Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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verlassene Stadt strahlte etwas Unheimliches aus, als wäre jedes Lebewesen zwischen ihren Mauern fehl am Platze. Dieser beängstigende Eindruck der Stille verstärkte sich noch ins Uferlose, als wie jeden Abend eine halbe Stunde nach der Messe der Strom für Privathaushalte abgeschaltet wurde und somit auch keines der Fenster mehr beleuchtet war. Nicht einmal der Mond ließ sich am Himmel blicken, er war von dichten Wolkenbänken verhüllt; der unverkennbare Geruch von herannahendem Regen lag in der Luft.

      Laubenheimer schien auf diesen Moment nur gewartet zu haben; er faltete soeben irgendetwas Schwarzes, das er unter dem rechten Arm getragen hatte, im Laufen auseinander.

      Mit angehaltenem Atem schloss Philipp ein wenig näher zu ihm auf und sah, wie der Mann sich eine pechschwarze Kutte überstreifte und seinen Kopf besonders sorgfältig unter der Kapuze verbarg.

      Dieser Anblick kam ihm irgendwie bekannt vor. Hatte sich Swetlana nicht erst neulich bei einem zufälligen Blick aus dem Fenster fürchterlich erschreckt, weil sie eine ähnliche Gestalt für den leibhaftigen Teufel hielt, der mutmaßlich auf nächtlichen Seelenfang gegangen war?

      Irgendetwas sagte ihm, dass Laubenheimers dunkle Ganzkörper-Verhüllung wohl kaum ausschließlich dem Schutz vor Nässe geschuldet war.

      Wenige Augenblicke später erreichten die beiden Männer den zentralen Stadtpark, wo sich der Pfarrer am Eingang leise mit jemandem zu unterhalten schien, der sich in den Schatten zwischen den Bäumen verbarg. Sein Verfolger stand derweil keuchend in einem Hauseingang und harrte der unheimlichen Ereignisse, die da auf ihn zukommen mochten.

      ›Genau, ich erinnere mich wieder!‹ dachte Philipp Emmerson grimmig. ›Dort drinnen ist die finstere Gestalt, die meine Frau gesehen hat, damals ebenfalls verschwunden! Nur muss es halt nicht dieser, sondern eher der Eingang auf der Westseite des Parks gewesen sein, weil unsere Wohnung ja in jener Richtung liegt. Hier geht einiges nicht mit rechten Dingen zu, so viel ist sicher!‹

      Der Pfarrer lachte kehlig auf, verschwand mit einem Winken im Park. Inzwischen setzte leichter Nieselregen ein, der Philipp in seinem zugigen Versteck frösteln ließ. Was für eine unangenehm feuchte und dunkle Nacht! Als er eben angestrengt überlegte, ob er das große Wagnis eingehen und Laubenheimer abseits des Weges nachfolgen sollte, erstarrte er vor Schreck.

      Der dubiose Herr Pfarrer war offenkundig nicht der Einzige, der das weitläufige Parkgelände zum Ziel seiner Nachtwanderung auserkoren hatte! Aus allen vier Himmelsrichtungen strömten jetzt obskure Kapuzenmänner heran, die sich lachend und scherzend mit dem Wachposten am Eingang zum Stadtpark unterhielten. Denn dass es sich bei dem Unbekannten um einen Bewacher von irgendetwas handeln musste, war Philipp längst klargeworden.

      Voller gespannter Neugier schob sich Philipp näher an den Ort des Geschehens heran. Falls es ihm gelänge, die zweifellos sehr aufschlussreichen Gespräche mitzuhören … er hatte eine schnelle Entscheidung zu treffen!

      Sollte er sich unbemerkt durchs dichte Gebüsch in den Park schleichen und herausfinden, welche Art von mysteriösem Geheimtreffen dort vonstattenging? Aber was würde er dann am Ende überhaupt mit den illegal erworbenen Informationen anstellen können?

      »Ergreift diesen Mann! Wir haben es mal wieder mit einem Spion zu tun! Ich glaube, dem unglückseligen Teufelsbraten hier wird nachher die zweifelhafte Ehre zuteil, unsere brandaktuelle Liste anführen zu dürfen!«, brüllte ein wie aus dem Nichts aufgetauchter Kuttenträger spöttisch und krallte sich fest in seinen Oberarm.

      Philipp hatte seinen vermummten Häscher nicht kommen sehen. Nun nahte eine ganze Schar dieser schwarzen Krähen, um ihn unter Anwendung von brutaler Gewalt abzuführen. Widerstand war zwecklos, man schleifte ihn tief ins Herz des finsteren Stadtparks hinein.

      Würde er die heutige Nacht lebend überstehen?

      *

      Fasziniert beobachtete Yannas, wie überaus sanft Gabriel den Kopf der Bewusstlosen anhob, um seinen Chaktivator in ihrem Nacken anzusetzen. Der erfahrene Mediziner hatte sich vorher noch kurz davon überzeugt, dass keinerlei Organschäden oder inneren Verletzungen als Ursache für ihren plötzlichen Zusammenbruch vorlagen; auch der Schädel war trotz des Sturzes völlig intakt geblieben. Nun konnte er es gefahrlos wagen, Dozentin Kalmes mithilfe wohldosierter Energiestöße aufzuwecken.

      Er zögerte für einen Moment. So lange sich seine Angebetete nicht rührte, konnte er sie wenigstens in Ruhe betrachten. Wie ebenmäßig ihre Gesichtszüge doch waren, und wie schön ihr Haar im gelblichen Licht der riesigen Hallenkonstruktion glänzte! Besonders apart fand er ihre langen dunklen Wimpern, welche im Wachzustand große Kulleraugen einrahmten. Gleich, gleich würde sie diese samtbraunen Seelenfenster aufschlagen und ihn – zum wiederholten Male – als fürsorglichen Retter in der Not erkennen … !

      »Was … was tust du denn hier … und wieso liege ich auf dem Fußboden?«, stammelte Kalmes vollkommen unromantisch, als sie wieder einigermaßen Herrin ihrer Sinne war. Gabriel hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt und massierte ihr jetzt mit Hingabe die Schläfen; auf dieselbe Art und Weise, wie sie es auf Terra bei Kopfschmerzattacken des Öfteren genossen hatte.

      »Gabriel, das reicht, danke! Was sollen meine Schüler von mir denken, wenn ich während des Unterrichts faul hier herumliege und mich behandeln lasse?« Mit diesen deutlichen Worten versuchte Kalmes, noch etwas benommen, sich allmählich aufzurappeln.

      Yannas fühlte sich berufen, relativierend in das Gespräch einzugreifen. Er fand die reichlich abweisende Reaktion seiner Kollegin ein bisschen unangemessen. Pflichtbewusstsein hin oder her, die Gesundheit ging vor.

      Dieser nette ältere Herr aus der Untersektion Medizin hatte sich schließlich so rührend um sie gekümmert, als handele es sich bei ihr um die kostbarste Person auf diesem Planeten! Er war wegen einer Routine-Bagatelle extra hier angerückt, obgleich es in diesem Fall mit Sicherheit auch ein unerfahrenerer Kollege getan hätte. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann waren diese beiden Menschen auf Terra sogar über viele TUN hinweg Missionskollegen gewesen … !

      »Kalmes, man hat dir für den Rest dieses KIN freigegeben. Du brauchst heute überhaupt nicht mehr arbeiten, ruhe dich lieber ein bisschen aus. Dein Gesicht wirkt noch immer ziemlich blass. Habe ich nicht recht?«, fragte er augenzwinkernd Gabriel, welcher in diesem Augenblick reichlich unschlüssig, wenn nicht sogar verlegen dastand.

      »Doch, selbstverständlich!«, beeilte sich dieser zu antworten. »Außerdem muss ich meine Patientin noch im Wege einer Anamnese eingehend befragen, wie es zu ihrem Zusammenbruch kam; denn noch ist ja nicht sicher, welche Ursache der Bewusstlosigkeit zugrunde lag. Niemand möchte schließlich riskieren, dass sie morgen gleich wieder umkippt!«

      Yannas scheuchte indessen ein paar neugierige Schüler, die noch immer neugierig im Kreis um ihre Dozentin standen, auf den nahegelegenen Spielplatz. Sie würden heute ausnahmsweise eine Extra-Pause einlegen dürfen, bevor sie sich dem Ernst des Lebens wieder stellen müssten.

      »Ich lasse euch am besten jetzt alleine. Gabriel, falls du nicht mehr aus diesem Labyrinth herausfinden solltest, kannst du mich einfach über den Kommunikator rufen. Dann fahren wir wieder ein bisschen mit den Rollern spazieren!«, meinte der junge Dozent gut gelaunt.

      »Äh … nein, lass es erst einmal gut sein! Ich will dich nicht noch länger von deiner Arbeit abhalten«, winkte Gabriel erschrocken ab.

      Keinesfalls würde er jemals wieder auf dieses lebensgefährliche Höllengerät steigen! Er hoffte vielmehr sehnlich darauf, dass Kalmes ihm später den Weg zum Ausgang weisen würde; und zwar, indem sie ihn höchstpersönlich dorthin begleitete. Doch zunächst wollte er sich natürlich

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