Schwiegermutteralarm. Gisela Sachs

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Schwiegermutteralarm - Gisela Sachs

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du mir eigentlich zu, Olli?«

      »Ich lese Zeitung«

      Gisela kramt einen Notizblock und einen Schreiber aus der Tischschublade. Sie sieht mich nachdenklich an, bevor sie zu schreiben anfängt. So nachdenklich, als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nie eine Hühnersuppe gekocht. Sie kratzt ihre Stirn. Dann kommt die Erkenntnis: »Wir brauchen ein Suppenhuhn, Olli«

      »Aha?«

      »Eine Sellerieknolle. Eine Stange Porree. Ein Bund Petersilie. Nelken, Muskat, Möhren …

      »Lass mich in Ruhe meine Zeitung lesen«

      Sie schiebt mir den Einkaufszettel zu. »Hühnersuppe ist Medizin für Leib und Seele. Du wirst sehen, wie schnell deine Oma wieder auf dem Damm ist, Olli«

      Und tatsächlich hat sich Oma in drei Tagen gesund gelöffelt. Aber kaum von der Grippe genesen, bekommt sie urplötzlich Schwierigkeiten beim Laufen. Durchblutungsstörungen höchstwahrscheinlich, meint meine Schwiegermutter. Und dass meine Oma zum medizinischen Notfall werden könnte. Und dass …

      Aber um die Geschichte kurz zu halten, meine Oma schläft deswegen immer noch in der Erdgeschosswohnung, meine Schwiegermutter immer noch in unserem Kinderzimmer. Damit habe ich eigentlich kein Problem, aber Gisela leidet unter Schlafstörungen, steht alle halbe Stunde auf, um pinkeln zu gehen.

      Sie schleicht sich im Dunklen über den Flur ins Badezimmer und bringt es tatsächlich bei jedem Klo-Gang fertig, mit dem Kopf an die Wand zu knallen, ihre Beine am Tablettenschrank oder sonst wo anzuschlagen. Die Klospülung benutzt sie aus Rücksicht auf uns nicht. Leider ist ihre Trefferquote äußerst gering. Und irgendwann kriegt auch der friedlichste Mensch eine Krise. Ich bin sehr geruchsempfindlich. Und irgendwann geht mir der Hut hoch.

      »Der Kammerberger-Urin-Gestank in unserem Badezimmer ist unerträglich« schimpfe ich. »Ein Ziegenstall ist ein Scheißdreck dagegen. Wenn selbst die Betätigung der Klo-Spülung zum Problem wird, dann läuft aber …

      »Du magst meine Mama nicht!« flüstert Dania. Sie knipst die Nachttischlampe an und schaut auf den Wecker. Es ist 3 Uhr in der Früh.

      Dania greift nach dem Buch auf dem Nachtisch.

      »Du willst lesen?« frage ich. Und Dania sieht mich so unendlich traurig an, dass ich es kaum ertragen kann. Schlagartig habe ich ein schlechtes Gewissen. Hätte ich doch nur meine Klappe gehalten. Es waren wieder einmal die falschen Worte zur falschen Zeit. Diese Nacht ist wieder einmal gelaufen, fürchte ich. Und ich sollte Recht haben.

      Ich stehe auf, erledige Dinge, die ich schon lange erledigen wollte, ziehe Schrauben fest, öle die quietschende Gartentüre, räume den Keller auf, bis es Zeit ist, zur Arbeit zu fahren. In der Mittagspause gehe ich in den Baumarkt, kaufe die Kartoffeln und Äpfel aus dem Sonderangebot, Blümchen für Dania. Und damit meine Schwiegermutter nicht mehr im Dunkeln herumtappt wie ein blindes Huhn, kaufe ich Nachtlichter für Kleinkinder. Ich bringe sie gleich nach Feierabend vom Kinderzimmer aus über den gesamten Flur bis in unser Badezimmer an.

      Meine Süße zeigt sich hocherfreut über die Sternenhimmelschlummerlichter, freut sich darüber noch mehr wie über die Blümchen. Sie sieht mich verheißungsvoll an, knabbert an meinem linken Ohr und flüstert:

      »Vielleicht brauchen wir die Nachtlichter bald für uns selbst, Schatz«

      Sie streichelt meine Wangen, wuschelt durch meine Haare, murmelt.

      »Es ist besser, nachts nicht so viel Licht zu machen, sonst kommen die Babys ganz aus der Reihe, Schlummerlichter reichen da völlig aus«

      Sie strahlt wie die Sonnengöttin: »Ich werde ganz entspannt bei gedämpftem Licht stillen können …

      Wir gehen früh zu Bett. Ich krieg aber, verdammt noch mal, keinen hoch, wenn ich weiß, dass die Schwiegermutter im Zimmer nebenan schläft. Da kann Dania noch solange an meinen Ohren knabbern. Da wird nix draus. Es funktioniert einfach nicht.

       8. Kapitel

      Meine Schwiegermutter überrascht mich immer wieder mit neuen Ideen. Dieses Mal geht es um einen Mutter-Tochter-Urlaub. Gisela will doch tatsächlich mit Dania in Urlaub fliegen, stell sich das einmal einer vor. Nach Dubai! Auf die Palmeninsel. Ins Luxushotel »Atlantis The Palm Hotel & Resort.« Ohne mich! Hat sich dafür ihre Lebensversicherung auszahlen lassen. Stell sich das mal einer vor!

      »Wer weiß, wie lange die Mama noch reisen kann, Schatz« sagte meine Ehefrau. Und wenn mir jetzt einer sagt, das wäre noch normal, dann hat er schlichtweg einen an der Klatsche. Schließlich sind Dania und ich frisch verheiratet. Fast noch frisch, jedenfalls. Und wir waren noch keinen einzigen Tag unserer Ehe zu zweit allein in unserem Haus.

      »Warum sollte meine Mama allein in der Erdgeschosswohnung herumhocken, Ollischatz? Wer weiß, wie lange wir sie noch haben werden«

      Nach ihrem Reisevorschlag fängt meine Schwiegermutter an zu kochen. Gisela kocht nicht irgendein Essen. Nein! Sie kocht mein Lieblingsessen: Rostbraten mit knusprig gebratenen Zwiebeln und megadunkler Soße. Genauso, wie ich die Soße besonders gerne mag. Dazu schabt sie schüsselweise goldgelbe Spätzle, macht schwäbischen Kartoffelsalat. Eine Hochzeitssuppe mit Marklößchen, Eierstich und Flädle vorneweg.

      Die Brühe ordentlich angesetzt mit Suppenfleisch und viel Gemüse aus unserem Vorgarten. An die Suppe meiner Schwiegermutter kommt niemand ran. Die schmeckt einfach himmlisch. Da könnte ich glatt darin baden. Der Rostbraten, butterzart, die Soße mit einem Schuss Samtrot geküsst. Göttlich! Kochen kann sie, meine Schwiegermutter. Das muss man ihr lassen. Aber mich mit Rostbraten, Spätzle und Kartoffelsalat zu erpressen, das ist schon eine Sauerei!

      Dania stellt drei Flaschen Stuttgarter Hofbräu Pilsner auf den Tisch:

      »Wie geht es uns doch gut! Es ist doch ein Segen, dass wir die Mama bei uns im Haus haben dürfen, gell Schatz«

      Manchmal ist es besser zu schweigen.

      Meine Ehefrau und meine Schwiegermutter setzen ihre Pilsgläser ab, wischen sich den Bierschaum mit den Handrücken von den Mündern und lächeln mich an. Ihre Bewegungen sind so was von identisch, das gibt es gar nicht. Mutter und Tochter haben so ziemlich die gleiche Stimme, in etwa die gleiche Figur, denselben Kleidergeschmack, die gleiche Frisur. Meine Schwiegermutter trägt den gleichen Goldton im blond gefärbten Haar wie meine Dania im echten. Kein Wunder, dass ich neulich versehentlich »Schatz« zu ihr gesagt habe.

       9. Kapitel

      »Nicht jeder hat das Glück, seine persönliche Friseurin im Haus zu haben« lacht meine Oma, während Gisela an meinen Haaren herumschnippelt. Mehr Kürze bringe mehr Fülle, meint sie. Als ich mich dann im Spiegel betrachte, erschrecke ich. »Ich sehe aus wie ein Hamster unter Stromschlag«

      »Boris-Becker-Frisur« lacht Oma.

      »Das trägt man heute so, Ollischatz« sagt Dania.

      »Und mit diesem Stoppelfeldschnitt soll ich bei unserem Betriebsfest erscheinen?«

      »Halt still, Olli! Da muss noch Gel eingearbeitet werden. Die Frisur ist top aktuell, ich habe sie schon bei mehreren prominenten Männern gesehen. In Hollywood ist sie gerade der letzte Schrei«

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