. Mir fiel ein, dass ich in Krawulkes Wohnzimmer ein Telefon gesehen hatte. Trotzdem hatte er es vorgezogen, Eimers Apparat zu benutzen. Daraus ging hervor, dass er Angst gehabt hatte, das rothaarige Mädchen mithören zu lassen.
Michael Krawulkes Haus war nur einen Katzensprung von hier entfernt. Ich jagte los, stürmte die Treppen hinauf und klingelte an seiner Wohnungstür Sturm.
Das Fräulein öffnete mir. Ihr Lächeln fiel jäh in sich zusammen. Sie hatte offenbar Michael erwartet. Ich eilte an ihr vorbei ins Wohnzimmer und kurbelte an dem Apparat und gab dem Fräulein vom Amt die Nummer, die ich im Kopf hatte. Das Gespräch dauerte keine drei Minuten. Es machte mir nichts aus, dass das Fräulein dabei zuhörte. Ich hatte das sichere Gefühl, dass sie nicht zu Michaels Bande zählte.
Ich hastete zurück. Der Tote lag mitten auf dem Asphalt. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ich bückte mich über den Toten, holte seine Brieftasche hervor und warf einen Blick auf seinen Ausweis.
Der Mann hieß Wolfgang Krause.
Der Name war nun nicht schwer zu merken, aber ich prägte mir auch seine Daten ein, stopfte die Brieftasche in sein Jackett zurück und rannte weiter. Kurz darauf klingelte ich zum zweiten Mal an Eimers Wohnungstür.
Er öffnete sie mir und war sichtlich erstaunt, als er mich ganz außer Atem vor sich stehen sah.
"Rasch", sagte ich. "Ich muss telefonieren. Auf der Straße ist ein Mann erschossen worden."
"Waaas?", stieß er hervor.
"Um Himmels willen!" Er drängte mich zurück und schloss die Tür hinter sich. "Rufen Sie von unten an, bitte. Meine Frau darf das nicht hören. Es würde sie zu sehr aufregen."
Wir hasteten die Treppe nach unten. "Wer ist es denn? Kennen Sie den Mann?", fragte der wie stets rauchende Eimer, als er mir die schwere Eisentür öffnete, die zu seinem Laden führte.
"Ich habe einen Blick auf seinen Pass geworfen. Der Bursche heißt schlicht und einfach Wolfgang Krause."
Theodor Weissner, genannt Eimer, zuckte herum. "Krause?", murmelte er mit erschreckt geweiteten Augen. "Wirklich Wolfgang Krause?"
"Ja, kennen Sie ihn?"
"Er ist mein einziger Angestellter!", rief Eimer und schluckte. "Er ist tot, sagen Sie?"
"Ja."
"Haben Sie auf ihn geschossen?"
"Dann wäre ich wohl kaum hier, um die Polizei zu verständigen."
"Das stimmt", sagte er langsam. "Mein Gott, Krause! Das wirft mich um..."
"Worauf warten Sie noch?", fragte ich ungeduldig.
"Öffnen Sie die Tür..."
"Ja, ja", murmelte er und gab sich sichtlich einen heftigen Ruck. "Wolfgang! Ich kann es nicht fassen..."
"Seit wann arbeitet er für Sie?"
"Schon seit zwei Jahren!"
"Wo wohnt er?"
"Hier im Haus, in der Mansarde..."
Ich nickte und eilte vor ihm her in das Ladenbüro. Ich knipste die Schreibtischlampe an und griff nach dem Telefonhörer.
"Lassen Sie das!", kommandierte eine scharfe Männerstimme hinter mir. Sie klang so verändert, dass ich Mühe hatte, sie wiederzuerkennen.
Ich wandte mich um.
Eimer stand auf der Türschwelle und richtete einen Revolver auf mich.
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