Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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![Operation Terra 2.0 - Andrea Ross Operation Terra 2.0 - Andrea Ross](/cover_pre948985.jpg)
Manche Menschen bevorzugten es, die saftig grünen Wälder zu bewohnen. Einige Wohneinheiten waren in luftiger Höhe als Baumhäuser angebracht, andere standen auf stabilen Pfählen, die man in den Waldboden getrieben hatte. Auf diese Weise wurde weder der Bodenbewuchs zerstört, noch versiegelte man Flächen gegen das Regenwasser.
Die Formgebung der Wohngebäude griff genau wie die Fassaden die Besonderheiten des Waldes auf: sie liefen nach oben hin schmal zu und spiegelten sämtliche Grünund Braunschattierungen wider, als hätte die Natur selbst sie sorgsam gestaltet. Man musste schon zweimal hinsehen, um sie zwischen den Bäumen zu entdecken.
Allein das Grasland war anderen Zwecken vorbehalten. Hier standen die verschiedenartigen Nutzbauten der vier Sektionen, streng voneinander abgegrenzt und nur von Angehörigen der eigenen Sektion erreichbar.
Diese Beschränkung stellte die einzige Restriktion für die Bevölkerung dar – alle anderen Flächen des Planeten durften von jedermann frei betreten werden, denn das Land war nicht in private Parzellen aufgeteilt. Alles gehörte jedem und niemandem, kein Zaun oder Wall grenzte bestimmte Gebiete ein.
Im Grasland befanden sich auch der riesige Raumbahnhof und die Fertigungsanlagen für Häuser, Fahrbahnen und die vielfältig nutzbare Magnettechnik. Ansprechend gestaltete Wettkampfstätten, Bibliotheken, Hologramm-Kinos, Wasserparks und Freilichttheater sorgten dafür, dass Körper und Geist ausreichend Erholung fanden.
Landwirte und einfache Handwerker hatten hier im Grasland traditionell nichts zu suchen. Ihnen waren bestimmte Gebiete zugeteilt, in denen sie ihre Felder bestellen und den jeweiligen Handwerken nachgehen konnten. Sie blieben meistens unter sich, nur alle 14 KIN suchten einige dieser einfachen Menschen die umliegenden Siedlungen auf, um ihre Produkte zu liefern. Ihnen war bewusst, dass sie im Austausch dafür Schutz, technische Errungenschaften und Fortschritt erwarten durften.
Die Angehörigen der Sektion Landwirtschaft und Versorgung verfügten weder über eine höhere Schulbildung, noch stand ihnen ein Mitspracherecht bei grundsätzlichen Entscheidungen zu. Jeder wurde seinen Neigungen und Talenten gemäß eingesetzt, denn schon in der Jugend zeigte sich, welches Geschick der Einzelne besaß.
Warum hätte man die Bauern und Handwerker auch darüber hinaus ausbilden sollen? Sobald die breite Bevölkerung auf die Idee gekommen war, im Wege einer Demokratie an der Regierung teilhaben zu wollen, war damals auf dem Mars alles schief gegangen. Von Terra ganz zu schweigen!
Nur sehr wenige Menschen konnten verantwortungsvoll mit Macht umgehen, oder eigneten sich als Entscheidungsträger. Sie mussten sorgfältig ausgewählt und auf ihre schwere Aufgabe schon von frühester Kindheit an vorbereitet werden. Was auch für die Wächter galt.
Arden schauderte bei dem unangenehmen Gedanken, dass nicht nur frühere Menschengeschlechter unablässig damit beschäftigt gewesen waren, möglichst viel Eigentum zusammenzuraffen, um sich mithilfe sinnlosen Plunders Macht über andere zu verschaffen. Erst vor kurzem hatte eine Expedition nach Terra bei ihrer Wiederkehr entsetzt von den fürchterlichen Auswirkungen solch egoistischen Verhaltens berichtet.
Und Solaras meinte nun allen Ernstes, Teile der Tiberianer würden sich ausgerechnet dort wieder ansiedeln können? Jemand, der diesem Transfer freiwillig zustimmen wollte, konnte doch nicht normal im Kopf sein! Er musste sich getäuscht, aus dem Gehörten falsche Schlüsse gezogen haben.
Dieses Paradies für immer zu verlassen − das konnte man sicher niemandem reinen Gewissens zumuten! Zum Glück lag das Sonnensystem, dem Tiberia angehörte – jedenfalls nach irdischen Maßstäben – etwa 2.700 Lichtjahre von Terra entfernt, war somit von dort aus nicht erreichbar. Die Raumfahrttechnik steckte auf jenem halb verwüsteten Planeten noch in den Kinderschuhen, das wusste er von Solaras. Zumindest eine Invasion der dortigen, total degenerierten Hominiden war auf Tiberia also nicht zu befürchten.
Ardens Laune besserte sich nach dieser beruhigenden Erkenntnis schlagartig, als er seine gemütliche Behausung im Wald ohne besondere Vorkommnisse erreichte.
*
Die Vorderste der Sektion Wissenschaft, Geschichte, Technik und Schrift wirkte ungewöhnlich matt. Die stundenlangen Diskussionen im zentralen Saal ihrer Einrichtung hatten sie gründlich zermürbt. Trotzdem musste sie durchhalten, denn ein Ende der Gespräche schien noch lange nicht in greifbare Nähe zu rücken.
»Könnte mir bitte jemand noch einen Energieschub verabreichen?«, rief sie einer Ansammlung schräg hinter ihr wartender Mediziner zu.
»Selbstverständlich, Vorderste!« Ein ganz in Gelbgrün gekleideter Mann eilte herbei, zog ein quadratisches Etui aus seinem Gewand hervor. Diesem entnahm er ein handliches weißes Gerät, platzierte es direkt auf dem Solarplexus Alannas. Ein optisch kaum wahrzunehmender Lichtbogen versorgte sie augenblicklich mit neuer Kraft. Man bezeichnete diese praktischen Hilfsmittel als ›Chaktivatoren‹, weil man mit deren Hilfe die Energiezentren des Menschen, also die Chakren, gezielt aktivieren konnte.
»Das ist schon viel besser! Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach, genau. Die Terraforming-Option für den Mars! Darf ich also nach den bisherigen Ausführungen davon ausgehen, dass wir diesen Gedanken nicht weiter verfolgen sollten?« Die siebenköpfige Abordnung der führenden Wissenschaftler Tiberias nickte einhellig, darunter auch Solaras.
»Na schön!«, sagte Alanna erleichtert. »Der Schreiber möge bitte zu Protokoll nehmen, dass ein Transfer von Bevölkerungsteilen auf den Mars nicht infrage kommt. Und zwar aus folgenden Gründen:
Erstens würde es viel zu lange dauern, die notwendigen Gerätschaften aufzubauen und eine Biosphäre zu errichten. Ein dorthin entsandtes Wissenschaftler-Team hätte außerdem neben der lebensbedrohlichen Strahlung mit den rötlichen Feinstaubpartikeln zu kämpfen, welche die Restatmosphäre des Mars durchsetzen und Raumanzüge beschädigen können; die scharfkantigen Teilchen würden auch Filteranlagen verstopfen und im Falle von Staubstürmen die Solaranlagen ineffektiv machen.
Zudem existiert flüssiges Wasser nur noch unterhalb der Kryosphäre. Wir müssten es mühselig nach oben befördern, um die Trinkwasserversorgung und die Bewässerung der Kulturpflanzen zu gewährleisten. Selbst wenn wir all diese Probleme sicherlich innerhalb absehbarer Zeit lösen könnten: der Planet ist nach wie vor vulkanisch aktiv – wer weiß schon genau, wann der große Kegel wieder ausbrechen und seine Umgebung verheeren wird?
Dann wäre da noch ein zweiter, mindestens ebenso wichtiger Hinderungsgrund. Die vielen Bauteile für ein BiosphärenHabitat müssten hier auf Tiberia gefertigt und anschließend schubweise zum Mars transportiert werden. Das würde bedeuten, dass wir weitere Teile des Graslandes für Fertigungshallen und Raumtransporter annektieren müssten. Wir sind aber mit den Nutzflächen schon ohne solche zusätzlichen Bauprojekte hart am Limit!
Im Endeffekt würden wir also unsere heimatliche Landschaft beschädigen, nur um ein Projekt von ungewisser Erfolgsaussicht ins Leben zu rufen. Das ist für die Bevölkerung keinesfalls tragbar. Die Regentenfamilie könnte einem derartigen Vorschlag aus Fürsorgegründen ebenfalls nie zustimmen! Wir müssen uns somit etwas Besseres überlegen«, schloss Alanna ihre Zusammenfassung fürs Protokoll kopfschüttelnd ab.
»Realistisch betrachtet bliebe uns somit nur eine Option übrig. Euch ist doch sicherlich längst bewusst, welche ich hier anspreche?«, fragte Alanna in die Runde, forschte dabei aufmerksam in den Gesichtern ihrer führenden Wissenschaftler.
Solaras meldete sich zu Wort. Er drückte mit vorsichtig gewählten Worten aus, was offenkundig