Raus in den Wald. Rudolf Nützel

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Raus in den Wald - Rudolf Nützel

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Entspannung am Wildbach: einfach die Augen schließen und nur noch das Rauschen des Wassers hören.

      Das Betreten eines Waldes erfolgt immer auf eigene Gefahr. Es besteht keine Haftung durch den Waldbesitzer für waldtypische Gefahren. Demnach müssen wir im Wald mit Baumwurzeln oder mit herabfallenden Ästen rechnen. Wenn der Grundeigentümer das Betreten seines Waldes schon tolerieren muss, soll ihm daraus nicht noch eine zusätzliche Haftung für Unfälle entstehen.

      Klar sollte sein, dass beim Aufenthalt im Wald mit der Natur pfleglich umzugehen ist. Beim Fahrradfahren ist zu beachten, dass Fußgängern der Vorrang gebührt. Grundeigentümer dürfen das Betreten ihrer Waldflächen durch Sperren verwehren, wenn die Beschädigung von Pflanzen zu erwarten ist oder wenn das Grundstück regelmäßig von einer Vielzahl von Personen betreten wird. Müll sollte man natürlich immer mitnehmen. Herumliegender Müll ist für Mitmenschen ein Ärgernis und kann für Tiere lebensgefährlich sein.

       Orientierung in der Natur

      Zur Orientierung im Wald braucht es wache Sinne, einen guten Instinkt, Outdoorerfahrung und Vertrauen in natürliche Hilfsmittel. In der Natur macht die Orientierung ohne technische Hilfsmittel gerade den Reiz des Abenteuers aus. Heute gibt es viele Hilfsmittel wie Karten, Kompasse, Navigationssysteme und GPS-Geräte, um zu wissen, wo man sich befindet. Doch wer sich wirklich frei in der Natur bewegen und seinen Standort bestimmen will, sollte versuchen sich auch ohne diese Hilfsmittel orientieren zu können. Zumal technische Geräte nicht immer funktionieren – der Akku kann leer sein oder es gibt keinen Empfang im Wald.

      Wenn ich draußen unterwegs bin, beachte ich besondere Details. Das kann ein besonders auffälliger Baum sein, eine seltene Baumart, ein blühender Busch, ein markanter Duft, der Gesang einer bestimmten Vogelart, ein Wildtiererlebnis, ein Fels oder ein Wegkreuz. Wichtig ist es, im Wald nicht nur einseitig mit den Augen wahrzunehmen, sondern auch mit Ohren und Nase. Ab und zu verlasse ich den Weg und suche im Waldbestand nach etwas Besonderem, beispielsweise einem Ameisenhaufen, attraktiven Blumen oder einem knorrigen Höhlenbaum. Es lohnt sich auch hin und wieder dorthin zu schauen, wo man hergekommen ist. Gerade für den Rückweg kann diese Erinnerung hilfreich sein. Insgesamt entstehen bei jedem Waldausflug einmalige Bilder im Kopf, die mit Emotionen verknüpft sind.

      Wer die Orientierung in der Natur verloren hat, kann die Himmelsrichtungen anhand eines Stocks und dessen Schattenwurfs bestimmen. Dazu wird ein Stock senkrecht so in den Boden gesteckt, dass das Ende seines Schattens zu erkennen ist. Nun markiert man das Ende des Schattens am Boden und wartet einige Minuten, bis der Schatten weitergewandert ist. Dann markiert man das aktuelle Ende des Schattens erneut. Die Verbindungslinie zwischen den beiden Markierungen zeigt dann ungefähr in West-Ost-Richtung. Die erste gesetzte Markierung liegt im Westen und die zweite im Osten. Je länger der zeitliche Abstand zwischen den Messungen ist, desto genauer kann die Richtung bestimmt werden. Also: Entschleunigen Sie, genießen Sie die Pause und bewahren Sie Ruhe!

       Orientierung mit Karte und Kompass

      Die nach wie vor sicherste und zuverlässigste Variante ist die Orientierung mit Karte und Kompass. Wenn ich in unbekanntem Terrain unterwegs sein will, kaufe ich mir von diesem Gebiet eine aktuelle Topografische Karte im Maßstab von 1:25 000 oder 1:50 000. Die Geländeformen, also die Topografie, und andere wichtige Details der Erdoberfläche sind auf der Karte dargestellt. Siedlungen, Straßen, Wege, Flüsse, Seen, Wald, Höhenlinien und vieles mehr helfen bei der Orientierung. Die richtige Umrechnung des Maßstabs und das Lesen der Höhenlinien sind wichtige Voraussetzungen für die Orientierung. Bei einem Maßstab von 1:50 000 entsprechen einem Zentimeter auf der Karte 50 000 Zentimeter, also 500 Meter in der Wirklichkeit.

      Höhenlinien sind gedachte Linien, die alle Punkte miteinander verbinden, die sich auf der gleichen Höhe über dem Meeresspiegel befinden. Befinden sich auf der Karte nahezu keine Höhenlinien, handelt es sich um ein relativ ebenes Gebiet. Liegen die Höhenlinien dagegen dicht beieinander, geht es steil den Berg hinauf oder hinunter. Verläuft ein Weg ziemlich parallel zu den Höhenlinien, haben wir beim Wandern keine großen Steigungen zu erwarten.

      Für die Orientierung anhand der Karte ist es wichtig, sie mit der Außenwelt in Einklang zu bringen. In der Regel zeigt der obere Rand der Karte nach Norden. Wenn man die Karte so dreht, dass sie exakt nach Nord-Süd ausgerichtet ist, entsprechen die Richtungsangaben auf der Karte genau den Richtungen, die man auch in Wirklichkeit einschlagen muss. Dafür brauchen wir nun einen Kompass.

      Ein Kompass sollte leicht und robust sein. Eine durchsichtige, mit Lineal und Winkelangaben versehene Bodenplatte ist sinnvoll. Die Magnetnadel stellt sich immer auf magnetisch Nord ein. Die Himmelsrichtungen von Karte und Gelände muss man zur Orientierung in Übereinstimmung bringen. Diesen Vorgang nennt man Einnorden. Dazu legen wir den Kompass an die linke Außenlinie des Kartenrands und drehen die Karte so weit, bis die Nordmarkierung der Magnetnadel auf die Nordmarkierung der Kompass-Skala zeigt.

       Zelten und Biwakieren

      Schlafen in der Natur unter freiem Himmel mit Blick auf das Sternenzelt ist eines der intensivsten Abenteuer. Allerdings ist das Übernachten im Zelt in deutschen Wäldern verboten, außer der Waldbesitzer hat zugestimmt (s. Kapitel 16). Das Übernachten ohne Zelt, also das Biwakieren im Wald, ist nicht explizit verboten. Denn der Wald darf zur Erholung und zum Naturgenuss von jedem genutzt werden, also auch während der Nacht. Im Umkehrschluss ist das Biwakieren also überall erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Empfindliche Lebensräume, beispielsweise Moore, Feuchtwiesen oder Flussauen, sollten wir meiden. Ein Lagerfeuer im Wald zu entzünden, ist nach der Trockenheit der letzten Jahre sowieso verantwortungslos.

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       Eichhörnchen lassen sich in vielen Waldgebieten blicken. Mit ihren langen, scharfen Krallen und den muskulösen Hinterbeinen können sie an Bäumen senkrecht hochklettern.

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       Das Rotkehlchen ist an der orangeroten Brust und dem weißen Bauch gut zu erkennen. Mit seinen großen Augen sieht es auch im Halbdunkel des Dickichts gut.

       Lästige »Waldmonster«

      Der Wald ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort und weckt zahlreiche positive Gefühle. Wer jedoch von lästigen Tierchen geplagt wird, der sehnt sich zurück in seine Wohnung und hat genug vom Waldabenteuer. Ich versuche Insektenstiche als gesundheitsfördernde Maßnahme wie Akupunktur zu interpretieren, quasi kostenlose Stichbehandlung. Nachfolgend ein Kurzüberblick über die lästigsten »Waldmonster«:

      Bei der Stechmücke stechen nur die Weibchen. Sie benötigen das Blut von Säugetieren für die Produktion ihrer Eier. Juckende Quaddeln auf der Haut entstehen, wenn die Blutsaugerin einen Cocktail aus Eiweißmolekülen und Peptiden einspritzt, um die Blutgerinnung zu verhindern. Von ganz wenigen Allergiefällen abgesehen, geht von heimischen Stechmücken keine Gefahr aus.

      Viel gemeiner sind Kriebelmücken, denn sie stechen nicht, sie reißen mit ihren Mundwerkzeugen eine Wunde in die Haut und trinken daraus Blut. Die Mücken sind bis zu sechs Millimeter groß und sehen auf den ersten Blick wie kleine Fliegen aus. Die Blutmahlzeit der Weibchen dient zur Bildung der Eigelege. Durch den Speichel der Kriebelmücken gelangen blutverdünnende Substanzen in die Wunde. In der Folge können Rötungen und Schwellungen

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