Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig
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Den Reiz des oberen Mittelrheintals zwischen Bingen und Koblenz entdeckten schon die Romantiker: Die Begeisterung von Friedrich Schlegel oder Clemens von Brentano, zahlreiche Reiseberichte und idealisierende Landschaftsbilder setzten eine erste Reisewelle in Gang. Seit dem Jahr 2002 steht der 67 Kilometer lange Rheinabschnitt mit seinen 40 Burgen auf der UNESCO-Welterbeliste.
bis Bacharach mit der Burg Stahleck
Eine Schifffahrt auf dem Rhein steckt voller Überraschungen: Hinter Bingen auf dem linken und Rüdesheim am rechten Rheinufer tritt der Fluss in das Rheinische Schiefergebirge ein und windet sich in Schleifen durch ein enges Tal. Seit Römerzeiten wird an den steilen Hängen in diesem von der Sonne verwöhnten Gebiet Weinbau betrieben. Hinter jeder Flussbiegung tauchen die Überreste von Burgen und Festungsanlagen auf, die Wahrzeichen des Rheintals. Ursprünglich ab dem 11. Jahrhundert als Zollburgen errichtet, die den Schiffsverkehr auf dem Rhein überwachen sollten, bezeugen sie die Bedeutung des Flusses als Handelsweg. Beiderseits des Rheins haben sich schmucke Winzerorte entwickelt.
Legenden am Flusslauf
Nicht nur die Burgruinen in luftiger Höhe, auch die traditionsreichen Städte des Mittelrheintals hatten es den Romantikern zu Beginn des 19. Jahrhunderts angetan. Wo einst Maler ihre Skizzen anfertigten, zücken heute Touristen die Kameras und halten die romantischen Ecken und Ansichten im Bild fest.
Gleich dort, wo der Rhein in das Rheinische Schiefergebirge eintritt, ragt bei Bingen auf einer Insel mitten im Fluss der Mäuseturm auf. Gebaut von dem hartherzigen Mainzer Bischof Hatto II. (gest. 970), rankt sich eine Schauergeschichte um den Turm. Weil er seine Kornkammern trotz einer Hungersnot verschlossen hielt, soll Hatto hier gefangen gehalten und bei lebendigem Leib von Mäusen gefressen worden sein.
Einige Kilometer stromabwärts liegt Bacharach, der vielleicht romantischste Ort am Mittelrhein. Die malerische Lage unterhalb der auf einem bewaldeten Höhenzug thronenden Burg Stahleck entzückte schon Victor Hugo, der Bacharach sogar »eine der schönsten Städte der Welt« nannte. Bis heute ist der mittelalterliche Ortskern von einer begehbaren Mauer umgeben. Stattliche Fachwerkbauten und die Ruine der gotischen Wernerkapelle, die an einem Hang über Bacharach steht, tragen viel zum romantischen Flair bei.
Das rechtsrheinische Städtchen Kaub bildet mit der über den Weinbergen aufragenden Burg Gutenfels die Kulisse für die gedrungene Burg Pfalzgrafenstein. Die Zollstation, die Ludwig der Bayer im 14. Jahrhundert auf einer Insel im Rhein errichten ließ, gilt bis heute als ein Symbol der Rheinromantik. Südlich von Boppard, welches den Beinamen »Nizza am Rhein« trägt, lenken die »Feindlichen Brüder«, zwei nebeneinander liegende Ruinen, die Blicke auf sich. Die Burgen Sterrenberg und Liebenstein gehörten zwei Brüdern, die dieselbe Frau verehrten. Heinrich Heine widmete der Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang ein Gedicht in seinem Buch der Lieder.
ist Boppard ein idealer Ausgangspunkt.
Mythos Loreley
Eigentlich wirkt der 132 Meter hohe, nur spärlich bewachsene Schieferfelsen bei Rheinkilometer 555 aus der Nähe betrachtet gar nicht so überwältigend. Dennoch steht er im Ranking der touristischen Hauptattraktionen Deutschlands ganz weit oben. Die Geschichte von der schönen Tochter des Vaters Rhein, die auf der Loreley sitzend durch ihren sirenenhaften Gesang die Schiffer betört und vom Kurs abkommen lässt, hat ihn weltberühmt gemacht. Mittlerweile ist das »Märchen aus uralten Zeiten«, wie es in Heinrich Heines Gedicht »Lied von der Loreley« heißt, sogar den asiatischen Touristen ein Begriff.
Das Besucherzentrum auf dem Felsplateau erklärt, dass die Loreley ein bis heute von Schiffern gefürchteter Ort ist, dessen Gefährlichkeit mit den Strömungsverhältnissen im Fluss zusammenhängt. Die berüchtigten Riffs sind zwar beseitigt, der Rhein fließt hier aber, da er sich stark verengt, so schnell, dass es immer wieder zu Schiffsunglücken kommt.
TOP
Sowohl der rechtsrheinische Rheinsteig als auch der linksrheinische Burgenwanderweg bieten spektakuläre Aussichten auf den Fluss. Die Fernwanderwege führen durch Wälder, Wiesen und Weinberge, sie verbinden die romantischen Orte der Region und lassen jede Tour zu einem Kulturgenuss werden. An beiden gibt es viele Einstiege, sodass man von fast jedem Ort im Rheintal zu einer Kurztour aufbrechen kann. www.rheinsteig.de, www.rheinburgenweg.com
Was wäre eine Tour durch das Mittelrheintal ohne eine Weinprobe? Entlang des Flusses laden viele Winzer zur Einkehr ein und servieren zu ihren edlen Tropfen leckeren Flamm- oder Zwiebelkuchen. Ihre Straußwirtschaften sind bis zu vier Monate im Jahr geöffnet und dann ein Ort der Lebensfreude und Geselligkeit. www.romantischer-rhein.de
Auf der Rheinhalbinsel Namedyer Werth bei Andernach lässt sich ein faszinierendes Naturschauspiel bestaunen. Etwa alle zwei Stunden schießt dort der mit einer Höhe von 60 Metern größte Kaltwassergeysir der Erde aus dem Boden. Das Spektakel wird durch aus der Tiefe kommendes Kohlendioxid verursacht, das das Grundwasser nach oben steigen und sprudeln lässt. Im Geysir-Zentrum Andernach können die Besucher dem Phänomen auf den Grund gehen. www.geysir-andernach.de
Für Rhein-Urlauber, die per Schiff oder zu Fuß das Mittelrheintal erkunden, von der-Loreley
TRAUMSTRASSEN
Auf und Ab am Alpennordrand
Die Idee einer Alpenstraße durch die Berge Oberbayerns geht auf die 1920er-Jahre zurück, und bis 1939 war gut die Hälfte der Strecke fertiggestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Teilstücke in das bestehende Straßennetz zur Deutschen Alpenstraße integriert.