Eisblumenblüte. Isolde Kakoschky
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Читать онлайн книгу Eisblumenblüte - Isolde Kakoschky страница 10
»Na Toni, was meinst du, kann uns Mark öfter besuchen kommen?« stellte sie ihrem Kater die Frage. Als der wohlig schnurrte, lächelte sie: »Dann ist es ja gut!«
Mit einem leichten Kribbeln im Bauch stand Kristina am Sonntag vor dem Haus, in dem Mark wohnte.
Auch er bewohnte nur eine kleine Mietwohnung, aber in sehr zentraler Lage. Kristina konnte es kaum erwarten, los zu fahren. Schnell hatte sie die notwendigsten Hausarbeiten erledigt und ihren Kater noch mit Fressen und einer neuen Füllung für sein Katzenklo versorgt. Mit schief gelegtem Kopf hatte Toni sein Frauchen beobachtet. Er war es zwar gewöhnt, alleine in der Wohnung zu bleiben, wenn sie bei der Arbeit war, doch vielleicht kannten ja auch Tiere den Unterschied zwischen Arbeitstagen und Wochenenden. Dass Kristina nun schon wieder weg fuhr, schien ihn zu irritieren.
Nun stand sie also hier und drückte auf den Klingelknopf. Sofort ertönte im Lautsprecher Marks Stimme: »Schön, dass du da bist, komm kurz rein.« Im selben Moment summte der Türöffner. Sie stieg die Treppe hinauf, wo sie Mark schon an der geöffneten Tür in Empfang nahm und in Richtung Wohnzimmer geleitete.
»Setz dich noch mal hin, ich ziehe mir nur die Schuhe an«, rief er ihr zu. Kurz darauf stand er fertig angezogen neben ihr und nahm ihre Hände, um sie vom Sessel hoch zu ziehen. »So, wir können.«
In gemächlichem Tempo liefen die beiden in Richtung Rathaus. Sie erfreuten sich an der bunten Weihnachtsbeleuchtung, welche die Straße in ein warmes Licht tauchte, obwohl es erst kurz nach dem Mittag war. Als sie den Rathausplatz erreichten, blieben sie einen Augenblick stehen und ließen den großen Tannenbaum auf sich wirken.
»Der Baum ist wirklich schön. Und irgendwie waren wir wieder mit beteiligt, dass er nun hier steht und uns die Adventszeit verschönert!«, sprach Mark aus, was Kristina gerade gedacht hatte. So ähnlich hatte sie sich das Anfang der Woche vorgestellt, doch nun war alles viel schöner gekommen.
»Möchtest du hier etwas essen oder suchen wir uns ein Restaurant?«, wollte Mark nun wissen. Keiner von beiden hatte schon zu Mittag gegessen.
Kristina überlegte nur kurz. »Lass uns hier etwas passendes suchen. Es wird doch genug angeboten. Ich hatte mich ja heute auf eine Bratwurst vom Grill eingestellt.«
Wenig später saßen sie auf einer Holzbank neben einem wärmenden Feuerkorb und ließen sich die Wurst schmecken.
»Du, Mark«, stupste Kristina ihn plötzlich an, »mir ist gerade was eingefallen, was aus meiner Kindheit.«
»Echt? Willst du es erzählen?« Neugierig sah er sie an.
»Ja. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal mit meiner Mutter mit dem Bus zu einem Weihnachtsmarkt gefahren bin. Dort gab es ganz tolle Würstchen, Thüringer. Die haben so gut geschmeckt. Dort hat Mutti einen kleinen, geschnitzten Räuchermann gekauft. Schade, dass wir ihn damals nicht mitgenommen haben. Ich glaube, das war die einzige Reise, die ich mit
meiner Mutter je unternommen hatte, bis zu dieser langen Bahnfahrt.«
Mark schmunzelte. »Und das fällt dir ein, weil wir gerade eine Bratwurst essen! Na dann ist ja noch nicht alles verloren von deiner Erinnerung. Wenn du erst die Stadt wiedersiehst, wirst du dich bestimmt an ganz viel erinnern.« Er legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich. »Aber jetzt hole ich uns einen Glühwein. Da wirst du dich wohl kaum erinnern, oder hast du schon als Kind Glühwein getrunken?«
Ehe Kristina noch etwas erwidern konnte, war Mark schon in Richtung Glühweinstand verschwunden und kam bald darauf mit zwei bunten Porzellanbechern zurück. Sie prosteten sich zu. Das heiße Getränk rann durch ihre Kehle und wärmte den Magen. Und der Mann neben ihr sah sie zärtlich an und wärmte ihr Herz. Hand in Hand bummelten sie an der Vielzahl von kleinen Verkaufsständen entlang und freuten sich über die lachenden Kinder, die eine um die andere Runde auf dem Karussell drehten.
In ihrer Tasche fühlte Kristina die Umrisse der Glühweintasse, für die sie sich den Pfandbetrag nicht hatte zurückzahlen lassen. Ab sofort würde sie selbst für ihre Erinnerungen sorgen.
7.Kapitel
Als Kristina am Montagmorgen über die Peenebrücke fuhr, klang dieses schöne Gefühl vom Wochenende noch immer in ihr nach. War Mark auch schon vorher ein netter Kollege gewesen, jetzt war er mehr!
Die Arbeit hatte sie schon bald wieder fest im Griff. Wie immer in der ersten Woche des Monats gab es Berge von Lieferscheinen und Frachtbriefen zu sortieren und den entsprechenden Kunden zuzuordnen, damit die Rechnungen möglichst schnell auf den Weg gingen. An ihr sollte es nicht liegen, falls die Firma finanzielle Probleme bekam. Spätestens Ende der Woche musste dann auch der Monatsbericht fertig sein. Da legte die Geschäftsführung großen Wert darauf, dass die Zuarbeit klappte. Kristinas seit Jahren entwickelte Routine machte ihr vieles leichter. So blieb ihr doch ein wenig Zeit, um zwischendurch zu Mark ins Büro zu gehen und mit ihm eine Tasse Kaffee zu trinken. Sie hatten sich schon am Morgen begrüßt und sahen sich durch die geöffnete Zwischentür immer wieder verstohlen an. Dabei kam sich Kristina vor, als wären sie das Klassenpärchen, von dem keiner etwas wissen durfte.
»Wie sieht es aus bei dir, viel zu tun?«, wollte Mark dann auch gleich wissen.
»Ach, geht so«, winkte Kristina ab. »Ein bisschen was habe ich ja schon am Freitag erledigt. Ich muss ja immer sehen, wie die Jungs ihre Papiere abliefern.«
»Ich habe auch die Bestände am Freitag schon fast fertig gehabt. Aber du weißt ja wie das ist, irgendeiner kommt immer noch kurz vor Feierabend.« Er zwinkerte Kristina zu. Sie kannte das aus der anderen Sicht.
»Ich habe was läuten hören, dass uns noch im Dezember eine größere Auslagerung ins Haus steht. Da will ich mal lieber alles aktuell haben.«
Kristina setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, aber sie ließ die Zwischentür offen. Lieber verzichtete sie auf ein paar Grad ihrer Zimmertemperatur, als sich völlig von Mark zu trennen. Das Klappern seiner Tastatur vermittelte ihr eine Art von Nähe, die sie sehr genoss.
Pling! Der Ton kündigte eine eingegangene Email an. Als Kristina das Postfach anklickte, musste sie unwillkürlich grinsen. Und nebenan verkniff sich Mark nur mühsam sein Prusten.
Er hatte ihr eine Email geschickt: Hallo, meine liebe Kollegin, kommst du mit zum Mittagessen?
Konnte dieser Kerl albern sein! Kristina kicherte leise und schrieb zurück: JA! Und fügte ein Smiley an. J Sie ließ ihm eine Minute zum empfangen und lesen und wartete dann an der Bürotür. Es war schon seltsam, da benahmen sich zwei erwachsene Menschen beinahe wie die Teenager.
Auch am Nachmittag ging Kristina die Arbeit gut von der Hand. Ihre Beziehung schien ihr Flügel zu verleihen. Von Liebe wollte sie noch nicht wirklich sprechen. Viel zu neu war das alles für sie. Doch sie wollte sich und Mark eine Chance geben, zu verlieren hatten sie ja beide nichts. Das »Bis morgen!« klang nun mit einem Hauch von Zärtlichkeit durch den Korridor, als sie sich verabschiedeten.