¡PARAGUAY, MI AMOR!. Wiebke Groth

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¡PARAGUAY, MI AMOR! - Wiebke Groth

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      Hier das Ergebnis meiner Recherche: Der Binnenstaat Paraguay, 1811 gegründet, liegt südlich des Äquators und wird von überwiegend tropischem Klima geprägt.

      Er teilt sich in zwei Klimazonen, der trockene, warme und wasserarme Chaco im Westen des Landes mit wenig Vegetation und ebensolcher Besiedelung. Andererseits der Osten, wo der Großteil der Paraguayer wohnt. Hier liegen die meisten großen Städte und es herrscht ein eher tropisches Klima.

      Bis vor zehn Jahren war Paraguay eine Diktatur! Auch seitdem reichen sich die Präsidenten die Klinke in die Hand.

      Der letzte musste abdanken und fliehen, weil er im Verdacht stand, in ein Mordkomplott verwickelt zu sein. Das war vor vier Monaten!

      Es gibt zwei Amtssprachen: Spanisch und Guaraní, die Sprache der Ureinwohner. Oftmals wird aber eine Mischung aus beidem gesprochen.

      Soweit ich weiß, reagiert immer noch die Partei des Diktators, ein Mann mit deutschen Vorfahren!

      Demnächst sollen aber wohl die nächsten Wahlen anstehen.

      Dieser Alfredo Stroessner hat Paraguay über drei Jahrzehnte seinen Stempel aufgedrückt. Er kollaborierte mit sämtlichen südamerikanischen Diktatoren.

      In Paraguay sollen auch viele ehemalige Nazis und deren Nachkommen leben. Ihnen sowie einer großen Anzahl an deutschen Auswanderern in den darauffolgenden Jahrzehnten und bis heute ist es zu verdanken, dass fünf Prozent der Bevölkerung deutschstämmig sind und Deutsch beliebte Fremdsprache in der Schule ist.

      Tatsächlich ließ Stroessner in den 70er-Jahren Anzeigen in vielen deutschen Zeitungen schalten, in denen Paraguay als Auswanderungsland für Deutsche angepriesen wurde.

      Vielleicht hat Jost daher diese Idee ...

      Das mit den Nazis gefällt mir gar nicht und dass Jost sich gerade ein Land aussuchte, in dem eine Diktator herrschte, noch weniger.

      Jetzt werde ich ihm gleich gegenübertreten – meinem Vater.

      Zunächst bringe ich noch die Zoll- und Einreiseformalitäten hinter mich und warte auf mein Gepäck – ein riesiger Hartschalenkoffer von Jan-Hugo.

      Ich schnappe mir das Monstrum und ziehe es energisch hinter mir her. Vor den automatischen Schiebetüren bleibe ich noch mal stehen. Fahre durch meine Kurzhaarfrisur, straffe mich zu meinen stolzen 165 cm und hole tief Luft, bevor ich entschlossen nach draußen trete.

      Fast gleichzeitig entdecken und erkennen wir uns.

      Der 170 cm große Mann in Jeansjacke, weißem T-Shirt und verwaschener Blue Jeans kommt mir mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen entgegen.

      Seine Augen sind eine Nuance dunkler als meine himmelblauen, das Haar wellig, kurz und hellbraun.

      Ich lächele vorsichtig zurück und sage: „Hallo“

      „Valeska“, sagt er nur. „Meine Tochter. Es ist schön, dich endlich mit eigenen Augen zu sehen! Unser erstes Telefonat vor drei Wochen war anders, als ich es mir erhofft hatte.“

      Deutschland, 17.06.1999

      „Wie konntet ihr nur etwas so Widerwärtiges machen? Warum habt ihr mir das angetan?

      Was seid ihr für Menschen?! Du“, ich zeige auf meine Mutter, „du“, dies gilt Jan-Hugo, „und mein sogenannter Vater Jost Harald! Warum habt Ihr ihn so weggeschickt?

      Er wollte Anteil nehmen! Warum hat er sich nicht gewehrt, dieser Feigling! Ein Vaterschaftstest wäre das Mindeste gewesen!“

      Ich breche schluchzend zusammen und sinke auf den Boden.

      Beide trösten mich und irgendwann habe ich mich beruhigt.

      „Ach Leska“, seufzt Jan-Hugo. „Damals dachten wir, es sei das Beste für alle.

      Wir hielten Jost der Verantwortung nicht für gewachsen. Vaterschaftstests waren damals nicht so üblich wie heute und schließlich gab er nach und ging nach Paraguay“

      „Ich will mit ihm telefonieren“, schluchze ich.

      „Ja in Ordnung. Aber das machen wir morgen. Heute sind wir alle zu aufgeregt“, sagt mein Onkel.

      ***

      Am nächsten Tag sitze ich vor unserem Mobilteil und starre auf die lange Telefonnummer.

      Zuerst wollte Hugo seinen Bruder vorwarnen, aber ich sagte, dass ich allein mit ihm sprechen möchte.

      Mit klopfendem Herzen beginne ich zu wählen.

      „Hola“ meldet sich eine weibliche Stimme.

      Ich stottere den spanischen Satz, den ich mir zurechtgelegt habe.

      „Sí claro“, antwortet die Señora und ich höre sie nach „José“ rufen.

      „Hola“, meldet sich kurz darauf eine angenehme, männliche Stimme.

      „Hallo ... – Jost“, sage ich stockend. „Hier ist deine Tochter.“

      Plötzlich steigen Tränen und eine unbändige Wut in mir hoch:

      „Wie konntest du nur wie ein elendiger Feigling davonlaufen?

      Wann wolltet ihr mir eigentlich die Wahrheit sagen? Auf euren Totenbetten?“

      Jetzt kann ich nicht weitersprechen, denn die Tränen brechen sich ihre Bahn.

      „Oh Gott – Valeska!“

      Am anderen Ende der Leitung – über 10.000 Kilometer entfernt – ist ein tiefer Atemzug zu hören. „Valeska – verzeih mir, bitte! Wie hast du es erfahren?“

      „Durch deine dämliche Mail und meine Neugier!“

      Paraguay, 22. Juli 1999

      „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns nach diesem Auftakt sehen würden. Du hattest ja danach aufgelegt. Ich war total fertig. Aber am nächsten Tag riefst du wieder an, entschuldigtest dich sogar.

      Es wurde ein gutes Gespräch und wir sprachen eine Stunde und ich war so glücklich, als du meiner spontanen Einladung folgtest und zusagtest, herzukommen.“

      Er schaut mich lächelnd an:

      „Valeska, meine große, deutsche Tochter, es ist schön, dass du hier bist!“ Er breitet die Arme aus und zögernd umarme ich ihn. Er taxiert mich und sagt:

      „Du bist ein sehr hübsches Mädchen.“

      Ich schaue ihn an, als ob er einen Scherz gemacht hat:

      Mit meinen 165 cm bin ich eher klein, habe kräftige Beine, kleine Hände und kurze dicke Finger.

      Ich bin stämmig, aber nicht dick. Allenfalls bin ich durchschnittlich.

      Das dichte hellbraune Haar, das ich sehr kurz trage, in Kombination mit den wasserblauen Augen und den vollen Lippen sowie die runden,

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