Stolz und Vorurteil. Jane Austen

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Читать онлайн книгу Stolz und Vorurteil - Jane Austen страница 8

Stolz und Vorurteil - Jane Austen Reclam Taschenbuch

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Kind, dein Vater kann die Pferde nicht entbehren. Er braucht sie für die Feldarbeit, nicht wahr, Mr. Bennet?«

      »Ich brauche sie bei der Feldarbeit öfter, als ich sie bekommen kann.«

      »Wenn du sie heute brauchst, hat Mutter ihren Zweck erreicht«, sagte Elizabeth.

      Schließlich gelang es ihr, ihrem Vater das Eingeständnis zu entlocken, dass die Pferde gebraucht würden. Jane musste also wohl oder übel hinüberreiten, und ihre Mutter begleitete sie unter vielen fröhlichen Voraussagen eines verregneten Tages bis zur Tür. Ihre Hoffnungen erfüllten sich: Kaum war Jane fort, da fing es heftig an zu regnen. Ihren Schwestern tat Jane leid, aber ihre Mutter war entzückt. Den ganzen Abend regnete es ohne Unterbrechung; Jane würde bestimmt nicht zurückkommen können.

      »Wie gut, dass ich darauf gekommen bin«, sagte Mrs. Bennet mehr als einmal, als ob der Regen ausschließlich ihr Verdienst wäre. Aber bis zum nächsten Vormittag blieb ihr das ganze Ausmaß ihres kunstvoll geplanten Glücks verborgen. Kurz nach dem Frühstück kam ein Bote von Netherfield, der den folgenden Brief für Elizabeth übergab:

      »›Liebste Lizzy!

      Es geht mir heute Morgen gar nicht gut, wahrscheinlich weil ich gestern völlig durchnässt worden bin. Meine lieben Freundinnen wollen mich nicht nach Hause lassen, bevor mir besser ist. Sie bestehen darauf, dass Mr. Jones nach mir sieht. Seid also nicht beunruhigt, wenn Ihr hört, dass er hier war. Aber ich glaube, außer einer Erkältung und Kopfschmerzen ist es weiter nichts Ernstes.

      Deine etc.‹«

      »Also, meine Liebe«, sagte Mr. Bennet, als Elizabeth den Brief vorgelesen hatte, »wenn deine Tochter jetzt schwerkrank wird oder stirbt, ist es wenigstens ein Trost, dass sie auf der Jagd nach Mr. Bingley und auf deine Anordnung hin verschieden ist.«

      »Oh, ich habe nicht die geringste Befürchtung, dass sie stirbt. Harmlose Erkältungen bringen keinen um. Außerdem ist sie in besten Händen. Solange sie dort bleibt, ist alles in Ordnung. Ich würde sie besuchen, wenn ich die Kutsche haben könnte.«

      Elizabeth war ernsthaft besorgt und deshalb entschlossen, zu ihr zu gehen, auch wenn die Kutsche nicht verfügbar war. Aber da sie nicht reiten konnte, blieb ihr nur die Wahl, zu Fuß zu gehen, und das sagte sie auch zu ihren Eltern.

      »Sei doch nicht so unvernünftig«, rief ihre Mutter. »Wie kommst du denn darauf, bei all dem Dreck! Du wirst unmöglich aussehen, wenn du dort ankommst.«

      »Ich werde gut genug aussehen, um Jane zu besuchen, und mehr will ich nicht.«

      »Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, Lizzy«, sagte ihr Vater, »dass ich die Pferde kommen lasse.«

      »Nein, wirklich nicht. Ich gehe ganz gern zu Fuß. Die drei Meilen! Wenn man ein Ziel hat, ist die Entfernung nicht der Rede wert. Zum Abendbrot bin ich zurück.«

      »Ich bewundere deine tätige Mitmenschlichkeit«, bemerkte Mary, »aber jede Gefühlsregung sollte von Vernunft begleitet sein, und meiner Ansicht nach muss der Kraftaufwand im Verhältnis zum Anlass stehen.«

      »Wir kommen bis Meryton mit«, sagten Catherine und Lydia. Elizabeth nahm ihre Begleitung an, und so gingen die drei jungen Damen gemeinsam los.

      »Wenn wir uns beeilen«, sagte Lydia unterwegs, »sehen wir vielleicht Hauptmann Carter noch für einen Augenblick, bevor er abfährt.«

      In Meryton trennten sie sich. Die jüngeren Schwestern gingen zur Wohnung einer der Offiziersfrauen, und Elizabeth setzte ihren Weg allein fort; sie überquerte Feld nach Feld mit zügigem Schritt, sprang ungeduldig und zielstrebig über Gatter und Pfützen und befand sich schließlich mit müden Füßen und schmutzigen Strümpfen, das Gesicht von der Hitze der Anstrengung glühend, in Blickweite des Hauses.

      Man führte sie in das Frühstückszimmer, wo alle außer Jane versammelt waren und ihr Erscheinen höchstes Erstaunen hervorrief. Mrs. Hurst und Miss Bingley fanden es ganz unglaublich, dass sie so früh am Vormittag bei solchem Wetter drei Meilen zu Fuß gegangen war und noch dazu allein, und Elizabeth war überzeugt, dass sie sie deshalb verachteten. Sie empfingen sie allerdings sehr höflich, und ihr Bruder ließ es nicht bei bloßer Höflichkeit bewenden, sondern behandelte sie herzlich und ungezwungen wie eine alte Bekannte. Mr. Darcy sagte sehr wenig und Mr. Hurst gar nichts. Der eine war zwischen seiner Bewunderung für ihren durch die Bewegung leuchtenden Teint und dem Zweifel daran, ob der Anlass ihren langen, einsamen Gang rechtfertigte, hin- und hergerissen. Der andere dachte nur ans Frühstück.

      Auf die Fragen nach ihrer Schwester erhielt sie keine sehr zufriedenstellende Antwort. Miss Bennet war zwar aufgestanden, hatte aber schlecht geschlafen und noch Fieber. Sie konnte ihr Zimmer, in das Elizabeth zu ihrer Freude gleich geführt wurde, noch nicht verlassen. Jane war sehr froh, sie zu sehen, denn aus Furcht, die Familie zu beunruhigen oder in Unannehmlichkeiten zu stürzen, hatte sie in dem Brief nicht gesagt, wie sehr sie sich nach Elizabeth sehnte. Viel sprechen konnte sie noch nicht, und deshalb erzählte sie Elizabeth nach Miss Bingleys Weggang nur, wie nett man sich um sie gekümmert hatte. Elizabeth saß schweigend bei ihr.

      Nach dem Frühstück kamen auch die Schwestern herauf, und es versöhnte Elizabeth mit ihnen, als sie sah, mit wie viel Liebe und Fürsorglichkeit sie sich um Jane bemühten. Der Apotheker kam und sagte nach der Untersuchung, sie habe, wie zu erwarten, eine starke Erkältung, der man zu Leibe rücken müsse. Er gab ihr den Rat, im Bett zu bleiben, und verschrieb ihr ein Medikament. Sie folgte seinen Anordnungen gleich, denn das Fieber war wieder gestiegen, und sie hatte heftige Kopfschmerzen. Elizabeth blieb die ganze Zeit über bei ihr, und die beiden Schwestern hielten sich meist auch in dem Zimmer auf. Da die Herren unterwegs waren, hatten sie ohnehin nichts zu tun.

      Als es drei Uhr schlug, wurde es Zeit für Elizabeth, und ungern sagte sie, sie müsse jetzt nach Hause. Miss Bingley bot ihr die Kutsche an, und bei etwas mehr Nachdruck hätte Elizabeth das Angebot auch angenommen, aber Jane zeigte sich so besorgt über ihren Aufbruch, dass Miss Bingley sich verpflichtet fühlte, das Angebot der Kutsche in eine Einladung umzuwandeln, vorläufig in Netherfield zu bleiben. Elizabeth nahm dankbar an, und so wurde ein Bote nach Longbourn geschickt, der der Familie Nachricht geben und ein paar Kleidungsstücke mitbringen sollte.

      Kapitel 8

      Um fünf Uhr zogen sich die beiden Damen zum Umziehen zurück, und um halb sieben wurde Elizabeth zu Tisch gebeten. Auf die höflichen, unvermittelt an sie gerichteten Fragen nach Janes Zustand, unter denen sich zu ihrer Freude Mr. Bingley durch den besonders fürsorglichen Ton auszeichnete, konnte sie keine sehr zufriedenstellende Antwort geben. Es ging Jane keineswegs besser. Als die Schwestern das hörten, wiederholten sie drei- oder viermal, wie leid es ihnen tue, wie schrecklich sie Erkältungen fänden und wie entsetzlich ungern sie selber krank seien, und damit war für sie das Thema erledigt. Diese Teilnahmslosigkeit, kaum dass Jane abwesend war, bereitete Elizabeth wenigstens das Vergnügen, ihre ursprüngliche Abneigung bestätigt zu sehen.

      Tatsächlich war Mr. Bingley in der Gesellschaft der Einzige, den sie mit einem gewissen Wohlwollen betrachtete. Er war offensichtlich um Jane sehr besorgt und ihr selbst gegenüber höchst aufmerksam, und sie fühlte sich dadurch weniger als Eindringling, als den die anderen sie offenbar ansahen. Nur er nahm Notiz von ihr. Miss Bingley hatte nur Augen für Mr. Darcy und ihre Schwester kaum weniger. Mr. Hurst an ihrer Seite war ein träger Mensch, dessen Lebenszweck in Essen, Trinken und Kartenspielen bestand und der nichts mehr zu ihr zu sagen wusste, als er festgestellt hatte, dass sie einen Eintopf einem Ragout vorzog.

      Gleich nach dem Essen ging Elizabeth wieder zu Jane hinauf, und kaum hatte sie den

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