Frühlingstochter. Isolde Kakoschky

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Frühlingstochter - Isolde Kakoschky

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      »Also gut, du ziehst es mir ja doch aus der Nase. Ich muss seit Sonnabend immer an Karsten denken.«

      »Verstehe.« So etwas hatte Maria schon erwartet.

      »Ich war dort, wo er früher gewohnt hat, aber das Haus steht nicht mehr. Ich weiß nicht mal, ob er noch in der Stadt wohnt. Aber ich würde ihn wirklich gerne wiedersehen…«

      »…und es ihm sagen?«, hakte Maria nach. »Er weiß doch wohl immer noch nichts?«

      »Nein, er weiß nichts. Und ich habe keine Ahnung ob und wie ich es ihm beibringe. Trotzdem, finden möchte ich ihn schon.«

      »Hast du mal ins Telefonbuch gesehen?« Es erschien als das Naheliegendste.

      »Ja, aber er steht nicht drin.« Der Einfall war Manuela auch schon gekommen.

      »Warte mal, ich sitze gerade vor dem Computer, ich schaue mal im Internet.« Sie hörte, wie Maria mit der Tastatur klapperte.

      »Nein, nichts«, bekannte die bald darauf ernüchtert.

      »Nicht schlaflos in Seattle, sondern spurlos im Internet.«

      »Na gut, wenn er nicht in virtuellen Welten zu finden ist, muss ich es doch im realen Leben weiter versuchen.

      Ich wollte sowieso noch einmal nach Hettstedt fahren. Vielleicht finde ich Nachbarn, die etwas wissen.« Maria musste schlucken, ehe sie der Schwester antworten konnte. »Dann wünsche ich dir viel Kraft und noch mehr Erfolg. Und halt mich unbedingt auf dem Laufenden!«

      »Na sowieso! Bei wem sollte ich wohl mein Herz ausschütten, wenn nicht bei dir? Bis bald, Maria!«

      »Na klar, was sonst! Dann bis bald!« Maria ließ ihre Stimme betont munter klingen, doch insgeheim dachte sie: Hättest du es doch damals nur getan und dich mir anvertraut…

      

       7. Kapitel

      

      Am Abend hatte sich Manuela mit allerlei Arbeiten in ihrem kleinen Haushalt leidlich abgelenkt. Und am nächsten Tag gönnten ihr die Analysen für eine neue Versuchsreihe nicht die kleinste Verschnaufpause. Erst am Nachmittag, als sie endlich zur Ruhe kam, drängten sich die offenen Fragen wieder in ihr Bewusstsein. Wie sollte sie nur anfangen?

      Plötzlich schoss eine Idee wie ein Pfeil durch ihren Kopf. Sie lief zum Schrank und holte das Bild vom Klassentreffen wieder heraus. War Kristina hier mit dabei? Sah da nicht ein Gesicht aus wie das von Karsten? Ach was, du siehst schon Gespenster, schalt sie sich. Kristina und ihre Mutter waren damals wie vom Erdboden verschluckt. Sollte sie jetzt ausgerechnet zum Klassentreffen wieder aufgetaucht sein? Aber wenn, dann könnte sie etwas von ihrem Onkel wissen. Irgendwo musste doch auch noch der Brief mit der Einladung sein. Manuela riss den Stapel Papiere mit einem Ruck aus dem Fach. Alles Mögliche fand sich an, nur der Brief blieb verschwunden. Was nun?

      Sie schaltete ihren Rechner an und wartete ungeduldig, bis das Betriebssystem hochgefahren war. Den Brief hatte Berit geschickt, das wusste sie noch. Damals hieß sie Eberth. Doch die meisten Mädchen ihres Alters hatten irgendwann geheiratet und dann den Namen ihres Mannes angenommen. Verdammt, wie hieß Berit jetzt? Angestrengt dachte Manuela nach. Es war die Abwandlung irgendeiner Farbe gewesen, glaubte sie sich zu entsinnen. Weiß oder Weiße? Sie gab beides in die Suchzeile vom Telefonbuch ein, erfolglos. Roth oder Rother vielleicht? Wieder nicht. Schwarz oder Schwarzer? Halt, da sah sie es doch! Ein Tippfehler verhalf ihr nun zum Erfolg. Schwerzer, so hieß Berit und ihre Telefonnummer stand gleich daneben.

      Jetzt gab es kein Zurück mehr. Mit zitternden Fingern tippte sie die Nummer ins Display ihres Smartphones ein und drückte auf Anruf. Der langgezogene Ton für ein Klingelzeichen drang an ihr Ohr. Nach dem vierten Tuten wollte sie gerade den Anruf beenden, als sie doch noch eine Stimme vernahm.

      »Berit Schwerzer«

      Fast hätte Manuela gesagt: Rate mal, wer hier ist? Doch sie wollte ja keine Oma mit dem Enkeltrick über´s Ohr hauen, sondern von ihrer Schulkameradin eine Information erhalten.

      »Hallo Berit, hier ist Manuela, geborene Knoor. Erinnerst du dich an mich?«

      »Aber ja! Natürlich erinnere ich mich. Du warst ja leider nicht bei unserem Jahrgangstreffen dabei, aber es ist schön, dass du jetzt anrufst.« Berit klang ehrlich erfreut und sehr nett. Das machte Manuela Mut.

      »Ja, da war ich leider verhindert«, versuchte sie sich mit einer Notlüge aus der Affäre zu ziehen. Doch Berit fragte nicht weiter nach.

      »Wie geht´s dir denn so? Wo bist du gelandet?« Da Manuela mit ihrem Mobiltelefon angerufen hatte, konnte Berit nicht auf eine Vorwahl schließen.

      »Mir geht es gut, ich wohne in Halle, genauer in Halle-Neustadt, bin geschieden, habe einen Sohn und eine Enkeltochter«, fasste sie kurz die wichtigsten Daten zusammen.

      »Schön! Ich habe zwei Enkel«, freute sich Berit. »Aber du rufst doch bestimmt aus einem anderen Grund an. Wie kann ich dir helfen?«

      Manuela fühlte sich durchschaut, aber da Berit so offen sprach, wurden ihre Hemmungen immer weniger.

      »Du hast recht«, stimmte sie ihr zu, »ich suche jemanden von früher und hoffe, du kannst mir helfen.«

      »Schieß los, ich werde sehen, ob ich was weiß!«

      »Tja, ich wollte dich fragen, ob Kristina, damals hieß sie Schmidmann, zum Treffen gekommen ist«, begann sie vorsichtig. Doch da Berit sie nicht unterbrach, erzählte sie gleich weiter. »Eigentlich suche ich ja gar nicht Kristina, sondern ihren Onkel Karsten. Aber ich denke, sie könnte mir dann wieder weiterhelfen, wenn du ihre Telefonnummer hättest.«

      »Ach so, Karsten. Das ist ja gar nicht…« Berit biss sich auf die Zunge. Nein, das sollte Karsten Manuela schon selbst erzählen, das war nicht ihre Aufgabe, sein Familiengeheimnis zu lüften. »Das ist ja gar nicht so kompliziert«, begann sie nun den Satz noch einmal. »Ich kann dir gerne die Adresse und die Telefonnummer

      von Karsten geben, seine Frau ist nämlich meine Kollegin.«

      Manuela hätte vor Freude laut jubeln können, aber sie hielt sich mit ihren Äußerungen zurück. »Na super! Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass es so einfach ist. Bin ich froh!«, brachte sie nun doch ihre Erleichterung zum Ausdruck.

      Sie notierte die Adresse und die Nummer, die ihr Berit diktierte und bedankte sich noch einmal von Herzen für deren Hilfe. Jetzt hatte sie endlich etwas Greifbares in der Hand. Am liebsten hätte sie jetzt sofort bei Karsten angerufen, doch eigentlich wusste sie gar nicht, was sie ihm erzählen sollte und wo sie anfangen sollte. Und er war verheiratet, das hatte sie nun erfahren. Wie würde seine Frau reagieren, wenn sie am Telefon sein würde? Also, nur nichts über´s Knie brechen, dachte sie bei sich. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.

      Die Schicht steckte Manuela noch in den Knochen, als sie schon zuhause auf dem Sofa saß. Der Feierabend hatte sich um Stunden nach hinten verschoben. Doch nun lief die Anlage wieder richtig und sie konnte endlich die Beine hoch legen.

      Sie hatte sich ein Glas Weißweinschorle eingegossen, deren kühles Prickeln sie angenehm erfrischte. Schon gestern hatte sie die Nummer von Karsten in ihr Handy gespeichert.

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