Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Ich habe oft an dich denken müssen, seit wir von der Mission zurückgekehrt sind. Ich hätte natürlich nicht erwartet, dass wir uns eines Tages ausgerechnet unter solchen Umständen treffen würden. Auf Terra war es um deine Fitness erheblich besser bestellt!«

      Wieso kam er sich in ihrer Gegenwart eigentlich jedes Mal von neuem wie ein linkischer Trottel vor? Gabriel hoffte inständig, dass sie ihm sein reichlich tölpelhaftes Gerede nicht allzu krumm nehmen würde. Ihrem teilnahmslosen Gesichtsausdruck ließ sich jedenfalls so gut wie gar keine Gefühlsregung ansehen – höchstens noch leichte Verwunderung.

      »Ich weiß nicht, wieso mir vorhin schwarz vor Augen wurde! Weder habe ich mich vorher krank gefühlt, noch ist irgendetwas Außergewöhnliches geschehen. Ich ernähre mich äußerst gesund, bewege mich täglich viel, mein Beruf bereitet mir Freude … insoweit hat sich an meinem Tagesablauf kaum etwas verändert. Höchstens der Umstand, dass ich in letzter Zeit sehr schlecht einschlafen kann!«

      Kalmes blieb bei ihrer Schilderung die personifizierte Sachlichkeit. Na gut, vielleicht musste sie ihm gegenüber erst wieder ein wenig auftauen … ! Gabriel beschloss schweren Herzens, ihr genügend Zeit zu lassen und sich vorerst mit seinen Äußerungen ebenfalls auf die kühle Ebene eines herkömmlichen Gesprächs zwischen Arzt und Patientin zurückzuziehen.

      »Häufiger Schlafmangel kann durchaus ein Grund dafür sein, dass der Körper bestimmte Funktionen einstellt. War es für dich letzte Nacht besonders schwer, Ruhe zu finden? Was genau hindert dich denn am Einschlafen?«

      Kalmes seufzte tief. Ihr Blick glitt, an Gabriels Gesicht vorbei, ziellos in die Ferne. Die dunkelhaarige Dozentin sah todtraurig aus, wie sie da völlig zusammengesunken auf einem hüfthohen Zierstein voller farbiger Symbole hockte, der den Eingang zu diesem laubenartigen Schulungsraum markierte; man hätte glatt annehmen können, dass sie bereits knapp vor einem erneuten Zusammenbruch stehe. Der Mediziner bemerkte es mit einiger Sorge.

      »Ich darf Solaras nicht mehr sehen!«, brach es aus ihr hervor. »Da müht man sich auf Terra gemeinsam ab, etwas zum Besseren hin zu bewegen, opfert gar sein halbes Leben dafür

      – und dann ist dies der schnöde Dank der Gemeinschaft! Man munkelt sogar, wir hätten die gesamte Mission leichtsinnig in den Sand gesetzt und eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen. Dabei hätten wir damals gar nicht anders handeln können. Ach, wem sage ich das, du warst ja selber dabei!«

      »In der Tat! Ich habe von dieser unzutreffenden Einschätzung gehört und mich ziemlich darüber geärgert!« brummte Gabriel und strich ihr tröstend übers Haar.

      »Undank ist Tiberias Lohn! Das mit der strikten Separation finde ich übrigens auch vollkommen ungerechtfertigt. Hätte man mich nach Abschluss der Operation Terra 2.0 nämlich nicht wieder in meine angestammte Sektion verbannt, wäre ich unter Garantie schon viel früher hier aufgetaucht, um dich offiziell zu besuchen. Und dann wäre alles in Ordnung gekommen, meine liebe Kalmes!«

      »Wie meinst du denn das?«, wunderte sich die einstige Maria Magdalena. »Hättest du mir mithilfe deiner Beziehungen womöglich ein heimliches Date mit Solaras verschaffen können?«

      In ihren tränenfeuchten Augen glomm jäh ein Hoffnungsschimmer auf, der sie gleich viel lebendiger wirken ließ. Auf einmal saß sie aufrecht wie eine Kerze da, ihr flehender Blick heftete sich aufmerksam an Gabriels Lippen.

      Solaras, Solaras und immer wieder dieser Solaras! Konnte sich diese Frau nicht endlich ins Unvermeidliche fügen und einen neuen Lebensgefährten in Betracht ziehen? Dieser vergeistigte Hänfling hatte es gar nicht verdient, dass sie ihm derart extrem nachtrauerte! Was hatte Solaras schon Außergewöhnliches für sie getan?

      Und er, der sie seit endlos langer Zeit aufrichtig liebte und allen anderen Frauen ihretwegen entsagte, diente ihr offenbar immer nur als Mittel zum Zweck. Was wäre wohl geschehen, wenn er damals auf Terra nicht rechtzeitig erschienen wäre, um ihren heißgeliebten »Jesus«, buchstäblich in letzter Sekunde, aus dem verschlossenen Felsengrab zu befreien? Er hatte zur Verwirklichung dieses Einsatzes sogar seine Karriere aufs Spiel gesetzt und sich mutig mit Missionsleiter Balthasar angelegt!

      »Nein!«, entfuhr es Gabriel eine Spur zu hart. »Ich verfüge über keinerlei Beziehungen dieser Art. Aber ich könnte es mit Leichtigkeit möglich machen, dass wir beide uns ab sofort öfters sehen! Dazu müsste ich lediglich eine knappe Bemerkung in meinem Bericht hinterlassen, dass deine Konstitution in besorgniserregendem Ausmaß angegriffen ist und ich meine Patientin besser in regelmäßigen Abständen untersuchen sollte, um die Behandlungserfolge engmaschig zu kontrollieren.«

      Kalmes wirkte skeptisch, verschränkte die Arme; auf ihrer hohen Stirn bildeten sich ein paar feine Runzeln.

      »Aber wozu, Gabriel? Mir fehlt doch nicht wirklich etwas! Das muss ein vorübergehender Schwächeanfall gewesen sein, nichts weiter. Ich habe in den vergangenen Nächten viel zu wenig geschlafen; hinzu kommt noch quälender Liebeskummer, der mir schwer zu schaffen macht.

      Bestimmt liegen meinem Zusammenbruch psychische Ursachen zugrunde! Du hast doch erst vorhin selbst gesagt, dass der Körper durchaus mit derartigen Stresssymptomen auf die Belastung reagieren kann.«

      Gabriel begann zu schwitzen. Er hatte sich in eine Sackgasse hineinmanövriert. Jetzt kam er nicht mehr umhin, bei ihr geradeheraus Farbe zu bekennen.

      ›Ach, sei’s drum!‹, dachte er sich hoffnungsfroh. ›Dann soll eben wider Erwarten bereits heute der große Tag sein, an dem ich ihr endlich meine Liebe gestehen werde!‹

      Er hätte sich für seinen Antrag zwar ein etwas romantischeres Ambiente gewünscht, doch es half alles nichts: Wenn er sie bald wiedersehen wollte, musste er jetzt sprechen – oder resignieren und aufgeben. Er entschied sich für ersteres.

      Kalmes hörte sich seine umständlichen, ein bisschen linkisch wirkenden Erklärungen und Schwüre geduldig an, hob nur ab und zu fragend eine ihrer Augenbrauen. Als Gabriel näher rückte und sie beherzt in seine Arme schließen wollte, schob sie ihn jedoch selbstbewusst von sich.

      »Du bist mir ein guter und treuer Freund, Gabriel! Oft hätte ich wirklich nicht gewusst, was ich ohne dich hätte tun sollen. Aber meine Liebe als Frau gehört einzig und allein Solaras. Hast du das denn nicht gewusst? Bitte zerstöre unsere wertvolle Freundschaft nicht, indem du mehr von mir forderst. Das fände ich nämlich sehr schade!«

      Eine solchermaßen deutliche Abfuhr hatte Gabriel absolut nicht erwartet; er war davon ausgegangen, dass sie sich vielleicht ein bisschen zieren oder sich Bedenkzeit erbitten würde. Nun stand er verdattert im Schulungsgarten und wusste nicht, was er entgegnen sollte. Am liebsten wäre er im Boden versunken oder tot umgefallen.

      Kalmes bereute ihre allzu direkte Wortwahl, als sie ihn wie ein zerschmettertes Häufchen Elend in der Landschaft stehen sah. Sie erkannte sofort, in welch peinlicher Lage er sich befinden musste. Sie nahm lächelnd seine Hand, zog ihn einfach mit sich fort.

      Widerwillig folgte er ihr über das Netzwerk aus schmalen Verbindungswegen, die an Schulungswiesen voller fröhlicher Kinder und ihren Dozenten vorbeiführten. In seiner schwer verwundeten Seele herrschte tristes Regenwetter, das selbst diese farbenfrohen Wahrnehmungen in eine graue Einheitsbrühe verwandelte.

      Als sie auf dem breiteren Hauptweg angelangt waren, blieb Kalmes stehen, suchte den Blickkontakt. »Ach komm schon, alter Freund! Ich bin dennoch enger mit dir verbunden, als du jetzt in deiner Enttäuschung annehmen magst. Ich freue mich natürlich, dass du dich meiner angenommen hast.

      Was ist, nehmen wir uns zwei von diesen Magnetrollern, damit ich dich zum Ausgang

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