Schwiegermutteralarm. Gisela Sachs

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Schwiegermutteralarm - Gisela Sachs

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»Ein bisschen fülliger als früher, vielleicht« sagt sie. »Aber es steht dir gut«

      Anja lächelt.

      »Wie geht es deiner Mutter? Was macht dein Vater? Arbeitest du noch in der Buchhandlung?« blubbert meine Schwiegermutter weiter. Sie lässt dem armen Mädchen keine Zeit für eine Antwort, klatscht sich an die Stirn. »Deine Eltern sind ja geschieden, hab ich doch total vergessen« Anja kaut an ihrer Unterlippe.

      »Und dein Vater ist wieder nach Amerika gegangen, soweit ich informiert bin«

      »Und deine Mutter hat sich einen Neuen geangelt, einen Jüngeren … Anja schnappt nach Luft wie ein an Land geworfener Fisch. »Wie geht‘s denn deiner Oma, Anja?«

      »Sie ist vor drei Jahren gestorben« sagt Anja knapp. Sie hat Tränen in den Augen.

      Gisela fällt Anja um den Hals: »Mensch, Mädchen« ihr Blick streift den Kinderwagen: »Sag bloß, du bist schon Mutter?«

      »Ja« sagt Anja knapp.

      »Darf ich dir Anja vorstellen, Olli?« sagt Gisela mit einem Seitenblick auf mich. »Sie ist eine Freundin aus Danias Kindergartentagen. Später gingen sie zusammen in die Grundschule, danach in die Realschule. Sie hatten zusammen Ballett-Unterricht, sie haben …

      Ich lege den Löffel neben den Eierbecher zurück, stehe vom Stuhl auf, strecke der jungen Mutter meine rechte Hand entgegen, sage freundlich:

      »Grüß Gott« setze mich wieder und mache mich über mein Ei her, über den knusprig gebackenen Schinkenspeck, das Müsli mit den frischen Obststücken. Ab und an sehe ich hoch. Mein Blick streift über Anjas Körper. Ich sehe, dass sie wieder schwanger ist. Anja merkt, dass ich bemerkt habe, was sie meiner Schwiegermutter verschwiegen hat. Sie lächelt mich scheu an. Ich lächle zurück.

      Ich erschrecke sehr, als die Toilettentür aufgeht und Gisela aufkreischt.

      »Der Herr Dr. Schuster. Na so eine Überraschung aber auch. Das ist aber eine Freude, sie hier zu sehen«

      Sie nimmt ihn in die Zange, schüttelt seine Hand, so heftig, dass ich befürchte, sie reißt ihm den ganzen Arm aus.

      »Wo haben sie denn ihre liebe Frau gelassen, lieber Herr Dr. Schuster?« Der Zahnarzt meiner Schwiegermutter kratzt seinen Hals.

      »Sie hütet wohl die Kinderchen?« bohrt sie weiter.

      Gisela nickt verständnisvoll. »Einer muss halt immer zu Hause bleiben, wenn Kinderchen da sind, gell?«

      Der Arzt nickt.

      Meine Schwiegermutter plappert munter weiter. »Eine Oma wäre da sehr geschickt« Dann besinnt sie sich auf mich. »Darf ich Ihnen meinen Schwiegersohn vorstellen, Herr Dr. Schuster?« fragt sie, seine Hand lässt sie nicht los. Mit seinem und ihrem ausgestrecktem Arm zeigt sie auf mich. »Das ist unser Olli, Herr Doktor Schuster«

      Sein kurzer Blick streift mich. Er nickt mir zu. Ich nicke zurück.

      »Ich habe Ihnen ja schon so viel von ihm erzählt« Und wiederum nickt der Arzt nur mit dem Kopf.

      Ich wische meinen Mund mit der Serviette ab, stehe artig vom Stuhl auf, strecke Dr. Schuster meine rechte Hand entgegen, sage freundlich:

      »Grüß Gott‚ und setze mich wieder.

      Der Doktor wünscht einen angenehmen Tag, nickt meiner Schwiegermutter kurz zu und kratzt dann so schnell er kann die Kurve. Anja trippelt ratlos auf dem Fleck. Das Kind im Kinderwagen quengelt.

      Wir treffen noch Susanne, Gertrud und Irene. »Darf ich dir meinen Schwiegersohn vorstellen …«

      »Sie scheinen einen Bus mit Giselas Bekannten hier abgeladen zu haben« sage ich zu Anja. Die junge Mutter verabschiedet sich lächelnd.

      Nach dem Genießerfrühstück zeigt mir meine Schwiegermutter das Haus, in dem der Kindergarten war, den sie vor fast sechs Jahrzehnten besucht hatte. Danach ihre Grundschule. Die Kirche, in der sie ihre erste heilige Kommunion empfangen hatte. Den Platz, auf dem das Haus stand, in dem sie ihre Ausbildung zur Friseurin gemacht hatte.

      »Und dann haben sie das schöne Haus abgerissen, stell dir das einmal vor, Bub. Man hätte eine Sozialstation daraus machen können, ein Asylbewerberhaus vielleicht? Oder eine Außenstelle der Volkshochschule. Was glaubst du, wie geschickt das hier gewesen wäre, aber mit dem Abreißen sind sie ja schnell, wenn ich daran denke, dass …

      Sie zeigt mir die Räumlichkeiten, in denen ihre Tanzkurse stattfanden.

      »Ich war die begehrteste Tänzerin, die »Dancing Queen« sozusagen. Über Jahre hinweg. Die Jungs haben sich förmlich geprügelt um mich, Olli. Einmal, da hat der Wilhelm sich mit dem Karle angelegt, das war ein Ding, kann ich dir sagen, die beiden haben sich grün und blau geprügelt wegen mir. Karle musste sogar zum Notarzt, seine Nase …

      Gisela will zum Mittagstisch in die Akademie der schönen Künste.

      »Hoffentlich bekommen wir noch einen Platz« überlegt sie. Laut, viel zu laut, wie immer.

      »Ich hätte vielleicht doch besser einen Tisch reservieren sollen, Olli«

      »Leiser« bitte ich sie.

      Sie wühlt in ihrer übergroßen Handtasche: »Scheiße, ich hab mein Handy vergessen, Olli«

      Die Leute drehen sich nach uns um. Ich weiß nicht, wohin ich schauen soll.

      Wir haben Glück, bekommen zwei Plätze direkt an der Fensterfront und Gisela ist begeistert. »Sie haben ja schon weihnachtlich dekoriert, Olli«

      »Die Läden, in denen wir heute schon waren, auch«

      »Guck dir das mal an, Olli. Welch ein hinreißendes Ambiente! Ganz neue Impulse. Findest du nicht auch, Olli?«

      Sie knetet die Anhänger des Weihnachtsbaums durch, bevor sie sich setzt. »So was Schönes aber auch«

      Und wieder bestellt sie sich ein Glas Champagner. Ich nippe an meinen Cappuccino, lausche ihren Erzählungen, bis unser verspätetes Mittagessen serviert wird. Es gibt Lammsattel mit Speckbohnen und goldgelben Kartöffelchen. Gisela stöhnt entzückt: »Mmmmh. So was Feines aber auch«

      Nach dem Mittagessen will sie mir unbedingt das Grab einer vor kurzem verstorbenen Kundin auf dem Pragfriedhof zeigen, danach die Wohnungen ihrer früheren Schulfreundinnen, ihrer Arbeitskolleginnen, die Villa ihres ehemaligen Chefs und noch so einiges. Wir fahren in alle Himmelsrichtungen, landen letztendlich vor dem Polizeipräsidium in der Hahnemannstraße. Irgendein Bekannter meiner Schwiegermutter war da irgendwann einmal für ein halbes Jahr Hausmeister gewesen.

      »Die Markthalle noch, Olli«

      Ich ergebe mich meinem Schicksal zum x-ten Mal an diesem Tag.

      Und ich begebe mich zum x-ten Mal an diesem Tag auf Parkplatzsuche.

      Die Einkäufe gehen heute auf mich. Ich hatte auch das Frühstück und das Mittagessen bezahlt. Dania hatte mich darum gebeten. An die Höhe der Parkplatzgebühren mag ich gar nicht denken. Stuttgart ist ein teures Pflaster für Autofahrer, und die Parkplatzsuche gleicht einem Hindernislauf. Man braucht außer einem gut gefüllten Geldbeutel auch

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