¡PARAGUAY, MI AMOR!. Wiebke Groth
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„Das glaube ich jetzt nicht! So viel Gerissenheit hätte ich meinen lieben Großeltern nie zugetraut.“
„Doch, so war es“, nickt Jost.
„Anfang 1984 wurde Juanita geboren. Sie ist mein Goldstück und ich habe sie bestimmt sehr verwöhnt. Aber so machen es Väter nun mal mit ihren Töchtern.“
Er unterbricht sich verlegen, als er merkt, dass er das gerade ausgerechnet zu seiner anderen Tochter sagt, die er vor 19 Jahren verließ.
„Entschuldige bitte“, sagt er leise.
„Schon gut, Jan-Hugo hat mich genauso verwöhnt und behütet. So sind die Königs nun mal“, entgegne ich milde.
„Nun ja, Juanita ist auch sehr aufgeweckt, schulisch hat sie uns nie Kummer bereitet.
Sie kann aber manchmal sehr anstrengend sein, gerade weil sie seit vier Jahren in der Pubertät ist.
Das Schlimme ist, dass sie sich seit Kurzem enorm für Jungs interessiert. Du musst wissen, sie ist sehr gutaussehend und so sind die Jungs auch nicht abgeneigt. Zum Glück passt Ramón sehr gut auf sie auf, wenn er mit ihr unterwegs ist. Allein darf sie natürlich nicht weg. Aber er nimmt sie manchmal in eine Disco oder in einen Klub mit, wenn sie in Asunción ist.
Dann ist da unser Jüngster – Jorge. Er ist gerade aufs Gymnasium gekommen. Er und Juanita fahren jeden Morgen gemeinsam mit dem Bus in die nächste Stadt- es sind 20 Minuten Fahrt.
Jorge ist noch ein liebenswertes Kind, er liebt die Natur und reitet genauso gerne wie seine Geschwister. Er ist allerdings ein kleiner Träumer und die Dinge fallen ihm nicht so leicht zu wie Juanita. Er muss sich anstrengen. Er ist aber sehr ehrgeizig und ich könnte mir vorstellen, dass er eines Tages die Estancia übernehmen wird.
Ramón will Arzt werden und Juanita hat schon mal deutlich gesagt, dass sie hier nicht alt werden will.“
Unser Gespräch plätschert noch eine Weile dahin.
Jost will von mir auch vieles wissen und ich antworte ihm ausführlich. Irgendwann gähne ich.
Er bemerkt es und meint: „Schlaf ruhig, wir haben noch anderthalb Stunden Fahrt vor uns. Also schließe ich die Augen und bekomme von der weiteren Fahrt nichts mehr mit.
***
„Valeska“, weckt mich Josts angenehme Stimme, „wach auf, wir sind da!“
Verschlafen öffne ich die Augen.
„Wow“, murmele ich, als ich das prächtige Anwesen erblicke.
Ein weiß gekalktes, zweistöckiges Haupthaus mit wunderschönen farbigen Mustern verziert, daneben Stallgebäude- für die Pferde, wie ich vermute - und ein Nebengebäude für die Angestellten.
Ein riesiger Garten umgibt das Haus – kunstvoll angelegt und sehr gepflegt.
„Wow, macht ihr das alles allein?“ Ich deute auf den Garten.
„I wo, wir haben einen Gärtner, ein sehr fähiger Mann, der schon für die Schwiegereltern arbeitete.
Und für die Haushaltsführung beschäftigen wir Carmen, die auch eine Freundin von Isabella ist. Carmen ist ein absoluter Glücksfall. Ohne sie und Felipe könnten wir die Estancia gar nicht führen.“
„Ihr lebt aber ziemlich dekadent“, merke ich kritisch an.
„Ach nein, hier in Paraguay ist das normal und viele können sich Hausangestellte leisten“, antwortet Jost schulterzuckend.
Währenddessen sind wir ausgestiegen und ich komme nicht zu einer Erwiderung, da die Haustür aufgeht und ein Mädchen mit schulterlangem, dunklem Haar und ein kleiner Junge mit Lockenkopf in derselben Farbe mir entgegenstürzen und laut „Hallo Schwester“ brüllen.
„Hey“, antworte ich verlegen, als sie bei uns angelangt sind.
„Schön euch zu sehen! Ihr seid also Juanita und Jorge.“ Sie nicken und lachen und fangen an, mich mit Fragen zu bestürmen. „Wie ist der Sommer in Deutschland? War der Flug aufregend? Wie findest du Paraguay?“
Die Unterhaltung geht reibungslos auf Deutsch vonstatten. Beide beherrschen die Sprache fließend.
Dann erscheint eine hochgewachsene Frau etwas größer als Jost, im Türrahmen und schreitet würdevoll auf uns zu.
„¡Bienvenida, Valeska! ¿Como estaba el viaje?“
„Gracias, estaba muy bien“, stottere ich.
Ich habe versucht, vor meiner Abreise etwas Spanisch zu lernen, aber die Zeit war zu kurz.
In der Schule habe ich kein Spanisch gelernt und so konnte ich in den letzten vier Wochen nur einen Sprachkurs am Computer machen.
Wir gehen rein und Jost führt mich kurz durch die wichtigsten Räume, dann zeigt er mir mein Zimmer. Es liegt im ersten Stock, am Anfang des Ganges.
„Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass es genau neben Ramóns Raum liegt“, mein Jost.
„Aber nein, warum sollte es mich stören?“
„Dann ist ja gut.“
„Jost meinst du, ich könnte ein Bad nehmen?
Du meintest ja, wir essen erst um 19:00 Uhr, da muss ich mich dringend frisch machen! Ich werde sonst zu müde.“
„Aber natürlich Liebes! Warum habe ich es dir nicht schon längst angeboten?“ Er führt mich in ein großzügig geschnittenes Bad mit einer luxuriösen Badewanne und einer komfortablen Dusche.
Dort reicht er mir ein Handtuch und ein Fußhandtuch.
Ich hole mir schnell meinen Bademantel und er lässt mich allein – nicht ohne den Hinweis ich könnte gerne den Badeschaum und das Shampoo von Juanita benutzen.
Ich lasse mir das Wasser einlaufen, gebe großzügig von dem herrlich duftenden Badeschaum hinzu.
Dann ziehe ich mich aus und lasse mich mit einem wohligen Seufzer in die warmen Fluten sinken.
Nach circa zehn Minuten schrecke ich aus meiner Wohlfühlzeit auf.
Die Klinke der Badezimmertür bewegt sich – jemand drückt sie nach unten!
Verdammt, ich habe nicht abgeschlossen!
Ich versuche, schnell aufzustehen und nach dem Handtuch zu angeln, das auf einem Ständer neben der Wanne hängt. Doch in dem Moment, wo ich hoch aufgerichtet und wie Gott mich schuf in der Wanne stehe, öffnet sich die Tür ganz und ein junger Mann mit kurzen, dichten und sehr dunklen Haaren – nur mit einem Handtuch bekleidet – erscheint in der Tür.
Starr vor Schreck bleibe ich stehen.
Der Fremde fängt sich zuerst und