Siana. Jasmin Windfeder
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Читать онлайн книгу Siana - Jasmin Windfeder страница 4
»Ich wüsste nicht, was es dich angeht, aber es war meine Mutter, die mir ihr Herz ausschütten musste.«
Ohne eine weitere Bemerkung setzt er sich mir gegenüber hin.
»Wie lange musst du noch arbeiten?«, wechselt er das Thema.
Ich sehe kurz auf die Uhr an der Wand.
»Drei Stunden.«
»Die gehen bestimmt schnell vorbei«, meint er und lächelt mich aufmunternd an.
Wahrscheinlich hat er Recht, aber das werden die anstrengendsten Stunden der letzten Monate. Ich muss noch Bonny reiten, danach die Pferde füttern und misten. Doch anstatt zu jammern, nicke ich nur vorsichtig lächelnd.
»Können wir dir etwas helfen? Wegen uns hast du noch ein Pferd mehr. Und, da ich ab heute eine Weile auf dem Hof wohne, ist das ein guter Einstieg.«
Ich ziehe eine Braue hoch.
»Kannst du misten?«
Er nickt.
»Dann darfst du gerne mit den Boxen beginnen, die leer stehen.«
Ich beobachte ihn. Er trinkt sein Glas aus, stellt es in das Waschbecken und geht. Ob er mir wirklich hilft? Ich nippe weiter an meinem Kaffee. Erst jetzt gehen mir seine Worte durch den Kopf.
›Er wird eine Weile auf dem Hof wohnen.‹
Na, Prost Mahlzeit! Das kann ja heiter werden.
Mit einem Zug leere ich die Tasse, stelle sie ebenfalls ins Waschbecken und gehe zur Tür. Kaum komme ich aus dem Reiterstübchen, höre ich das Gelächter. Neugierig nähere ich mich dem Lärmpegel, der in Richtung Stall immer lauter wird. Ich öffne die Stalltür und bemerke schon bei halbgeöffnetem Tor, was hier für eine Unordnung herrscht. Gerade sehe ich noch, wie eine mir fremde Frau, etwa in meinem Alter, mit der Hand einen halben Strohballen in eine Box wirft und dabei laut auflacht.
»Was ...?«
»Was ist hier los?«, donnert es zur gleichen Zeit aus der Reithalle, bevor ich fragen kann, was die Verrückten dabei geritten hat. »Siana, was soll das?«
»Keine Ahnung, ich komme gerade aus der kleinen Pause. Eigentlich wollte dein Sohn im Stall helfen«, versuche ich mich zu verteidigen, wobei ich recht kleinlaut klinge. Zu kleinlaut für meinen Geschmack.
»Es ist mir egal, wer Schuld hat. Du hast die Verantwortung!«, knurrt er.
Na klar, heute lasse ich wohl kein Fettnäpfchen aus, auch, wenn ich nichts dafür kann.
In der Hoffnung, dass sich Richard um die lärmende Meute kümmert, die bei seiner gebrüllten Frage ruhig geworden ist, sehe ich ihn gespannt an. Der dreht sich jedoch um und verschwindet wieder in der Halle.
Klasse!
Genervt gehe ich zur Box, aus der nun Kay den Kopf streckt und mich angrinst.
»Musste das sein?«, frage ich verärgert.
»Kathleen wollte Aufmerksamkeit«, meint nun ein anderer Typ, der sich zu Kay gesellt. Ich hatte ihn zuvor überhaupt nicht bemerkt und auch jetzt beäuge ich Kay, der sogar mit Stroh im Haar gut aussieht.
»Hey!«, kommt es von dieser Kathleen, was mich aus den Gedanken holt. »Wenn ihr mich nicht genervt hättet, hätte ich damit gar nicht angefangen.«
Ich sehe kurz zu, wie sie sich gegenseitig hochziehen und abermals mit etwas Stroh um sich werfen, ehe mir der Geduldsfaden endgültig reißt.
»Es reicht!«, sage ich noch lauter. »Wegen euch habe ich eine Ansage kassiert und die kann ich zur Zeit echt nicht gebrauchen! Ihr räumt sofort das Chaos hier auf und verschwindet danach aus dem Stall!«
Ich bin so sauer, dass keiner von ihnen widerspricht. Die Jungs schlurfen in die Box und machen sie fertig, während diese Kathleen vor der Box wischt. Unterdessen hole ich das Putz- und Reitzeug von Bonny aus der Sattelkammer und stelle es vor ihre Box. Ich schnappe mir das Halfter vom Haken, öffne die Tür einen kleinen Spalt breit und schlüpfe hindurch. Neugierig, wie sie immer ist, kommt die fuchsfarbene Stute auf mich zu, drückt die Nüster an meine Wange und macht ein Grunzgeräusch. Lächelnd streichle ich ihr über den Nasenrücken, danach streife ich vorsichtig das Halfter über Bonnys Ohren.
***
Das Training mit Bonny verläuft zum Glück ohne Probleme und ich bringe sie danach wieder in ihre Box. Wie üblich sattle ich sie ab und bürste über ihr schwitzendes Fell, bevor sie auf die Weide darf. Heute ist es ausnahmsweise kühl, was daran liegt, dass zurzeit Frühling ist, und die Pferde dürfen somit über den Tag raus.
»Hi! Ich wollte mich wegen vorhin entschuldigen.« Kay ist neben Bonny aufgetaucht.
»Danke!«
Ich finde es toll, dass er sich entschuldigt, aber das bringt mir leider nichts mehr. Den Anschiss habe ich schon kassiert.
»Ist Richard immer so schlecht gelaunt?«, fragt er, als von mir nichts mehr kommt.
»Meistens, ja.«
»Weswegen?«
»Keine Ahnung. Schätze, da er kaum eine Nacht durchschläft, ist er übermüdet«, antworte ich und hebe kurz die Schultern.
Ich spüre seinen Blick auf mir, während ich mich zum Huf bücke, um es anzuheben und auszukratzen.
»Wenn du willst, kann ich nachher gerne mit ihm reden, und ihm klar machen, dass es nicht deine Schuld war.«
Langsam lasse ich Bonnys Huf sinken, bevor ich mich aufrichte und Kay ansehe.
»Das ist lieb von dir, aber es wird nichts bringen. Er hat Recht: Es ist meine Verantwortung, wen ich in den Stall lasse.«
Kay sieht mich schweigend an und nickt dann langsam.
»Werde es trotzdem versuchen.« Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und lässt mich mit Bonny wieder allein.
Ich sehe ihm nach. Wenn ich doch nur wüsste, ob das aufkeimende Gefühl im Bauch von der Müdigkeit herrührt oder wegen ihm ist. Erschöpft streiche ich mit der Hand über mein Gesicht. Das fängt ja gut an! Wenn ich jetzt schon halluziniere, kann es echt noch heiter werden ...
***
Erleichtert setze ich mich kurz auf die Bank vor dem Stall, die uns hauptsächlich zum Aufsteigen dient. Ich habe die Aufgaben für heute alle erledigt und der Stall ist auch sauber. Anscheinend ist Kay mit den anderen weggefahren, denn gesehen habe ich ihn nicht mehr und das Auto seines Kumpels ist nicht zu entdecken. Das neue Pferd habe ich auch noch nicht kennengelernt, sondern nur von Weitem beäugt, da es auf die Weide gebracht wurde. Aus der Entfernung scheint es allerdings schon eine Schönheit zu sein. Wirklich kennenlernen werde ich es erst morgen. Richard meinte vorhin, als ich das Pferd von der Weide holen wollte, dass er das später selbst erledigen will. Dann halt nicht.
Ich erhebe