Der sonnenhelle Pfad. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Der Entschluss zum Yoga
Siehst du, man mag einen sehr guten Willen haben, ein Leben, das auf göttliche Realisation ausgerichtet ist, jedenfalls eine mehr oder weniger oberflächliche Hingabe an ein göttliches Werk, und dennoch keinen Yoga praktizieren.
Für Sri Aurobindos Yoga muss man sich selbst integral umwandeln wollen, es bedeutet, ein einziges Ziel im Leben zu verfolgen, in der Art, dass es nichts anderes mehr gibt, das alleine existiert. Und so fühlt man klar in sich selbst, ob man es will oder nicht. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, kann man immer noch ein Leben guten Willens führen, ein Leben des Dienens, des Verstehens. Man kann sich um das Werk mühen, damit es leichter vollbracht wird – alles das – man kann vieles tun. Doch zwischen diesem und dem Yoga besteht ein großer Unterschied.
Den Yoga auszuüben muss man bewusst wollen, du musst zunächst wissen, was das ist. Du musst wissen, was das ist, du musst dich dazu entscheiden. Sobald das hingegen geschehen ist, darfst du nicht länger zaudern. Das ist der Grund, weshalb du in voller Kenntnis der Sache eine Entscheidung fällen musst. Du musst wissen, wofür du dich entschließt, wenn du sagst: „Ich möchte Yoga machen.“ Und deshalb, von diesem Standpunkt aus, habe ich euch, glaube ich, niemals bedrängt....
Doch von dem Tag an, an dem du eine Wahl triffst – wenn du das in aller Aufrichtigkeit getan hast und in dir eine radikale Entschlossenheit fühlst – ändert sich die Lage. Da ist das Licht und der Pfad, denen man folgen muss, ganz geradlinig, und du darfst nicht davon abweichen. Weißt du, es wird niemand zum Narren gehalten. Yoga ist kein Spaß. Du musst wissen, was du tust, wenn du dich dazu entschließt. Wenn das jedoch geschehen ist, dann musst du daran festhalten. Du hast kein Recht mehr zu schwanken. Du musst geradeaus gehen! Da!...
Diesen Yoga der Umwandlung, der obendrein der mühsamste ist, diesen Yoga kann man nur machen, wenn man fühlt, dass man für ihn hierhergekommen ist (ich meine, hier auf die Erde) und dass man nichts anderes tun kann als das und dass das der einzige Grund für die eigene Existenz ist – selbst wenn man sich hart plagen, leiden und kämpfen muss, hat das keine Bedeutung – „Das ist es, was ich will, sonst nichts!“ – dann ist es anders. Sonst werde ich sagen: „Sei glücklich und sei gut, und das ist alles, was von dir verlangt wird. Sei gut im Sinne von verstehend sein und wissend. dass die Bedingungen, in denen du lebst, außergewöhnliche sind und versuche, ein bedeutenderes, trefflicheres und wahrhaftigeres Leben zu führen als der gewöhnliche Mensch, damit sich ein wenig von diesem Bewusstsein, diesem Licht und seiner Güte in der Welt auszudrücken vermag. Das wäre sehr gut.“ So ist es!
Sobald du hingegen deinen Fuß auf den Yogapfad gesetzt hast, musst du über eine stählerne Entschlossenheit verfügen und direkt auf das Ziel zu marschieren, was immer auch der Preis sein mag.
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Ein Ruf für den Pfad
Wozu willst du den Yoga? Um Macht zu gewinnen? Um Frieden und Ruhe zu erlangen? Um der Menschheit zu dienen?
Keiner dieser Beweggründe beweist ausreichend, dass du für den Pfad bestimmt bist.
Die Frage, die du beantworten musst, ist diese: Willst du den Yoga um des Göttlichen willen? Ist das Göttliche die höchste Wirklichkeit in deinem Leben, und zwar so sehr, dass es für dich einfach unmöglich ist, ohne es auszukommen? Fühlst du, dass das Göttliche deine alleinige raison d`etre ist und dass ohne es deine Existenz keinen Sinn hat? Nur wenn das so ist, kann behauptet werden, du hättest einen Ruf für den Pfad.
Das ist die erste Notwendigkeit – Sehnsucht nach dem Göttlichen.
Das nächste, was du tun musst, ist sie zu pflegen, sie immer wach, bewusst und lebendig zu halten. Und dafür ist Konzentration erforderlich – Konzentration auf das Göttliche, ausgerichtet auf eine vollständige und bedingungslose Weihe an seinen Willen und seinen Plan.
Konzentriere dich in deinem Herzen. Gehe dort hinein; begib dich in sein Inneres, tief und weit, so weit wie du kannst. Sammle all die weit versprengten Fäden deines Bewusstseins, wickele sie auf, wage den Sprung und senke dich hinein.
Es brennt ein Feuer dort in dem tiefen Frieden deines Herzens. Es ist die Gottheit in dir – dein wahres Wesen. Höre auf ihre Stimme, folge ihren Geboten.
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Kapitel 4
HINGABE, SELBSTDARBRINGUNG, DEMUT
Zwei Pfade des Yoga
Es gibt zwei Pfade des Yoga, der eine ist der der tapasya (Disziplin) und der andere ist der der Hingabe. Der Pfad der tapasya ist mühselig. Hier hängst du einzig von dir selbst ab; du schreitest fort durch deine eigene Kraft. Du steigst empor und bist erfolgreich nach dem Maße deiner Kraft. Es besteht immer die Gefahr des Absturzes. Und bist du einmal gefallen, dann liegst du zerschmettert im Abgrund und es findet sich kaum ein Heilmittel. Der andere Pfad, der der Hingabe, ist sicher und zuverlässig. Genau damit gerät aber der westliche Mensch in Schwierigkeiten. Man hat ihn gelehrt, alles zu fürchten, was seine persönliche Unabhängigkeit bedroht. Mit der Muttermilch hat er seinen Sinn für Individualität aufgesogen. Und Hingabe bedeutet, all das aufzugeben. Mit anderen Worten, du kannst, wie Ramakrishna sagt, entweder dem Pfad des Affen- oder des Katzenbabys folgen. Das Affenbaby hält sich an seiner Mutter fest, um herumgetragen zu werden, und es muss sich entschlossen festhalten, weil es fällt, wenn es loslässt. Das Katzenbaby andererseits klammert sich nicht an seine Mutter, sondern wird von ihr getragen und hat weder Angst, noch Verantwortung; es hat nichts anderes zu tun, als sich von der Mutter tragen zu lassen und ‚Mama‘ zu schreien.
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Hingabe und Yoga
Hingabe ist die Entscheidung darüber, die Verantwortung für dein Leben dem Göttlichen zu überlassen. Ohne diese Entscheidung ist überhaupt nichts möglich. Wenn du dich nicht hingibst, ist der Yoga völlig ausgeschlossen. Alles andere folgt natürlicherweise erst danach, denn der ganze Vorgang beginnt mit Hingabe. Du kannst dich entweder kraft des Wissens oder der Weihung überantworten. Du verspürst vielleicht eine starke Intuition, dass das Göttliche allein die Wahrheit ist und eine lichtvolle Überzeugung, dass du ohne es nicht zurechtkommst. Oder vielleicht empfindest du eine unmittelbare innere Ahnung, dass dieser Weg der einzige ist, glücklich zu werden und ein starkes psychisches Verlangen, ausschließlich dem Göttlichen zu gehören: „Ich gehöre nicht mir selbst“, sagst du und übergibst die Verantwortung für dein Sein der Wahrheit. Dann kommt die Selbstüberantwortung: „Hier bin ich, ein Geschöpf mit verschiedenen Eigenschaften, gut und schlecht, dunkel und erleuchtet. Ich bringe mich dar so wie ich bin, nimm mich mit all meinen Höhen und Tiefen, mit all meinen widerstreitenden Impulsen und Neigungen an – tu mit mir, was immer du magst.
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Wahre Hingabe lässt dich weiter werden
Mit Hingabe meinen wir... ein spontanes Sich-selbst-geben, ein dich selbst ganz an das Göttliche Überlassen, an ein größeres Bewusstsein, von dem du ein Teil bist. Hingabe macht dich nicht kleiner, sondern größer. Sie wird deine Persönlichkeit nicht schmälern oder schwächen