Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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Amt meldete sich.

      "Legen Sie auf!", zischte er.

      Ich ließ den Hörer sinken und wandte mich langsam um. Ich wusste, was mich erwartete.

      Tatsächlich hielt Ernst Fuchs einen Revolver in seiner Hand. Sein Finger lag am Abzug.

      "Jetzt", grinste er höhnisch, "können wir uns wieder duzen. Irgendwelche Einwände?"

      Ich schwieg.

      Der Trick hatte geklappt. Meine Provokation hatte ihn dazu gebracht, mir die Waffe zu zeigen, mit der er vermutlich Krause und Weissner erschossen hatte. Der Trick war nicht risikolos. Wenn ich einen Fehler machte, oder wenn Ernst Fuchs durchdrehte... Dann bestand die Gefahr, dass er an diesem Abend zum dritten Mal auf einen Menschen schoss.

      Auf mich.

      "Keine Einwände", sagte ich.

      "Was mache ich jetzt mit dir?", murmelte er.

      "Wir unterhalten uns ein bisschen."

      "Worüber?"

      "Zunächst einmal wüsste ich gern, wo Karla versteckt gehalten wird."

      "Das hättest du Krause fragen müssen."

      "Ich hab’s versucht, aber er war leider nicht bereit, mir zu antworten."

      "Die arme Kleine", höhnte er. "Der Kuckuck mag wissen, in welchem Rattenloch sie jetzt verhungern muss."

      "Warum haben Sie so lange mit der Ausführung Ihrer Rachepläne gewartet?", wollte ich wissen. "Weshalb haben Sie Krause und Weissner erst heute erschossen?"

      "Krause hat Erika getötet. In Weissners Auftrag", sagte Ernst Fuchs. "Ich weiß das seit langem..."

      "Von wem?"

      "Von Siegfried."

      "Wer außer Ihnen wusste noch Bescheid?"

      "Niemand."

      "Wie kommt es, dass Sie bis heute damit warteten, Ihren Racheplan auszuführen?"

      "Jeder in der Gegend weiß, dass ich mir geschworen habe, den Tod meiner Schwester zu rächen. Beim Tode von Weissner und Lorant würde ich automatisch in Tatverdacht geraten, das war mir klar... Ich musste also einen Moment abwarten, wo die Chance bestand, dass dieser Verdacht auf andere fiel. Auf dich zum Beispiel. Oder auf Frank Steinfurt."

      "Und?"

      "Ich konnte nicht länger warten. Ich wollte weder dir noch Frank Steinfurt den Vortritt lassen. Ich, ich allein wollte und musste diese beiden Kerle töten. Jetzt kann ich wieder ruhig schlafen. Der Tod meiner Schwester ist gerächt."

      "Dafür müssen Sie geradestehen."

      "Das tue ich — aber nicht vor Gericht."

      "Warten wir es ab. Zunächst müssen Sie sich mit dem Problem befassen, was mit mir geschehen soll."

      "Keine Sorge, Schnüffler", spottete er. "Damit werde ich fertig. Der heutige Abend hat mir gezeigt, wozu ich fähig bin. Ich bin stark. Ich bin mächtig. Ich bin größer als Michael."

      "Ich warte", sagte ich.

      "Hast du es so eilig, ins Gras zu beißen?"

      "Wo lebt der echte Frank Steinfurt?"

      "Ganz hier in der Nähe. Zweimal um die Ecke."

      "Die ganze Bande um Michael Krawulke hat gewusst, dass ich nicht Franky Steinfurt bin?", fragte ich.

      "Ja."

      "Alle Achtung vor dieser schauspielerischen Leistung", stellte ich fest.

      "Wir wollten sehen, was sich daraus entwickelt."

      "Drei Tote, Erika nicht inbegriffen", kommentierte ich bitter. "Eine schaurige Bilanz."

      "Sei froh, dass wir deinen Freunden von der Justiz die Dreckarbeit abgenommen haben."

      Ich ging langsam auf ihn zu, mit ausgestreckter Hand.

      "Geben Sie mir die Pistole, Ernst."

      Er wich zurück und prallte mit dem Rücken gegen den Türrahmen.

      "Wenn du nicht stehenbleibst, drücke ich ab!", stieß er hervor.

      "Ich muss Ihnen etwas gestehen", sagte ich. "Das Haus ist längst umstellt. Ich habe aus Michael Krawulkes Wohnung die Inspektion A informiert."

      Ernst Fuchs starrte mir in die Augen. Ich beobachtete, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken auf und nieder bewegte. "Du spinnst", murmelte er. "Du machst mir etwas vor."

      "Wer hat mich in Ottos Lokal niedergeschlagen?", wollte ich wissen.

      "Rate mal!"

      "Krause", tippte ich.

      "Stimmt genau. Er beschattete Steinfurt und wollte vermeiden, dass du ihn hopsnimmst."

      In diesem Moment klingelte es. Ernst Fuchs schreckte zusammen und fuhr herum. Ich nutzte meine Chance und machte einen Sprung nach vorn. Fuchs’ Konter kam zu spät. Mein Handkantenschlag und sein Abdrücken fielen zeitlich zusammen.

      Der Schuss weckte in dem nur mittelgroßen Zimmer ein donnerndes Echo. Das Geschoss drang in die Wand. Im nächsten Moment polterte die Waffe zu Boden.

      Ernst Fuchs ging nun mit beiden Fäusten auf mich los. Ich hatte keine Mühe, seinen Angriff zu stoppen. Als er merkte, dass er den falschen Weg gewählt hatte, um mich auszuschalten, versuchte er, sich auf die am Boden liegende Waffe zu stürzen.

      Mein vorschnellendes Bein brachte ihn zu Fall. Ich warf mich über ihn, setzte einen simplen Polizeigriff an und Fuchs damit außer Gefecht. Dann nahm ich seinen Revolver an mich und ging hinaus zur Tür, als es schon zum dritten Mal heftig klingelte.

      Vor der Tür stand Frank Steinfurt.

      Als er mich sah, machte er kehrt und raste die Treppe hinab. Ich folgte ihm. Ich war überrascht, wie schnell und gewandt er sich vorwärts bewegte. Ich hatte Mühe, sein Tempo mitzuhalten.

      Wir sprinteten aus dem Haus.

      Drei Polizeifahrzeuge rollten heran und stoppten. Ein Schupo sprang aus dem vordersten Wagen. Er hatte seinen Schlagstock bereit in der Hand.

      "He, was geht hier vor?", rief er.

      Ich blieb stehen. "Verhaften Sie Ernst Fuchs", stieß ich hervor. "Er hat Wolfgang Krause und Theodor ‚Eimer‘ Weissner erschossen. Hier ist die Mordwaffe."

      Ich legte sie vor ihm auf den Boden. Noch ehe er weitere Fragen stellen konnte, rannte ich weiter. Hinter mir hörte ich das Schrillen von Polizeipfeifen. Ich kümmerte mich nicht darum. Steinfurt hatte einen Vorsprung von knapp dreißig Metern gewonnen. Er jagte in eine schmale, dunkle Straße hinein und wurde an

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