Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig

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Das Reisebuch Europa - Jochen Müssig

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Kern der Insel bilden eiszeitliche »Geschiebeaufschichtungen«, für Geologen erkennbar am Hoge Berg, mit 15,3 Metern Texels Gipfel. Hier liegt der »Friedhof der Georgier«, jener Russen, die unter der Nazi-Besetzung einen Aufstand wagten und dabei umkamen. In dem hügeligen Gelände konnten auch einige architektonische Zeugnisse überleben, Stolphöfe mit ihren charakteristischen Pyramidendächern, Erdwälle aus Grassoden, die einst Grundstücksgrenzen markierten, und Schafscheunen, die wie in der Mitte durchgetrennte Häuser aussehen und Geräte aufnehmen, aber keine Schafe.

      Die größte Besucherattraktion Texels ist Ecomare, ein Museum, das vornehmlich der maritimen Natur rings um die Insel gewidmet ist. Es entstand aus einer Station für verlassene Seehundbabys und verletzte Robben, eine Aufgabe, die nach wie vor im Mittelpunkt steht. Inzwischen werden auch ölverschmierte Seevögel gereinigt und verletzte Schweinswale geheilt. Aus alldem entstand ferner ein Aquarium für die Nordsee-Fauna – und mutige Kinder lieben es, dort im offenen Bassin mal einen Hai zu tätscheln. Man muss ja nicht erzählen, dass es nur ein harmloser kleiner Hundshai war …

       TOP image ERLEBNISSE

      image GEMÜSE – ABSICHTLICH VERSALZEN

      Schon mal Salzkartoffeln gegessen? Auf Texel ist das möglich. Denn dort haben sich Forscher und Bauern zu Spezialisten im Salzlandbau entwickelt. Sie zweifelten an dem »Gesetz«, dass Salzboden für Gemüsepflanzen schädlich sei, und züchteten zum Beispiel »Salzkartoffeln«, die mehr Antioxidantien enthalten als jede andere Sorte und somit als sehr gesund gelten. Mindestens ebenso wichtig: Sie schmecken auch gut, »ein ganz volles, sahniges Aroma – so haben Kartoffeln früher einmal geschmeckt«, lobt einer der Wissenschaftler.

      image EIN FALL FÜR ZWEI

      Hochzeitsreisende starten auf Texel oft im siebten Himmel. Allerdings mit einem anderen Partner, denn beim Tandem-Fallschirmsprung sorgt immer ein ausgebildeter Instrukteur für guten Flug, pardon, Fall, und »happy landing«. Ihm ist der »Passagier« sicher untergeschnallt. Nach dem Absprung in 3000 Meter Höhe folgen 30 Sekunden freier Fall und vier bis fünf Minuten am Fallschirm. Fotos und Videos von unterwegs kann man zubuchen. Nahezu alle Antworten bei Fragen zu dem luftigen Erlebnis unter www.paracentrumtexel.nl/de

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       Am Wochenmarkt in Den Burg gibt es neben Pflanzen auch Gemüse vom Land am Meer.

      image BRÜSSEL – ZENTRUM DER LEBENSART

       Neben europäischer Bedeutsamkeit hat die Stadt viel zu bieten

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       Ob der prunkvolle Grand Place oder das futuristische Atomium, ob das freche Manneken Pis oder Museen von Weltrang: Brüssel, Sitz von EU und NATO, ist nicht nur schön und nobel, sondern auch facettenreich. Das wissen auch Genießer: Mit einem Dutzend Sternerestaurants und zahlreichen Terrassenlokalen gilt Europas Metropole auch als ein Treffpunkt für Gourmets.

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       Unweit von einem der schönsten Plätze Europas, der Grand Place

      Was vor lauter medialer Omnipräsenz in Vergessenheit geraten könnte: Brüssel ist eine alte Stadt. Ihre Anfänge gehen wahrscheinlich auf eine 580 gegründete Niederlassung am – heute überbauten – Flüsschen Senne zurück. Auf einer Insel ließ Herzog Karl von Niederlothringen im 10. Jahrhundert eine Pfalz errichten, um die herum sich die Siedlung entwickelte. Schon im frühen Mittelalter stieg sie zur Hauptstadt von Flandern auf und gelangte vor allem durch Tuchmacherei zu Wohlstand. Als Flandern im 14. Jahrhundert durch Heirat an Burgund fiel, blühte Brüssel auf und wurde zur Kunstmetropole. Wahrhaft goldene Zeiten brachen an, als der Habsburger Kaiser Karl V. Brüssel zur Hauptstadt seines Weltreiches erkor.

       Europas schönster Marktplatz

      Zu einem vorübergehenden Einbruch der Erfolgsgeschichte kam es während der Eroberungskriege von Sonnenkönig Ludwig XIV.

      Der zentrale Marktplatz fiel der Zerstörungswut anheim, doch erstand er danach prächtiger als je zuvor wieder auf. Der Grand Place ist einer der schönsten Plätze Europas und UNESCO-Weltkulturerbe. Die reich geschmückten Giebelfassaden der Zunfthäuser bilden ein geschlossenes Barockensemble, durchbrochen vom gotischen Rathaus aus dem 15. Jahrhundert. Mit seiner reich gegliederten Fassade und dem großartigen Skulpturenschmuck blieb es als einziges Gebäude von Zerstörungen verschont und gehört heute zu den besterhaltenen weltlichen Bauten der Gotik. Der mit dem Standbild des Erzengels Michael gekrönte Turm, von dem sich ein weiter Ausblick über die Stadt bietet (400 Stufen!), erhielt allerdings erst im 18. Jahrhundert seine endgültige Form.

      Ein Wahrzeichen ganz anderer Art drückt sich nur einen Katzensprung entfernt in eine Nische: Manneken Pis, das berühmte Brunnenbübchen von Bildhauer Hieronimus Duquesnoy aus dem Jahr 1619, das sich ganz ungeniert vor aller Augen in das Becken unter ihm »erleichtert«. Es übertrumpft als Brüssels beliebtestes Fotomotiv und eigentliches Wahrzeichen sogar das Atomium – seit der Weltausstellung 1958 ein Symbol für das Zeitalter der Wissenschaft.

       Sakrale Juwelen und Museen von Weltklasse

      Zu den innerstädtischen Blickfängen gehört auch die mächtige Kathedrale St. Michael und St. Gundula, Belgiens Nationalkirche, erbaut im Stil der französischen Gotik. Besucher bewundern die holzgeschnitzte Kanzel von 1699 und die wundervollen Glasfenster in Chor und Querschiff – allesamt Stiftungen großer Herrscher Europas. Ein weiteres Schmuckstück in der Sammlung bildet Notre-Dame-des-Victoires. Die Kirche stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert und gilt als eines der kostbarsten Beispiele hochgotischer Sakralbauten in ganz Belgien. Ein Meisterwerk einer anderen Epoche stellt St-Jean-Baptiste-aux-Béguinage dar: Flämische Üppigkeit sichert der Fassade unter der belgischen Barockarchitektur Einmaligkeit. Vom Reichtum der Stadt zeugen auch das gewaltige Palais du Roi, in dem seit Leopold II. nur noch königliche Empfänge abgehalten werden, wie auch die zahllosen Museen, die allein schon eine Reise wert sind: darunter das Museum für Alte Kunst, das Museum für Moderne Kunst und allen voran die Musées royaux des Beaux-Arts mit einer unglaublichen Fülle einzigartiger Kunstwerke aus sechs Jahrhunderten – und eigenem Trakt für den belgischen Surrealisten René Magritte. Von ganz anderer Art ist das Museum für Zentralafrika mit anthropologisch hochinteressanten Exponaten, während sich das Centre belge de la bande dessinée, untergebracht in einem Jugendstilbau des Architekten Victor Horta, weltberühmten Comic-Zeichnern wie Hergé und Morris widmet.

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       Im Chinesischen Pavillon und Japanischen Turm von 1910 fand das königliche Museum für Kunst und Geschichte Platz.

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