Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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»Es geht im Wesentlichen darum, das Endergebnis der Operation Terra 2.0 zu korrigieren. Du hast bestimmt zur Genüge mitbekommen, dass auf Terra schon kurz nach eurem Auftreten weltweit eine kirchliche Diktatur entstanden ist!«, antwortete Kiloon, ohne mit dieser Äußerung eine konkrete Frage zu verbinden.
»Man hat sogar eine neue Zeitrechnung etabliert, bei der die Zählung mit dem Tag deines vermeintlichen Todes beginnt.
Überhaupt scheinen die Terraner deine Ermordung bis heute als heldenhafte Großtat zu betrachten, denn in jedem einzelnen Haushalt hängen Holzkreuze mit deinem gegeißelten Abbild herum. Das ist krank, nicht wahr? Sie weiden sich am grausigen Anblick eines blutüberströmten Toten!
Dieses gestörte Verhalten zeigt anschaulich, wie sehr die Terraner sich in ihrem Irrglauben verzettelt haben. Es hat sich ein Massenwahn aus dieser Glaubensrichtung entwickelt, der die bitteren Früchte des Verderbens für die belogenen und geknechteten Menschen in sich trägt.
Solaras, wir müssen dringend ein paar Veränderungen implementieren, um die Bewohner von ihrem abartigen Schreckensregime zu befreien. Dieses Malheur wurde unbeabsichtigt von uns verursacht, also sind wir auch dazu berufen, Abhilfe zu schaffen. Das gebietet uns die Menschlichkeit.«
Sein Gegenüber schüttelte voller Entsetzen den Kopf. »Ich fliege dort nicht mehr hin, auf gar keinen Fall! Ihr müsst Euch schon einen anderen Messias erwählen und mich dieses Mal außen vor lassen. Wie ihr seht, hat meine Anwesenheit den Menschen auf Terra sowieso kein Glück gebracht. Außerdem hat mein Nervenkostüm unter ihren grausamen Quälereien derart gelitten, dass ich mich einem weiteren Einsatz nicht gewachsen fühle.
Wusstet Ihr eigentlich, dass Eure Gattin meine Teilnahme damals mithilfe einer Lüge erpresst hat? Ich wurde gegen meinen ausdrücklichen Willen rekrutiert!«
Kiloon wirkte betroffen, seine Miene bekam einen angeekelten Ausdruck. Es war ihm überdeutlich anzusehen, was er von ihren undurchsichtigen Machenschaften hielt.
»Nein, das wusste ich nicht, kann es mir aber sehr gut vorstellen. Alanna neigt leider dazu, Menschen wie Gebrauchsgegenstände zu behandeln. Was immer sie getan haben mag, ich kann mich nur stellvertretend bei dir entschuldigen.
Verzeih mir bitte, ich habe mich vorhin scheinbar missverständlich ausgedrückt. Du sollst dieses Mal nicht mitfliegen, sondern vielmehr als Ausbilder im Missionscamp fungieren. Die neue Crew könnte von deinem wertvollen Erfahrungsschatz profitieren. Noch ist nichts entschieden, aber ich möchte gern vorab wissen, ob ich im Bedarfsfall auf deine Loyalität zählen könnte.«
Solaras fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Erneut begann es in seinem Hinterkopf mächtig zu arbeiten. Im Missionscamp würden garantiert auch wieder Mitarbeiter aus der Sektion Bildung und Ideologie beschäftigt werden … vielleicht war das seine lang ersehnte Chance, mit Kalmes wiedervereint zu werden!
»Ja, diese Aufgabe würde ich allerdings mit Freuden übernehmen!« strahlte Solaras erleichtert. »Meinetwegen ab sofort! Wann soll es denn losgehen?«
»Nicht so schnell!«, lachte Kiloon amüsiert. »Noch muss ich gegen Widerstände ankämpfen und viel Überzeugungsarbeit leisten. Alanna weiß noch nichts Konkretes. Es wird ein hartes Stück Arbeit werden, sie in ihrer Eigenschaft als Vorderste zur Kooperation zu bewegen!
Seit ich sie zu meiner Regentin gemacht habe, funktioniert das altbewährte System zur Gewaltenteilung nicht mehr. Sie hat, wie jeder weiß, neuerdings eine Doppelrolle als Regentin und Vorderste inne, die es ihr fatalerweise ermöglicht, nahezu überall ihr Veto einzulegen. Deshalb musste ich mich, gleich einem Dieb in der Nacht, verkleidet hierherschleichen, anstatt dich einfach zum Regentschaftssitz zu beordern!«
Solaras‘ Lächeln erstarb. »Ihr wollt Eure bislang unwissende Gattin tatsächlich vor vollendete Tatsachen stellen, indem Ihr zu gegebener Zeit Euren verwegenen Plan, eine vollständige Crew und dazu ein kompetentes Beraterteam präsentiert?
Alanna ist leider ausgerechnet die Vorderste meiner Sektion! Momentan hält sie mich offenkundig nicht einmal für uneingeschränkt arbeitsfähig; ich bin bis auf weiteres vom Dienst in der Wissenschaftssektion suspendiert. Wenn sie nicht wünschen sollte, dass ich alsbald in Euer Missionscamp einziehe, werde ich fernbleiben müssen!
Außerdem brächte sie es garantiert mühelos fertig, die anderen Vordersten in der entscheidenden Versammlung von der Sinnlosigkeit oder Gefährlichkeit einer neuen Mission zu überzeugen. Ihr kennt doch ihre rhetorische Begabung und die schlagende Überzeugungskraft ihrer Konzepte!«, sinnierte Solaras. Ihm erschien Kiloons blauäugig erdachtes Intrigengewebe recht fadenscheinig.
Kiloon verlor die Geduld, schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Deswegen unternehme ich doch diese demütigende Tour hier! Ich muss heimlich alle Vordersten abklappern, sie nach und nach für meine Idee einnehmen. Da ich lieber nichts dem Zufall überlassen möchte, besuche ich auch sämtliche Kandidaten, die für die Zeitreise und für leitende Positionen im geplanten Missionscamp infrage kommen. Das dauert seine Zeit!«, wetterte der Regent genervt.
»Seit Alanna widerrechtlich die Macht an sich gerissen hat, besitzt sie nicht mehr sehr viele Freunde auf Tiberia; ich hoffe inständig, dass wir mit vereinten Kräften gegen sie ankommen werden. Ihr muss orkanartiger Gegenwind entgegenblasen, damit sie notgedrungen kapituliert und zum Einlenken gezwungen ist«, fügte Kiloon in versöhnlichem Ton hinzu.
»Dann wünsche ich Euch viel Glück und Durchhaltevermögen! Mit meiner Unterstützung könnt Ihr zuverlässig rechnen
– ich habe mit meiner kaltherzigen Vordersten sowieso noch eine Rechnung offen! Ich stehe jederzeit zu Eurer Verfügung«, versprach der in Kobaltblau gekleidete Wissenschaftler mit einer angedeuteten Verbeugung.
Niemals zuvor hatte sich ein Regent der Marsdynastie vor seinen Untergebenen so sehr erniedrigen müssen. Auch dafür rechnete Kiloon »seiner« Alanna die alleinige Schuld an. Als er Solaras verließ, schwante ihm, wie schwierig seine Aufgabe zu bewältigen sein würde. Ihm stand eine ganze Reihe ähnlicher Gespräche bevor.
Terra, immer noch 13. August 2117 nach Christus, Freitag
Noch katastrophaler hätte sich Philipps missliche Lage wohl kaum entwickeln können. Zwei kräftige Kerle hatten ihm beide Arme rücksichtslos auf den Rücken verdreht, was vor allem an den Gelenken höllisch schmerzte. Die düsteren Gestalten stießen ihn unbarmherzig vorwärts,
immer weiter, bis sie schließlich auf einer großen freien Rasenfläche angelangten. Dabei hielten sie ihn weiterhin eisern im Klammergriff gefangen, so dass Philipp wegen der dauerhaft gedrosselten Durchblutung seine Finger nicht mehr spüren konnte.
Beißender Körpergeruch verriet, dass beide Männer in der abendlichen Schwüle unter ihren schwarzen Kutten ziemlich schwitzen mussten. Der Nieselregen hatte inzwischen nachgelassen, nicht aber die extrem hohe Luftfeuchtigkeit; in der Ferne kündigte leises Grollen das Herannahen eines Gewitters an. Abgesehen davon herrschte eine unheimliche Stille, so als hätte die Großstadt in der Ruhe vor dem Sturm ihren Atem angehalten.
Mit Seufzern der Erleichterung streiften die dunklen Gestalten ihre voluminösen Kapuzen von den Köpfen, kaum dass sie ihr Ziel erreicht und ihren Gefangenen sorgfältig an einen Baum gefesselt hatten. Die groben Stricke gruben sich tief in Philipps Handgelenke, scheuerten bei