Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig
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In Sachsen-Anhalt kann man an zahlreichen Plätzen einer Leidenschaft folgen, die sowohl mit dem Himmel über uns als auch mit ganz irdischen Dingen zu tun hat: Sternenhimmel beobachten und beeindruckende Ausgrabungsstätten besuchen, die zu einer spannenden Zeitreise in die prähistorische Vergangenheit Mitteleuropas führen. Und erstaunt dabei feststellen, dass bereits unsere Vorfahren außergewöhnliche Sternengucker waren. Denn nicht nur im berühmten Stonehenge, sondern auch in der Region Saale-Unstrut und an weiteren Orten in Sachsen-Anhalt sind die Spuren frühzeitlicher Himmelsbeobachtungen bis heute sichtbar. In der vom Hochmittelalter geprägten Wein- und Kulturlandschaft Saale-Unstrut entdeckten Archäologen in den vergangenen drei Jahrzehnten einzigartige Stätten. All diese Fundorte sind Teil des Netzwerks »Himmelswege«, das fünf archäologisch herausragende Orte miteinander verbindet. Eine Themenroute, die man in einer Woche abfahren kann, wobei man Entschleunigung abseits der touristischen Rennstrecken lernt: Unterwegs lohnt sich der Blick nach oben zum Himmel am Abend genauso wie der Blick tagsüber nach unten zur Erde. Beeindruckende Erscheinungen einer vergangenen Zeit tauchen auf, und am Firmament ist ein faszinierendes Schauspiel mit Sternen, Kometen und Galaxien, in denen unsere Zukunft liegen könnte, zu bestaunen.
Sonnenobservatorium und Himmelsscheibe
Nur rund 35 Kilometer vom Fundort der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra entfernt befindet sich einer der frühesten archäologischen Belege für systematische Himmelsbeobachtungen: das Sonnenobservatorium Goseck. Und, man glaubt es kaum: Diese vor 7000 Jahren entstandene Kreisgrabenanlage ist rund 2000 Jahre älter als der Steinkreis von Stonehenge. 1991 wurde sie bei einem Erkundungsflug entdeckt, es begannen die ersten Ausgrabungen der Anlage, und bereits 2005 war sie vollständig rekonstruiert. Der perfekte Sternensucher-Ort ist die Arche Nebra mit einem großen Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Es erklärt anschaulich und mit einer modernen, interaktiven Präsentation, welches Wissen auf der 3600 Jahre alten kreisförmigen Bronzeplatte verschlüsselt ist. Sie ist die älteste bislang bekannte konkrete Darstellung kosmischer Phänomene und seit 2013 auch UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Kulturgeschichte seit der Steinzeit im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.
Halle und Pömmelte
In Halle sollte man sich das Landesmuseum für Vorgeschichte ansehen, denn hier gibt es die Original-Himmelsscheibe von Nebra zu sehen. Der Besuch des Museums lohnt sich auf jeden Fall, denn die Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte sind von solch hoher Qualität, dass nicht nur Kinder und Jugendliche ins Staunen geraten. Und in der weiten Elblandschaft liegt das Ringheiligtum Pömmelte da wie ein Wächter aus vergangener Zeit. Südlich von Magdeburg fanden Archäologen die Überreste eines mehr als 4000 Jahre alten Kultortes: die Kreisgrabenanlage von Pömmelte, die am originalen Fundort rekonstruiert wurde.
Die Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde besteht aus sieben Ringen.
TOP
Im Steinweg 26 in Naumburg befindet sich ein Gasthaus, das einen Begriff nicht nur im Namen trägt, sondern zur Philosophie erhoben hat. Hier bemüht man sich, die Gäste nicht nur zufriedenzustellen, sondern ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. www.gasthof-zufriedenheit.de
In der Nähe der Dolmengöttin von Langeneichstädt lohnt sich ein Abstecher zum Geiseltalsee. Die Geiseltalsee-Camping-Anlage in Mücheln bietet verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten: Zelten, Wohnwagen, Wohnmobil, Camping-Fass oder Family Lodge. www.geiseltalsee.de
In Langeneichstädt wurde 1987 bei Feldarbeiten ein Steinkammergrab entdeckt, das rund 5500 Jahre alt ist. Dabei kam auch eine Menhirstatue mit der Darstellung einer Dolmengöttin zum Vorschein. www.himmelswege.de
Auch in Halle kommen Sternensucher auf ihre Kosten. Jeweils Anfang August rund um die Zeit der Perseiden zieht die Oberburg Giebichenstein mit »Picknick unterm Sternenhimmel« samt Sternschnuppen-Garantie und Sommerkino die Sternensucher an. www.kulturfalter.de
In Magdeburg gibt es mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg und dem Museum für Naturkunde zwei begeisternde Museen, die eine universelle Sicht auf die Geschichte von Natur und Kultur bieten und damit ganz im Zeitgeist liegen, denn die moderne Wissenschaft nennt den Blick auf die Globalgeschichte von der Entstehung der Welt bis heute »Big History«. www.magdeburg-tourist.de
Wahrzeichen frommen Deutschlands
Die Vollendung des Doms lag noch in ferner Zukunft, als der weit gereiste Georg Forster, eher ein Mann der kritischen Analyse als ein Romantiker, bei seinem Köln-Besuch im Jahr 1790 notierte: »Wir gingen in den Dom und blieben darin, bis wir im tiefen Dunkel nichts mehr unterscheiden konnten. So oft ich Köln besuche, geh ich immer wieder in diesen herrlichen Tempel, um die Schauer des Erhabenen zu fühlen … Die Pracht des himmelan sich wölbenden Chors hat eine majestätische Einfalt, die alle Vorstellung übertrifft. In ungeheurer Länge stehen die schlanken Gruppen der Säulen da, wie die Bäume eines uralten Forstes …«
Die Arbeit der Steinmetze überzieht den gesamten Dom, von den Pfeilern zu den Fenstern, von den Fassaden bis zu den Türmen. Das Westportal mit seiner Fülle von Figuren.
Heute, gut zwei Jahrhunderte später, sind es jährlich rund sechs Millionen Menschen, die in den Dom eintreten. Wer zu den Fundamenten des Doms hinabsteigt, begibt sich in die Tiefe der Zeiten, findet dort in Panzerglasvitrinen nicht nur Teile des kostbaren Domschatzes, sondern auch freigelegtes römisches