Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Rückkehr nach Tiberia hatte er sie bedauerlicherweise nicht mehr zu Gesicht bekommen.

      So schnappte er sich voller Vorfreude seine Ausrüstung und eilte fliegenden Fußes zum nächstbesten Magnetfahrzeug, um schnell beim Einsatzort anzugelangen. Die bewusstlose Frau schwebte sicherlich nicht in akuter Lebensgefahr … und falls dem wider Erwarten doch so wäre, könnte sie das jüngst verbesserte Modell des Chaktivator, welches er in seinem Fundus mit sich führte, immer noch rechtzeitig reanimieren.

      Nein, die außergewöhnliche Eile hing genau wie seine Nervosität vielmehr mit einer gewissen Kalmes zusammen, das musste Gabriel sich unumwunden selbst eingestehen.

      Vielleicht jagte er nur traumtänzerisch einem Hirngespinst nach, einem romantischen Wachtraum – aber sooft er sich in der Vergangenheit auch einen verliebten Esel gescholten hatte, war der ernüchternde Effekt ausgeblieben. Gefühle ließen sich eben niemals allein mithilfe der nüchternen Verstandeskraft abstellen. Nicht einmal bei älteren, ansonsten recht disziplinierten Herren, die es eigentlich besser wissen sollten.

      Kalmes, die einstige Gefährtin von Solaras beziehungsweise Jesus … ihm war zu Ohren gekommen, dass man die Liebenden auf Alannas Geheiß getrennt und in ihre jeweiligen Sektionsbereiche zurückverbannt hatte. Es war auf Tiberia eben üblich, die Kommunikationswege jedes Einzelnen streng zu kontrollieren. Nicht einmal Mediziner durften sich frei überall hinbegeben – es sei denn temporär, sofern sie zu einem Notfall gerufen wurden.

      Konnte ihm dieser Wink des Schicksals womöglich nach all den TUN des vergeblichen Hoffens die lang ersehnte Chance bieten, endlich ihr Herz zu gewinnen? Gabriels Kreislaufsystem schlug während dieses kühnen Gedankengangs besorgniserregende Kapriolen, ließ ihn vor lauter Aufregung hyperventilieren. Es fehlte nicht viel, bis er selbst einer Behandlung bedurft hätte.

      Als er beim Parkareal des fremden Sektionsgeländes angelangt war, setzte er das kleine Magnetfahrzeug versehentlich gegen das noch nicht vollständig zurückgeglittene Schwebetor, welches das Gelände von der öffentlichen Magnetpiste trennte. Der überwältigende Anblick eines wahrhaft monumentalen Neubaus hatte ihn total abgelenkt, seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.

      Der staunende Mediziner stellte das nur leicht beschädigte Fahrzeug achtlos auf einer hierfür markierten Fläche ab, wo es augenblicklich rundherum gescannt, von einem magnetischen Greifarm in Empfang genommen und vollautomatisch zur nächstgelegenen freien Parkbox verschoben wurde. Dort zeigte ein leuchtend roter Balken an, dass dieses Magnetmobil derzeit aufgrund eines Defekts nicht einsatzfähig war.

      Wer auf Tiberia ein Fahrzeug benutzen wollte, musste sich stets mit dem Abdruck seines rechten Daumens identifizieren, bevor er überhaupt den Startknopf betätigen konnte. So stand der jeweils letzte Fahrer fest, falls es während der Fahrt zu einem Unfall kam.

      Das System würde Gabriels Vorderstem nun also die standardisierte Meldung zusenden, dass sein Untergebener heute einen ärgerlichen Schadensfall zu Lasten der Gemeinschaft verursacht hätte. Was jenen unachtsamen Fahrer allerdings kaum bekümmerte, denn mehr als einen Rüffel konnte er sich hierbei nicht einhandeln.

      Spätestens am Abend würde das Fahrzeug sowieso von Kollegen der Sektion Transport und Verkehr abgeholt und über Nacht repariert werden, damit es der Allgemeinheit schon am Morgen wieder zur Verfügung stand. Ein schlechtes Gewissen konnte man sich also getrost ersparen, denn die Mechaniker brauchten schließlich auch eine sinnvolle Beschäftigung.

      Gabriels letzter Besuch in diesem Sektionsbereich lag bereits zwei oder drei TUN zurück, und dazwischen lag zumindest für ihn ja auch noch der lange Terra-Aufenthalt, welcher mehr als 30 terrestrische Jahre gedauert hatte. Dennoch, die zwischenzeitlichen Veränderungen waren unübersehbar.

      Das bootsförmige Hauptgebäude der Sektionsverwaltung erhob sich nahezu unverändert aus dem Morgennebel. Doch anstelle der flachen Seitenarme zur Linken und Rechten, wo sich früher Schlafsäle, Speiseräume, Spielzimmer und Sporthallen befunden hatten, ragten nun mehrstöckige Gebäude in Pyramidenform in die Höhe. Die semitransparenten Fassaden dieses Prachtbaus waren vollständig mit matten Plantolaanplatten verkleidet, wobei die warme Farbpalette von Zartgelb an der Basis bis hin zu dunklem Braunorange an der Spitze der Gebäude reichte.

      Gabriel stutzte, blieb für einen Moment ratlos stehen. Wo befanden sich hier eigentlich die Schulungsräume? Er würde jemanden danach fragen müssen, denn dort wartete seine Patientin auf ärztliche Behandlung.

      »Wo willst du denn hin? Kann ich weiterhelfen?«, riss ihn ein halbwüchsiges blondes Mädchen aus seinen Grübeleien.

      Natürlich, die kühle gelbgrüne Farbe seines Gewandes wies ihn als sektionsfremden Besucher aus! Er fiel zwischen all diesen ausschließlich in Gelb oder Orange gekleideten Menschen jedermann auf Anhieb als unpassender Farbtupfer auf, was durchaus so beabsichtigt war. Auf diese Weise gelang es Unbefugten aus anderen Sektionen nicht so ohne weiteres, sich einfach unter die Bevölkerung zu mischen.

      »Kannst du mich bitte gleich zum Schulungstrakt bringen? Ich wurde zu einem medizinischen Notfall gerufen und kenne mich hier kaum aus! Ohne dein Auftauchen wäre ich in dieser leuchtenden Pyramidenansammlung glatt verlorengegangen«, erklärte Gabriel lächelnd und tippte vielsagend auf seinen Kommunikator.

      »Gerne! Aber zuerst musst du dich ordnungsgemäß bei der Verwaltung anmelden, damit sie dort deine Kennung überprüfen können. Oder eilt dein Einsatz sehr? Dann könnte ich diese Pflicht gerne an deiner Stelle übernehmen!« Die Kleine setzte sich in Bewegung und bedeutete ihm, ihr zu folgen.

      »Nein danke, ich erledige das lieber selbst. So viel Zeit muss schon sein!«, lachte Gabriel augenzwinkernd und bekam einige Mühe, mit ihren flinken Beinen Schritt zu halten.

      In Wirklichkeit verspürte er natürlich keine gesteigerte Lust, sich vorab mit lästigem Verwaltungskram zu befassen. Doch je länger er sich auf diesem Gelände aufhalten könnte, desto größer wären zwangsläufig seine Chancen, zufällig auf »seine« Kalmes zu treffen. Er kannte deren Tagesablauf als Dozentin nicht und besaß somit keinerlei Anhaltspunkte, wo er gezielt hätte suchen sollen.

      Gabriel erledigte hektisch seine Formalitäten und erhielt zu seinem Erstaunen einen wendigen gelben Magnetroller ausgehändigt; anschließend geleitete ihn ein freundlicher Hilfsdozent, der sich in seinen mittleren Lebensjahren befinden mochte, quer durch das Gebäude und hinaus ins Freie.

      Wieder fiel es dem Mediziner schwer, einem Angehörigen dieser Sektion in angemessener Geschwindigkeit hinterherzukommen, denn er stellte sich mangels Fahrpraxis mit Zweirädern ein bisschen ungeschickt an. Er wagte es nicht, sich schräg in die Kurven hineinzulegen, sondern eierte steif und reichlich ungeschickt um alle Ecken. Als sein Führer sein eigenes Gefährt endlich abbremste und stehenblieb, atmete er erleichtert auf. Die Quälerei hatte ein Ende.

      »Jetzt verstehst du sicher, weshalb wir Älteren diese Dinger benutzen, anstatt zu Fuß zu gehen, nicht wahr? Es würde auf diesem weitläufigen Gelände sonst einfach viel zu lange dauern, von A nach B zu gelangen! Für die Kinder ist das hingegen vollkommen egal, weil die sich noch über jede Gelegenheit zur Bewegung freuen!«, schmunzelte Dozent Yannas und zwirbelte das Ende seines perfekt gestutzten Spitzbartes.

      »Das habe ich vorhin schon ganz von selbst bemerkt!«, bestätigte Gabriel und sah sich verwundert um. »Wo befinden wir uns hier? Ist das ein Erholungspark für Pausen oder so etwas Ähnliches? Ich dachte eigentlich, du bringst mich jetzt schnurstracks zu meiner Patientin!«

      »Exakt, richtig vermutet. Wir sind nämlich gleich da. Was du hier in deiner unmittelbaren Umgebung bewunderst, ist bereits der Schulungsraum! Siehst du? Weil die umgebenden Gebäude allesamt in gelblichen Farben gehalten

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