DSA: Rabenbund. Heike Wolf
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу DSA: Rabenbund - Heike Wolf страница 12
»Was ist denn so wichtig?«, erkundigte sich Emilia, nachdem sie dem Tulamiden mit einer ungeduldigen Geste bedeutet hatte, einen zweiten Stuhl für ihre Mutter herbeizuschaffen. »Gibt es Neuigkeiten wegen der Sache?« Ihre Mutter und sie hatten sich darauf verständigt, den Rabenbund nicht offen zu erwähnen. Emilia hatte ohnehin wenig Interesse an den geheimen Treffen. Ob der Patriarch nun Amir Honak oder Brotos Paligan hieß, ob der Schwarze General herrschte oder ein Rat aus Granden, das spielte für sie keine Rolle. Im Gegenteil, sie war du Metuant irgendwie sogar dankbar, dass er damals den Tod ihres Bruders gerächt und die Duumvirn niedergeworfen hatte. Aber ihre Mutter hielt es für wichtig, die Zukunft der Stadt und des Imperiums nicht anderen zu überlassen. Das Haus Bonareth habe zu sehr geblutet, um sich darauf beschränken zu können, Wunden zu lecken. Emilia fühlte sich jedoch schnell gelangweilt, wenn es um Macht und Politik ging, sodass sie diese Dinge gerne an ihre Mutter abtrat. Gelegentlich sprachen sie darüber, aber meist setzte Gilia sie erst in Kenntnis, wenn etwas Wichtiges geschehen war. Dass sie sie hier im Garten aufsuchte, war ungewöhnlich.
»In der Tat.« Gilia verschränkte die Arme, während sie kurz Cherim nachsah, der zum Haus hinübereilte. Ihre Miene war ernst, als sie sich wieder Emilia zuwandte. »Wo ist die Bastardtochter von Aurelian?«
»Dieses weinerliche Ding mit dem komischen Namen?« Emilia grinste und lehnte sich zurück. »Sie ist in Sicherheit. Ich habe sie in die Arena bringen lassen. Als Gladiatorenhure. Das macht sie wohl ganz gut. Kürzlich war Don Amato bei mir und hat mir ein Angebot für sie gemacht. Einer seiner Gladiatoren hat an ihr Gefallen gefunden. Ich habe natürlich abgelehnt.«
»Das ist gut.« Gilia holte tief Luft. »Hör zu. Wir brauchen das Mädchen, um diesen elenden Said in die Finger zu bekommen.«
»Deshalb habe ich sie in die Arena eingesperrt.«
»Und zugelassen, dass jeder wildfremde Gladiator sie bespringt, anstatt dafür zu sorgen, dass der Bastard von ihrem Aufenthaltsort erfährt! Nein, wir müssen ihn anlocken und dazu zwingen, übereilt zu handeln.«
Emilia runzelte fragend die Stirn. »Wie genau sollen wir das anstellen?«
»Erst einmal musst du unterbinden, dass sie von Gladiatorenpferch zu Gladiatorenpferch gereicht wird. Kette sie an und lass niemanden zu ihr. Dann lass verbreiten, dass sie bei den nächsten Spielen in der Arena steht. Mach ein Spektakel daraus oder lass sie von wilden Tieren zerfleischen. Das ist mir gleichgültig, solange es ihren Bruder zum Handeln zwingt.«
»Danach ist sie aber tot«, protestierte Emilia.
»Es reicht, wenn sie ihren Zweck erfüllt.«
Emilia nickte verstehend. Sie hatte keine Ahnung, warum es ihrer Mutter nun so eilig war, aber ihr war es recht. Auch wenn sie ein klein wenig Wehmut dabei verspürte, ihren Plan dann nicht mehr umsetzen zu können. In den Tagen nach der Orgie hatte sie sich in bunten Farben ausgemalt, was sie tun würde, wenn sie beide Bastarde in ihrer Gewalt hatte. Doch ihre Mutter hatte recht, am Ende mussten sie ohnehin sterben, und wenn ein Arenaspektakel half, Said zu fassen, musste sie eben auf das Mädchen verzichten. Aus den Augenwinkeln sah sie Cherim, der einen Stuhl herangeschleppt hatte und nun abwartend verharrte. Mit einer ungeduldigen Handbewegung winkte sie ihn heran. Er schien noch bleicher als zuvor, aber sein Blick ging stumpf ins Leere.
»Ich kümmere mich darum«, versprach sie und schenkte ihrer Mutter ein Lächeln. »Unter einer Bedingung. Ich will einen Vogel.« Sie deutete auf den Käfig. »Den goldenen dort am liebsten. Mir gefallen seine Federn.«
Sie sah, wie ihre Mutter zögerte, aber sie wusste, dass sie ihr den Wunsch nicht abschlagen würde. Dafür waren ihr die Bastarde zu wichtig, und außerdem hatte sie ihr noch nie einen Wunsch abgeschlagen.
Tatsächlich nickte Gilia langsam. »Ich lasse meinen Sklaven kommen«, sagte sie. »Er weiß, wie man ihn einfängt.«
Amato
Die Schwüle lag über der Villa wie ein erstickendes Tuch. Vom Übungsplatz her drang Waffengeklirr zu seinem Fenster hinauf, sodass Amato kurz erwogen hatte, die Holzläden zu schließen, um den Lärm und die Hitze auszusperren. Es hätte jedoch nichts genutzt. Er konnte sich ohnehin nicht auf die Korrespondenz konzentrieren, und noch weniger auf die Listen, die Samana Cortez ihm vorgelegt hatte. Es ging um Verpflegung und Gerät für den Ludus, Papiere, wie er sie jeden Mond gegenzeichnete. Heute fiel es ihm jedoch schwer, seine Gedanken zusammenzuhalten und zu verstehen, was die Lanista vermerkt hatte. Dabei hatte er sich bewusst dazu entschlossen, sich den Unterlagen zu widmen, um Ablenkung zu finden. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab.
Amato wusste, dass es ein Fehler war, Said zu helfen. Es war nicht richtig, sich in die Belange der Bonareth und der Karinor einzumischen, die ihn nichts angingen. Aber er hätte nicht anders handeln können. Seit Said fort war, kreisten seine Gedanken immerfort um ihn und die Frage, wo er wohl war und ob es ihm gelang, den Häschern zu entkommen. Und ob er ihn wiedersehen würde.
Amato atmete aus und versuchte, die Gedanken von sich zu drängen. Er sollte sich von ihm fernhalten. Er war drauf und dran, sein Herz an einen Mann zu verlieren, den er kaum kannte. Der ihm fremd war, in seinem Wesen, seinem Denken, seinem Handeln, in allem. Dennoch beherrschte er seine Gedanken, und das, obwohl er seinen Verstand gerade jetzt aufmerksam und wach brauchte. Die Zeit verrann, und mit jedem Tag mochte die Verschwörung sich entschließen zuzuschlagen – wenn es denn tatsächlich eine gab. Manchmal fragte sich Amato, ob er sich dieses gewisperte Gespräch im Tempel nicht nur eingebildet hatte, ob es vielleicht nur ein Traumbild war, das ihm sein übermüdeter Geist vorgegaukelt hatte. Aber das würde er nicht herausfinden, wenn er hier herumsaß und seine Gedanken sehnsuchtsvoll hinab in die Stadt glitten.
Mit einem leisen Seufzen nahm er die Liste noch einmal auf und überflog die Einträge. Er stutzte, als sein Blick auf den letzten Punkt fiel, eine Anmerkung, die Cortez wohl nachträglich hinzugefügt hatte und in der die Lanista darum bat, den Wilden zurück in den Ludus zu holen.
Amato runzelte verwundert die Stirn. Bislang war er davon ausgegangen, dass der Nordländer unter der Arena gut aufgehoben war, wo man ihn in Eisen schlagen und sicher bewachen konnte. In seinem Ludus genossen die Gladiatoren sehr viel mehr Freiheiten, und er war nicht sicher, ob der Wilde schon dafür bereit war. Die Tulamidin, die er getötet hatte, war ein schwerer Verlust gewesen, und auf weitere Opfer konnte Amato gut verzichten. Vielleicht hätte diese Sklavin mäßigend auf ihn eingewirkt, die sich in der Arena so entschlossen vor den Nordländer gestellt hatte. Es war augenscheinlich gewesen, dass der Wilde etwas für das Mädchen empfand. Allerdings hatte sich Emilia Bonareth geweigert, sie ihm zu verkaufen, sodass es womöglich besser war, ihn hierherzuholen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Amato seufzte. Es war einfacher gewesen, als der Nordländer noch ein namenloser Sklave gewesen war. Jetzt war er ein Held, den er nicht mehr leichtfertig aufs Spiel setzen konnte. Ihn zu hassen, brachte Reto nicht zurück.
Amato nahm einen Schluck Wein, und griff dann nach Feder und Tintenfass, um seinen Namenszug unter Cortez’ Auflistung zu setzen. Die Lanista war ein Glücksgriff, denn anders als ihr Vorgänger wusste sie nicht nur Kämpfer auszubilden, sondern ebenso den Ludus zu führen, ohne dass Amato ständig eingreifen musste. Und sie hatte eine gute Hand für Gladiatoren. Wenn sie der Meinung war, dass der Nordländer hier besser aufgehoben war als in dem Pferch unter der Arena, dann wollte er ihr glauben.
Etwas zufriedener legte Amato das Papier beiseite und warf einen Blick auf das letzte Schreiben, das sein Sekretär