Schwiegermutteralarm. Gisela Sachs
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»So ein hinreißendes Arrangement hat nicht jeder« meint sie. Und, dass das ganze Durcheinander neue Impulse seien.
»Ich will Brezeln zum Frühstück« mache ich meiner Ehefrau klar. »Mit viel Butter drauf. Salzbutter! Ein, zwei Fleischkäsweckle. Und Kaffee. Viel Kaffee! Keinen Tee. Weder Melissentee, noch sonst einen Tee. Ich habe Tee noch nie gemocht. Ihn nur getrunken, wenn ich mich todkrank fühlte. Und zu Mittag will ich was Warmes in den Bauch! Keine Marmeladenbrote. Ich steh auf schwäbische Hausmannskost: Linsen mit Spätzle und Saitenwürschtle. Eine Gulaschsuppe mit viel Fleichbröckele drin, Bauernbrot dazu, Sauerbraten mit Knödeln, Gaisburger Marsch, Saure Kutteln mit Bratkartoffeln, Kässpätzle, Wurstspätzle, Krautspätzle. Wo ist denn da das Problem, verdammt noch mal?«
»Warum machst du wegen des Vespers so ein Geschrei, Olli?« gibt sie empört zurück.
»Ich arbeite wie ein Mann, also will ich auch essen wie ein Mann«
»Sei dankbar, Olli. Nicht jeder bekommt von seiner Schwiegermutter die Brote fürs Geschäft geschmiert. Die Mama meint es doch nur gut mit dir. Und wer weiß, wie lange wir die Mama noch haben werden«
Meine Ehefrau sieht grantig aus, ihren Standardsatz sollte ich noch viele Male zu hören bekommen. Er lässt mir jedes Mal von neuem kalte Schauer über den Rücken laufen. Gisela ist erst 62 Jahre alt, fit wie ein Turnschuh, und ich fürchte, sie wird so alt werden wie Methusalem.
5. Kapitel
Auf welche Ideen meine Schwiegermutter manchmal kommt, das haut dem Fass glatt den Boden raus. Neben meinem Frühstücksteller liegt ein rosaroter Briefumschlag. Er riecht nach Parfüm. Nach Veilchen, Maiglöckchen, Lilien, Jasmin. So was in der Richtung. Ein Briefumschlag mit einem Duft wie für eine Schwuchtel. Aber es steht mein Name drauf. Mein voller Name, wie ich überrascht feststelle. Oliver Sven Nägele. Und mir wird schon im Vorfeld angst und bange. Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht, frage ich mich.
Das »i« bei Oliver ziert ein rotes Herz statt Punkt. Das ist ja schon mal positiv, wie ich meine. Ich drehe und wende das Kuvert, reiße dann mit einem Ruck den Umschlag auf, ziehe das Blatt Papier heraus, der Gestank haut mich fast um, und fange zu lesen an.
Lieber Schwiegersohn
Wir sollten unsere Beziehung verfestigen. Ich schlage dir deshalb einen Schwiegermuttertag vor. Den Tag lege ich auf den 1. Dezember fest. Und ich werde dir den ganzen Tag über zur Verfügung stehen.
Deine dich liebende Schwiegermutter.
Ich lese die sechs Zeilen ein zweites Mal durch, dann ein drittes Mal, kann nicht glauben, was die Buchstaben mir sagen. Mir stockt der Atem. Ein Gisela-Tag? Ideen hat die Alte! So was hatte mir gerade noch gefehlt. Ich habe den Kopf ohnehin gerade voll. Übervoll! Privat und im Geschäft.
Gedankenschwer stecke ich den Brief in die Aktentasche, werde mich bei meinen verheirateten Arbeitskollegen umhören, werde mich informieren, wie die ihre Beziehungen zu ihren Schwiegermüttern pflegen.
»Beziehung? Zu meiner Schwiegermutter?« wundert sich Achim. »Wie kommst du denn auf so eine absurde Idee, Olli? Man sieht sich halt an den Geburtstagen, an Weihnachten, an Ostern. Manchmal auch zwischendrin. Wenn einer mal krank ist, oder so«
Kalle verdreht die Augen. »Beziehung? Zu meiner Schwiegermutter? Dir macht wohl das Wetter zu schaffen, Olli«
»Die Alte hat doch einen an der Waffel, Kumpel« poltert Dennis los, als er die duftende Nachricht auf dem rosaroten Papier liest. »Die tickt noch schräger als die Schwarzwälder Kuckucksuhr deiner Oma. Mein Gott, was bin ich froh, dass meine Schwiegermutter schon das Zeitliche gesegnet hat. Das war auch so eine seltsame Kanaille«
Ich frage noch Michael und Jürgen. Aber auch sie haben noch nie etwas von einem Schwiegermuttertag gehört.
Wenn ich gegen Giselas Vorschlag aufbegehre, werde ich wieder aus dem ehelichen Schlafzimmer ausquartiert, das ist mir klar. Auch werden Dania und ihre Mutter das Reden mit mir einstellen. Das ist mir auch klar. Ich kann es aber nicht ertragen, wenn meine Ehefrau und meine Schwiegermutter vor sich hinmuffeln. Und einen Tag von 365 Tagen zu opfern, erscheint mir da das geringere Übel. Ich erkläre mich also zum Schwiegermuttertag bereit.
»Wir werden frühstücken gehen, Olli« informiert mich meine Schwiegermutter beim Frühstück. »Ins Café Planie« Sie sieht mich beifallheischend an. »Da gehen viele meiner Kundinnen zum Frühstücken hin. Auch einige meiner Arbeitskolleginnen waren schon dort«
Ich trinke einen Schluck Kaffee. »Nach dem Frühstück werden wir einen schönen Stadtbummel machen, im Schlosscafé Kaffee trinken, Kuchen essen«
»Hoffentlich ist sie bald still« denke ich, kann das muntere Geplapper am frühen Morgen einfach nicht ertragen.
»Danach fahren wir zum Flughafen raus nach Echterdingen. Wir könnten aber auch in die Wilhelma zum Tiere gucken oder ins Porsche Museum vielleicht? Was meinst du dazu, Olli?«
Sie hält sich die Hand an den Mund: »Ich habe doch tatsächlich das Mittagessen vergessen. Wir müssen ja auch was zu Mittag essen, Olli…
6. Kapitel
Am 1. Dezember, morgens um 7.00 Uhr laufen meine Schwiegermutter und ich zum Frühstücken im Café Planie ein. »Mensch Olli, ich bin hungrig wie ein Wolf«
Sie haut rein wie ein Bürstenbinder, isst Lachs, Schokocroissants, verschiedene Sorten von Brötchen, diverse Eierspeisen, trinkt Unmengen Kaffee und erzählt mir Unmengen Geschichten, die ich schon alle kenne. Um die Mittagszeit bestellt sie sich ein Glas Champagner.
»Zur Feier des Tages« sagt sie, streckt das Glas hoch in die Luft und lacht mich an wie ein Hamster: »Auf uns, Bub«
»Ja, das ist aber mal eine Überraschung. Die Frau Schulze! Na so was aber auch«
Gisela springt von ihrem Stuhl auf. »Grüß Gott, Frau Schulze, das ist aber nett, dass wir uns hier treffen. Wie geht es Ihnen denn, sie waren ja seit Ewigkeiten nicht mehr bei uns im Salon. Sie waren doch nicht etwa krank? Darf ich Ihnen meinen Schwiegersohn vorstellen, Frau Schulze?« Sie streckt die Hand aus, zeigt auf mich: »Das ist Olli!« sagt sie stolz.
»Wir machen nämlich heute unseren Schwiegermutter/ Schwiegersohntag«
Sie lächelt breit: »Der Olli ist ein wunderbarer Schwiegersohn. Einen besseren Schwiegersohn hätte ich mir gar nicht vorstellen können« Hoffentlich wuschelt sie jetzt nicht auch noch durch meine Haare, denke ich. Oder streichelt mir über die Wangen wie so oft, denke ich. Sie ignoriert die Tatsache, dass ich das nicht leiden kann, total. Aber sie hält sich im Zaum heute, Gott sei Dank.
Artig stehe ich vom Stuhl auf, strecke Frau Schulze meine rechte Hand entgegen, sage freundlich: »Grüß Gott« setze mich wieder und versinke im Anblick meines Eierbechers.
»Ja, wen sehe ich denn da? So eine Überraschung aber auch« Die Stimme meiner Schwiegermutter überschlägt sich: »Anja« Vor Schreck lasse ich mein Ei fallen.
»Anja LaCombe, du bist es doch?«
Sie