Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig

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Das Reisebuch Europa - Jochen Müssig

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und viele aufwendig restaurierte Fachwerkhäuser besitzt, ohne Zweifel zu den schönsten Harzstädten rechnen. Auch Clausthal-Zellerfeld hat viel zu bieten: Der Ort besaß im 17. und 18. Jahrhundert die reichsten Erzminen im Oberharz. Seine während des Dreißigjährigen Krieges eingeweihte Marktkirche zum Heiligen Geist ist ganz aus Holz gebaut, sie dokumentiert die frühere Bedeutung des heutigen Universitätsstädtchens mit 15 000 Einwohnern.

      Stolberg im Südharz trägt den Titel einer »Historischen Europastadt«. Thomas Müntzer, der radikale Reformator und Anführer des Bauernkrieges, kam hier 1489 zur Welt. Ein Denkmal im Ortszentrum erinnert an den Weggefährten und späteren Widersacher Martin Luthers. Die prachtvollen Fachwerkbauten der Bergarbeitersiedlung Stolberg stammen zum Teil aus dem 15. Jahrhundert.

       TOP image ERLEBNIS

      image MITTELALTERLICHES QUEDLINBURG

      Vom Schlossberg bietet sich der beste Blick auf das mittelalterliche Quedlinburg. In der Altstadt, als Weltkulturerbe der Menschheit durch die UNESCO geschützt, sind ganze Straßenzüge mit Dutzenden von mittelalterlichen Fachwerkhäusern erhalten. Auch das Ständerhaus aus dem 14. Jahrhundert, in dem eine Ausstellung über die Entwicklung des Fachwerkbaus Aufschluss gibt, gehört dazu. Das romanische Gotteshaus St. Wiperti entstand bereits um das Jahr 1000. Die romanische Stiftskirche St. Servatius auf dem Burghügel, eine dreischiffige kreuzförmige Basilika mit Doppelturm, birgt in der Krypta die Sarkophage von Heinrich I. (876–936) und seiner Frau Mathilde. Ihr Kirchenschatz zählt zu den kostbarsten des Mittelalters. Das benachbarte Schloss, einst ein Damenstift, ist auf dem Fundament der Quitlingaburg aus dem 10. Jahrhundert errichtet. Am Fuße des Hügels liegt der Finkenherd, ein Fachwerkhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert. Hier soll Heinrich I. der Sage nach 918 die ihm angebotene Königskrone entgegengenommen haben.

       WEITERE INFORMATIONEN

      www.harzinfo.de; www.quedlinburg.de

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       Quedlinburg gilt als eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands.

      THEMA

       CHURFRANKEN

       Glücksmomente in der Genussregion

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       Trauben, Wein, Wandern: Churfränkischer Rotweinwanderweg

      Wer sich auf Reisen begibt, hat in der Regel eine optimistische Grundhaltung, schließlich wollen wir doch wenigstens auf Reisen unbeschwert unser Dasein genießen. In pandemischen Zeiten ist das manchmal gar nicht so leicht, doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Das kann man in einer Region erleben, die zwar kein Schattendasein führt, als Urlaubsland aber noch zu den eher unentdeckten Schätzen Deutschlands gehört: Churfranken. Wo liegt das denn bitte? Im Fränkischen natürlich. Am Main. Zwischen Odenwald und Spessart. Miltenberg, Klingenberg und Bürgstadt hat man schon gehört. Aha, politisch gesehen also der Südwestzipfel Unterfrankens. Und philosophisch? Aschaffenburg und Frankfurt am Main sind nicht allzu weit entfernt.

       Über die Natur des Glücks

      Ob der 1860 in Frankfurt gestorbene deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer auf seinen Spaziergängen und Wanderungen mit seinem Pudel jemals Churfranken durchstreift hat, ist dem Verfasser leider nicht bekannt. Aber eine seiner Aussagen, die dazu beitrugen, dass viele Zeitgenossen in ihm den Philosophen des Pessimismus sehen, kam ihm auf einem kleinen Spaziergang auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg oberhalb von Klingenberg in den Sinn: »Aller Genuss und alles Glück ist negativer, hingegen der Schmerz positiver Natur.« Was folgt daraus für Churfranken? Genuss und Glück kann man hier in großer Menge erleben, Schmerz auch. Das Negative daran ist, dass man nicht genug Zeit hat, alles zu kosten, und schnell bereut, dieses sonnenverwöhnte Fleckchen Erde nach ein paar Tagen wieder verlassen zu müssen. Das Positive daran ist der Schmerz, nicht zu wissen, wie lange es dauern mag, bis man wieder hierher zurückkehrt. Um dann Glück und Schmerz in ein gemeinsames Ganzes zu verwandeln, mit Wille und Vorstellungskraft eine ideale Welt zu schaffen, die hier ein paradiesisches Plätzchen bereithält. Und sei es nur für eine begrenzte Zeit. Was also macht Churfranken so genussreich und glücklich?

       Bio-Weine in Vollendung

      Da sind zum einen seine gastfreundlichen, offenen Menschen, die etwas von jener Sonne ausstrahlen, die auf den Rebhängen großartige Weine reifen lässt. Ein Lächeln im Gesicht? Aber natürlich, mit Fröhlichkeit geht man leichter durchs Leben: Anja Stritzinger aus Klingenberg macht sich zwar Sorgen um ihre Reben, denn die Trockenheit ist ein Problem, und auch Trauben können einen Sonnenbrand bekommen. Doch die Bio-Winzerin aus Klingenberg ist keine Pessimistin und glaubt fest daran, dass auch dieser Jahrgang ein guter Weinjahrgang wird. Sie bewirtschaftet zwei Hektar Terrassensteillagen in hundertprozentiger Handarbeit, pflegt acht Kilometer Trockenmauern und setzt in ihren Weinbergen auf natürliche Dauerbegrünung. Mit der Umstellung auf ökologisch-organischen Anbau war sie in den 1980er-Jahren Wegbereiterin des Bio-Weinbaus in der Region. Heute erzielen ihre Portugieser, Spätburgunder, Gewürztraminer, Regent-Weine und Rieslinge auf internationalen Weinprämierungen höchste Auszeichnungen.

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       In den Weinbergen rund um Klingenberg am Main wachsen großartige Weine.

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       Die Martinskapelle in Bürgstadt stammt aus dem 10. Jahrhundert, das Gasthaus Zum Riesen in Miltenberg wurde 200 Jahre später errichtet.

      Auch im Alten Gewürzamt in Klingenberg warten große Geschmackserlebnisse auf den Genusswanderer. Beim alljährlichen Churfranken-Genussfestival von Ende August bis Anfang September zählen die Wein-Genuss-Tage im Alten Gewürzamt in Klingenberg ganz sicher zu den Höhepunkten. Ingo und Kilian Holland präsentieren dann erlesene Weine und regionale Leckereien in exklusivem Ambiente auf der geräumigen Terrasse über den Dächern der Stadt. Ihre Familien-Gewürzmanufaktur in der Frühlingsstraße bietet eine faszinierende Vielfalt aus aller Welt und selbst hergestellte Mischungen, mit denen man jedem Gericht die besondere Note geben kann. Eines sollte kein Churfranken-Reisender versäumen: den Besuch im ältesten Gasthaus und Hotel Zum Riesen in Miltenberg – hier war im 12. Jahrhundert schon Kaiser Barbarossa zu Gast. www.churfranken.de

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       In Miltenberg pflegen Michael und Katharina Schulz ihre Liebe zum Kaffee.

      image MITTLERES RHEINTAL – DAS ZUHAUSE DER LORELEY

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