DSA: Rabenbund. Heike Wolf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу DSA: Rabenbund - Heike Wolf страница 11

DSA: Rabenbund - Heike Wolf Das Schwarze Auge

Скачать книгу

zu lassen. Das wäre äußerst unschön, weil sie dann auf den Schwarzen General festgelegt war und womöglich Esmeraldo Paligan verlor, dessen Vorzüge sie gerade erst richtig kennenzulernen begann. »Wir müssen keine Feindinnen sein, Gilia«, sagte sie sanft. »Wir waren es nie. Im Gegenteil, gerade in diesen Zeiten sollten wir zusammenstehen, anstatt uns über Nichtigkeiten zu entzweien. Ihr wisst sicher, wer der Spitzel war, der uns in die Krypta gefolgt ist?«

      Gilia runzelte die Stirn. Noch immer stand Misstrauen in ihren Augen, aber weniger eisig als zuvor. »Woher sollte ich das wissen? Die Beschützer sahen nur jemanden davonlaufen.«

      »Alle bis auf die bedauernswerte Leibwächterin Don Esmeraldos. Die im Übrigen überlebt hat, wie ich mir habe sagen lassen. Und Euer Beschützer. Die Dreistigkeit des Eindringlings reicht zwar nicht an das heran, was er bei der Feier zum Tsatag Eurer Tochter getan hat, aber es offenbart seine Ziele, Euch zu vernichten.«

      »Es war dieser elende Bastard?«

      Shantalla nickte. »Die Brut unseres guten Aurelian lässt uns in der Tat keine Ruhe. Meine Leute konnten ihm zwar die Beute abjagen, aber bedauerlicherweise ist er entkommen. Es wäre jedoch wünschenswert, seiner habhaft zu werden, ehe er Gelegenheit findet, an ungünstiger Stelle weiterzugeben, was er gesehen und gehört hat. Lasst es uns gemeinsam tun, Gilia.« Sie streckte die Hand aus und ergriff die Finger der Bonareth. »Er bedroht nicht nur Euch, sondern auch mich. Und ich bin sicher, dass er erneut lästig wird, wenn wir es nicht verhindern.«

      Einen kurzen Moment schien es, als wollte Gilia die Hand zurückziehen. Aber sie ließ die Berührung zu.

      »Ich verstehe, was Ihr beabsichtigt«, sagte sie langsam, als denke sie noch über ihre Worte nach, während sie sie aussprach. »Ihr habt Angst vor diesem Bastard und braucht mich. Weil wir einen gemeinsamen Feind haben.«

      »Der Bastard ist der Anlass, nicht der Grund.« Shantalla lachte leise, auf diese Art, die sie so perfektioniert hatte, dass es nicht einmal aufgesetzt klang. »Ein ärgerliches Übel, nicht mehr. Tatsächlich ist mir vor allem an einem guten Einvernehmen mit Euch gelegen. Wir leben in gefährlichen Zeiten, Gilia. Lasst mich Eure Freundin sein. Wie früher.«

      Die Bonareth verzog die Lippen zu einem bemühten Schmunzeln. »Schöne Worte und ein Dolch, den Ihr mir an die Brust setzt. Ihr seid eine Harpyie, Shantalla. Wir waren nie Freundinnen und werden es sicher nie werden. Aber ihr habt recht, wir sollten diesen Bastard gemeinsam zur Strecke bringen. Eure Leute sind ihm auf der Spur?«

      »Es ist schwer, seiner habhaft zu werden. Al’Anfa ist groß, und dass er in der Lage ist unterzutauchen, wissen wir ja nun aus leidvoller Erfahrung.«

      »Ich werde sehen, was ich erreichen kann«, sagte Gilia steif. Sie wand ihre Hand aus Shantallas Griff und machte einen Schritt zurück. »Ihr entschuldigt mich sicher, aber ich werde nun aufbrechen, um das Notwendige zu veranlassen. Eine Bedingung habe ich jedoch.«

      »Bedingung ist so ein hartes Wort.«

      »Ihr werdet keine Schwierigkeiten haben, sie zu erfüllen«, sagte Gilia knapp. »Ich will, dass Ihr mir den Bastard überlasst, sollte er Euch ins Netz gehen. Diese Angelegenheit ist eine Sache des Hauses Bonareth.«

      »Natürlich.« Shantalla lächelte sacht. »Was immer Ihr wollt.«

      Emilia

      Wenigstens war er hübsch. Emilia Bonareth drehte das Weinglas zwischen den Fingern, während sie den Tulamiden musterte, der vergeblich versuchte, nach einem der erschrocken fiependen Vögel zu haschen. Emilias Mutter hatte den Käfig bauen lassen, weil sie es liebte, dem Zirpen und Pfeifen zu lauschen und die buntschillernden Viecher dabei zu beobachten, wie sie von Ast zu Ast hüpften. Ganze Heerscharen von Questadores hatte sie ausgesandt, um ihr die schönsten und seltensten Exemplare aus den Tiefen des Dschungels zu bringen. Sie kannte sogar all die Namen, die so ähnlich klangen, dass Emilia sie bereits vergaß, noch ehe sie ganz ausgesprochen waren. Vögel waren langweilige und anstrengende Geschöpfe, die sie mit ihrem ewigen Gezwitscher ermüdeten. Umso interessanter war die Frage, ob Vögel auch andere Laute von sich geben konnten.

      Sie hatte mit Cherim darüber gesprochen, als sie nach genossener Rahjaslust noch dämmernd im Bett lagen. Ein Vogel hatte unter dem Fenstersims gezirpt, und sie hatte angekündigt, ihn in Stücke zu reißen, bis er schrie, wenn er nicht bald aufhörte. Halb gefangen von der Schwüle und der Ermattung hatte Cherim angemerkt, dass Vögel gar nicht schreien könnten wie andere Lebewesen. Das war in doppelter Hinsicht bemerkenswert gewesen. Zum einen hatte sein Einwand ihr Interesse geweckt, der Frage auf den Grund zu gehen. Zum anderen hatte er es gewagt, ihr zu widersprechen. Das war nicht mehr geschehen, seitdem sie ihn gezwungen hatte, sich diese Bastarddirne vorzunehmen. Er hatte es getan, mit versteinerter Miene und mechanisch wie ein Golem, aber es hatte etwas in ihm gebrochen.

      Emilia führte den Weinkelch an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck von dem schweren Almadaner, während sie seine Bemühungen aufmerksam verfolgte. Sie mochte gebrochene Menschen. Sie widersprachen nicht, wurden nicht aufsässig und hatten diesen leeren Ausdruck in den Augen, der Emilia tiefe Genugtuung verschaffte. Wer gebrochen war, ergab sich ihrem Willen. Letztendlich hatte sie auch Cherim nur aus diesem Grund bei sich behalten. Außerdem war er schön, und Emilia liebte schöne Männer, und wenn sie ihr bedingungslos zu Willen waren, umso mehr.

      Sie nahm einen weiteren Schluck, dann stellte sie den Kelch ab. Der Wein schmeckte schwer und unpassend für diese Gelegenheit, die eher nach etwas Leichtem verlangt hätte. Vögel brauchten Weißwein, am besten gekühlt, und dazu ein wenig Wind, der die beklemmende Schwüle vertrieb. Dass es an beidem mangelte, störte sie nunmehr und legte sich wie ein unangenehmes Kratzen unter die satte Zufriedenheit, die dem erfüllenden Liebesspiel gefolgt war.

      »Verschwinde damit«, fuhr sie die Sklavin an, die regungslos hinter dem Korbstuhl stand. »Und teile deinem Aufseher mit, dass ich dich nicht mehr sehen will. Sonst lasse ich dir die Flügel ausreißen. Und du«, wandte sie sich an Cherim, der immer noch versuchte, einen der Vögel zu erhaschen. »Bist du endlich soweit? Das kann doch nicht so schwer sein!«

      »Was kann nicht so schwer sein?«, erklang hinter ihr die scharfe Stimme ihrer Mutter.

      Emilia drehte gereizt den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah sie die Sklavin, die kreidebleich geworden war und eilig die Kristallkelche und die Schale mit dem Dattelkonfekt zusammenräumte.

      »Du kommst gerade richtig«, ließ sie Gilia wissen. »Cherim soll mir einen Vogel holen. Selbst das scheint ihn zu überfordern.«

      »Nun, er hat sicher andere Qualitäten. Sonst wärst du seiner längst überdrüssig.« Gilias Stimme klang neutral, aber ihr Blick ging an Emilia vorbei und blieb an der offenstehenden Käfigtür hängen. »Umsicht zählt jedoch nicht dazu. Oder beabsichtigt er, meine Vögel entkommen zu lassen?«

      »Nein, er will herausfinden, ob Vögel schreien können.« Emilia lehnte sich wieder zurück und sah zum Käfig. »Wenn es diesem Dummkopf denn gelingt, einen zu fassen zu bekommen.«

      »Es freut mich, dass du dich für meine Vögel interessierst. Aber ruf Cherim zurück.«

      »Warum?« Emilia sah sie verwundert an. »Die Vögel werden ihm doch schon nichts tun?«

      »Nein.« Ihre Mutter klang ungewohnt kurz angebunden.

      »Ich habe jedoch Wichtigeres mit dir zu besprechen. Außerdem habe ich gerade nicht die Muße, jemanden zu finden, der Ersatz besorgt.«

      »Ist ein Vogel nicht ebenso gut wie der andere?« Emilia verzog den Mund, aber sie gab Cherim mit einer

Скачать книгу