Eisblumenblüte. Isolde Kakoschky

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Eisblumenblüte - Isolde Kakoschky

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Das brachte Ruhe in den Arbeitsalltag. Doch heute verging die Zeit einfach nicht. Sie wollte doch gleich nach Feierabend noch ins Kaufhaus fahren, um sich wenigstens eine hübsche Bluse zu kaufen. Oder vielleicht

      doch ein Kleid? Nein, dann würde sich Mark nur wundern. Egal, nachher würde sich schon etwas finden.

      Entsprechend motiviert fuhr Kristina dann später ins Zentrum der Stadt. Doch nicht im Kaufhaus wurde sie fündig. In einer kleinen Boutique erstand sie eine cremefarbene, langärmlige Tunika, die, obwohl sie locker geschnitten war, ihren immer noch wohlproportionierten Körper dezent zur Geltung brachte. Dazu passte die dunkle Stoffhose, die für besondere Anlässe zuhause im Schrank hing.

      Da sie gleich am Markt noch im Restaurant gegessen hatte, musste sie sich heute keine Gedanken über das Abendessen machen. Es machte aber auch gar keinen Spaß, immer alleine zu essen. Kochen war sowieso nicht ihre Lieblingsbeschäftigung, und so ging sie auch an den Wochenenden oft in eine Gaststätte in der Nähe. Oder sie fuhr über die Grenze nach Polen. Dort gab es auch gutes Essen, noch dazu recht preisgünstig. Vielleicht sollte ich mal wieder rüber fahren, dachte sie so bei sich und vor ihr inneres Auge schob sich das Bild aus Mutters Schachtel. Doch erst einmal freute sie sich auf den Abend mit Mark.

      Der Donnerstag verging dann ohne nennenswerte Höhen und Tiefen. Die Arbeit floss so dahin, wie vor dem Fenster der feine Nieselregen. Da war ihr der erste Schnee vor einer Woche fast noch lieber gewesen, solange es nur nicht zu kalt wurde.

      Am Freitagmorgen schaltete Kristina den Rechner an und verschaffte sich, wie jeden Tag, erst einmal einen Überblich über die Standorte der Fahrzeuge. Aber so, wie sie es einschätzte, sah es sehr gut aus. Spätestens am Nachmittag sollten sich alle wieder auf dem Hof einfinden. Das klappte bei Weitem nicht an jedem Freitag. Oft wurde es Samstag früh oder sogar Mittag, ehe der Letzte eintrudelte. Ganz selten kam es auch vor, dass mal ein Fahrzeug gar nicht in Richtung Norden fahren konnte und am Wochenende dann irgendwo in Bayern stand. Das tat Kristina zwar immer etwas leid, hatten doch die meisten ihrer Kollegen eine Familie, doch es war dann nicht zu ändern. Heute aber wertete sie den Stand der Dinge als gutes Omen. Auf gar keinen Fall wollte sie heute länger im Büro bleiben oder sich von zuhause aus noch mal im Internet einloggen.

      Den ganzen Tag über war da ein Kribbeln in ihrem Bauch und als sie zum Mittag Mark gegenüber saß, empfand sie eine leichte Aufregung, wie Kristina sie noch nie im Zusammensein mit Mark gespürt hatte. Haben wir jetzt so was wie ein Date, stellte sie sich irritiert die Frage. Und als sie sich mit einem lockeren »Bis nachher!« von Mark verabschiedete, da klang das gar nicht so locker, wie es klingen sollte.

      Mark amüsierte sich über das Verhalten seiner Kollegin ein wenig. Da schien doch die harte Schale langsam einen Riss zu bekommen.

      

       5. Kapitel

      

      Mark hatte schon ein paar Minuten vor dem Strandhotel gewartet, als er Kristina um die Ecke kommen sah und ihr entgegen ging. In der Hand hielt er eine rote Rose und fühlte sich damit etwas unsicher. Schon lange hatte er kein Rendezvous mehr gehabt und er wusste auch nicht, wie Kristina darauf reagieren würde.

      »Oh, ist die für mich?« Erfreut lächelte sie ihm zu.

      »Die ist schön!«

      »Eine schöne Rose für eine schöne Frau!« Mark küsste sie leicht auf die Wange.

      »Danke!« Kristina errötete. Was war das hier? Sie fühlte sich eher wie ein Schulmädchen mit dem ersten Freund als eine gestandene Frau mit ihrem Kollegen.

      Gemeinsam betraten sie das Hotel. Galant nahm Mark ihr die Jacke ab und geleitete sie, dem Kellner folgend, zum Tisch.

      »Darf ich Ihnen die Blume abnehmen und ins Wasser stellen?« Der Kellner hatte inzwischen die Kerze auf dem Tisch entzündet und brachte die Rose in einer Vase zurück zum Tisch.

      »Wünschen Sie einen Aperitif?« »Gerne.« Beide nickten. Während Kristina einen Campari Orange wählte, entschied sich Mark für einen Campari Soda. Der leichte Alkoholgehalt wirkte beruhigend und als sie dann in der Speisekarte blätterten, schwand Kristinas Nervosität immer mehr. Sie verzichteten auf eine Vorspeise, ließen sich aber den kleinen Gruß aus der Küche, Baguette-Scheiben mit Frischkäse, gut schmecken.

      Mit einem Glas halbtrockenen Weißwein, den Mark ausgewählt hatte, stießen sie an. Sein Blick ruhte mit Wohlgefallen auf ihr. Die Bluse, die sie trug, stand ihr ausgezeichnet. Sie war wirklich eine schöne Frau. Er griff über den Tisch nach Kristinas Hand. Eigentlich hatte er etwas zu ihr sagen wollen, wie sehr er sich freute, mit ihr hier zu sein, doch er brachte kein Wort heraus. Es war eine zärtliche Geste, der sich Kristina zu seiner Freude nicht entzog.

      »Kristina?« Nun ergriff Mark doch die Initiative.

      »Ja Mark?«

      »Du und ich, wir kennen uns doch schon so lange«, begann er einen zaghaften Vorstoß. »Ja, und wir wissen eigentlich so wenig voneinander«, nahm ihm Kristina das Wort aus dem Mund. »Ja, es ist mir auch aufgefallen und es wird Zeit, dass wir das ändern.« Jetzt war es raus. Kristina spürte Marks Händedruck und erwiderte ihn.

      Erleichtert sah Mark sie an. »Dann frage ich dich gleich geradeheraus: Was ist in den letzten Tagen mit dir los? Du bist so anders.«

      »Okay.« Kristina nickte. »Ich habe mich verändert, positiv oder negativ?«

      »Schon irgendwie positiv, aber es beunruhigt mich auch. Was ist also passiert?«

      In dem Moment brachte der Kellner das Essen. »Lass uns erst dieses köstliche Mahl zu uns nehmen, dann können wir reden, der Abend ist noch lang«, verschob Kristina die Antwort. »Ich möchte schließlich auch etwas mehr von dir erfahren.«

      »Gut, was möchtest du wissen?« Es war Mark, der nach dem Essen zuerst wieder das Wort ergriff.

      »Erzähle mir doch einfach von dir!«, forderte Kristina ihn auf.

      Mark grinste. »Also, es war einmal ein kleiner Junge, der kam in Rostock zur Welt.« Kristina unterbrach ihn.

      »Das finde ich zur Not in deiner Personalakte, du Märchenonkel!«

      »Ist ja schon gut«, lenkte Mark ein. »Wie du weißt, bin ich geschieden. Meine Frau lebt auch noch in Rostock, genau wie mein Bruder und meine Mutter. Nach der Scheidung suchte ich den Abstand und kam hier her. Inzwischen haben wir wieder ein ganz gutes Verhältnis zueinander. Meine Ex-Frau kümmert sich auch ab und zu um meine Mutter. Mein Vater starb vor 5 Jahren, aber daran kannst du dich ja vielleicht erinnern.« Hhm, mit dem Erinnern habe ich es ja nicht so, dachte Kristina, fragte aber stattdessen: »Und Kinder, hast du Kinder?«

      »Ja, ich habe eine Tochter, die war schon fast erwachsen, als wir uns getrennt haben. Sie wohnt jetzt in Neubrandenburg. Noch was?« Er sah sie fragend an.

      Kristina überlegte einen kurzen Moment. »Kannst du dich an deine Kindheit und die Schulzeit erinnern?« Mark lachte. »Oh ja, da könnte ich dir Geschichten erzählen! Ich war zwar nicht der größte Rüpel der Schule, aber ein Hansdampf in allen Gassen. Das war schon eine lustige Zeit damals. Aber das würde den Rahmen heute sprengen. Was glaubst du, was wir immer beim Klassentreffen so rauskramen, einfach köstlich! – Was ist los? Du guckst so komisch. Habe ich was Falsches gesagt?«

      Kristinas

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