Siana. Jasmin Windfeder
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Читать онлайн книгу Siana - Jasmin Windfeder страница 7
Er zuckt nur mit den Schultern und fragt stattdessen:
»Wie läuft es mit River?«
Ich atme hörbar aus.
»Longieren wollte sie sich heute nicht lassen.«
Phelan zieht die Brauen hoch und sein markantes Gesicht bekommt dadurch eine gewisse Härte.
»Hat dir Richard nicht gesagt, dass du sie nicht longieren darfst?«
Mir klappt die Kinnlade herunter.
»Bitte?«, bringe ich heraus und bemühe mich, seine Frage zu verstehen.
»Ich habe Richard ausdrücklich gesagt, dass River an der Longe Panik bekommt und dadurch ausrastet«, sagt er ernst und sieht mich dementsprechend auch an.
»Ähm, nein, er hat mir nichts gesagt.« Ich bin verwirrt. »Sonst hätte ich sie ja kaum longiert. Oder denkst du, ich halte mich nicht an Anweisungen?«
Phelan macht ein eigenartiges Knurrgeräusch. Er ist ganz offensichtlich sauer. Verständlich! Ich wäre es ebenso. Zumindest würde ich erwarten, dass man auf meine Anforderungen und Warnungen eingeht.
Er streicht sich mit der Hand durch das dunkelblonde Haar.
»Ich werde mich mit ihm wohl nochmals unterhalten müssen«, meint er nachdenklich und sieht dieses Mal durch mich hindurch.
Ich nutze die Gelegenheit und betrachte ihn etwas genauer. Er sieht, wie Kay, durchtrainiert aus. Wenn es mich nicht täuscht, ist Phelan etwas größer als sein Freund. Ein Dreitagebart ziert sein Gesicht, der ihm etwas Verruchtes gibt. Die Lippen sind geschwungen und laden zum Küssen ein. Wäre er nicht ein solcher Eisklotz, würde er durchaus anziehend auf mich wirken. Er ist echt attraktiv.
Ich räuspere mich.
»Ich bin mal weiterarbeiten«, sage ich rasch und ohne auf eine Reaktion zu warten, verschwinde ich im Stall.
Nachdem ich außer Sicht bin, schlage ich mir einmal kräftig gegen die Schläfe. Ist das wirklich mein Ernst? Ich denke ans Küssen, während ich einen Kunden betrachte?
Kopfschüttelnd marschiere ich zu Trojanas Box, um sie für eine weitere Trainingsstunde fertigzumachen. Die braune Stute mit dem schwarzen Langhaar und dem Stern auf der Stirn, wiehert mir entgegen, als ich mit dem Halfter in die Box husche. Sobald sie das Training hinter sich hat, darf auch sie auf die Weide. Rasch begrüße ich sie, bevor ich sie putze und sattle. Um Verletzungen vorzubeugen, lege ich ihr Gamaschen um die Beine, die ihre weißen Fesseln bedecken.
***
Mit einem Ruck landen wir auf dem Boden, dabei fixiere ich das nächste Hindernis, das wir nach wenigen Galoppsprüngen auch überwinden. Danach wende ich Trojana in eine große Volte, um die dritte Hürde zu nehmen. Als ich am Außentor vorbei galoppiere, höre ich jemanden laut lachen. Ich bin nicht sicher, aber ich tippe auf Kay. Kaum denke ich an ihn, beschleicht mich ein ungewöhnliches Gefühl. Seine braunen Augen tauchen vor mir auf, die etwas Freundliches ausstrahlen. Seine männliche, aber doch das Ohr umschmeichelnde Stimme erklingt in meinem Kopf. Doch plötzlich erscheint ein anderes Bild: Kathleen, wie sie sich an ihn schmiegt. Ich kann sogar noch ihren kühlen Blick auf mir spüren, mit dem sie mich anfangs bedachte.
»Achtung, pass auf!«
Mein Blick klärt sich augenblicklich und ich will noch an den Zügel reißen, aber Trojana springt ab. Unvorbereitet schmettert es mich gegen ihren Hals. Schmerz durchströmt meinen Kopf, bevor alles um mich herum schwarz wird.
»Siana?« Irgendwer rüttelt an mir. »Siana, wach auf.«
Ich blinzle, bekomme jedoch kaum die Augen auf. Was ist passiert? Wo bin ich? Langsam hebe ich die Lider und schaue direkt in braune Augen.
»Siana, Gott sei Dank! Alles okay? Bleib liegen. Soll ich Richard holen?«
Wunderschöne braune Augen, die mich besorgt ansehen. Ich muss automatisch lächeln.
»Geht und holt Hilfe.«
›Wie kann man nur so schöne Augen haben?‹, ist mein einziger Gedanke. Die Sprenkel in der Iris faszinieren mich. ›Habe ich die eigentlich auch?‹
»Siana? Sag endlich was!«
Die Augen verengen sich und ich höre kurz darauf Worte der Entschuldigung. Wieso denn das?
Patsch!
»Aua!«, entweicht es meinem Mund, gleichzeitig wird die linke Wange heiß. Hat mich Kay tatsächlich geohrfeigt? Ist er nicht ganz dicht? »Was soll das?«
»Siana, endlich«, sagt Kay, der mir über die schmerzende Wange streicht und erleichtert ausatmet.
»Was ist passiert?«, ächze ich und setze mich auf, dabei dröhnt mein Kopf.
»Du bist von der Stute gefallen.« Kay legt mir einen Arm um die Schulter, an den ich mich automatisch lehne.
»Warum?« Ich schaue ihn verständnislos an, dann weiß ich es auf einmal wieder: Meine Gedanken waren bei ihm und dieser Kathleen, weswegen ich den Absprung verpasst habe und vornüber geknallt bin. Ich greife nach dem Verschluss des Helms, den ich immer beim Reiten trage und versuche, ihn zu öffnen, aber meine Hände zittern.
»Warte«, meint Kay, zieht den Arm von meiner Schulter und greift nach dem Verschluss. Dabei kommt er mir näher. »Das haben wir gleich.«
Er flüstert die Worte und sein Atem kitzelt meine noch immer heiße Wange.
»Danke«, hauche ich, nachdem der Verschluss geöffnet ist und er mir den Helm behutsam abnimmt. Meine Haare, die ich immer brav zusammenbinde, haben sich gelockert und fallen mir ins Gesicht, was Kay dazu bewegt, mir die Strähnen vorsichtig hinter das Ohr zu streichen. Als er meine linke Wange berührt, zucke ich leicht zusammen.
»Entschuldige.« Kay streicht nochmals darüber, bevor er einen Kuss darauf haucht.
Verdutzt sehe ich ihn an, verliere mich aber erneut in seinen Augen.
»Du bist wunderschön«, raunt er.
Ich schüttle nur sachte den Kopf, wobei ich den aufkommenden Schwindel ignoriere, sowie die Strähne, die mir zurück ins Gesicht fällt.
»Doch!« Die losen Haare streicht er zärtliche an ihren Platz zurück, dabei streift er kurz meine Lippen. Er blickt darauf, bevor er mir abermals in die Augen schaut.
In mir flammt das Verlangen auf, ihn zu küssen. Ich will seine Lippen auf den meinen spüren. Meine Hände zittern weiterhin, obwohl ich nicht mehr sicher bin, ob es von dem Sturz kommt oder von der Nähe zu diesem Mann.
Plötzlich greift er mir an den Hinterkopf, zieht mich zu sich heran und ... Er legt seine warmen Lippen auf die meinen. Sie fühlen sich weich an. Ich schließe die Augen. Es bin zur gleichen Zeit im Himmel und dennoch ist es irgendwie eigenartig. Meine Gedanken, die sich mit dem Kuss beschäftigen, werden jäh unterbrochen, als wir Stimmen und kurz darauf das Tor hören. Sofort lässt mich Kay los, rutscht etwas weg, während ich mich