Das zahlt sich aus. Marcia Gerwers
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Die wichtigste Größe zur Mitarbeiterbindung ist einfach das Betriebsklima. Das allgemeine Gefühl des Miteinanders, das Wohlfühlen der/des Einzelnen. Nur wer sich wohlfühlt, wer in einem für sie/ihn angenehmen Betriebsklima arbeitet, bleibt dem Unternehmen langfristig erhalten, andernfalls nimmt die Wechselbereitschaft zu.
Das zweite Unternehmen, welches wir Ihnen vorstellen möchten, ist das Unternehmen »Klein & Partner«. Es ist gemessen an seinem Umgang mit dem Thema Digitalisierung ein fortschrittliches Unternehmen. Die Umsätze stimmen, sind kontinuierlich steigend. 40 Prozent aller MitarbeiterInnen arbeiten 80 Prozent der Arbeitszeit aus dem Homeoffice. Dies wurde von den MitarbeiterInnen auch explizit so gewünscht. Die Geschäftsführerin stellte sich auf die Wünsche ihrer Belegschaft ein. Das Ergebnis: Im Schnitt sind alle MitarbeiterInnen produktiver. Daher möchte sie die Homeoffice-Regelung weiter beibehalten. Jedoch hapert es immer dann enorm an der Zusammenarbeit zwischen HomeofficlerInnen und jenen im Büro, wenn es um Teamarbeit geht. Außerdem ist die Fluktuationsrate sowohl bei den MitarbeiterInnen, die viel im Homeoffice arbeiten, als auch bei den MitarbeiterInnen, die ihren Arbeitstag klassisch im Büro verbringen trotz der Flexibilität erstaunlich hoch. Woran mag das liegen? In einer Mitarbeiterumfrage wird deutlich: Die MitarbeiterInnen fühlen sich in weiten Teilen nicht genügend informiert, zu wenig »abgeholt« und in Entscheidungsprozesse eingebunden. Es fehlt an dem Gefühl, eine Einheit zu sein – es fehlt das »Wir-Gefühl«. Gleichzeitig möchten die MitarbeiterInnen nicht auf ihre Freiheiten verzichten und schätzen sie. Die Herausforderung bei »Klein & Partner« liegt auf der Hand: Hier muss die interne Unternehmenskommunikation verbessert werden. Ziel sollte also sein, dass Kollegialität und Teamverbundenheit entstehen können, ohne dass physische Gegenwart nötig ist. Auch sollten Prozesse optimiert und festgehalten werden. Kurzum: Auf die Kommunikation kommt's an und damit geht's jetzt auch direkt weiter.
Anmerkungen
1 1 Vgl. Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, 2016
2 2 Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, 2020.
3 3 Vgl. Broich, 2015, S. 18.
4 4 Vgl. Hedtstück, 2014, S. 26.
5 5 Vgl. Hedtstück, 2014, S. 26ff.
Die Basis: K wie kluge Kommunikation
Um langfristige Mitarbeiterbindung erzielen zu können, müssen wir das Problem bei der Wurzel packen. Die Basis einer guten Beziehung ist immer die Kommunikation. Diesen Vergleich werden Sie im Laufe der folgenden Seiten häufiger lesen. Er ist aber auch einfach treffend. Wenn Sie einen Menschen langfristig an sich binden möchten, müssen Sie mit ihm reden, ihm zuhören, Empathie zeigen, seine Bedürfnisse kennen und so gut wie möglich befriedigen. Aber von vorn: Was ist denn eigentlich »gute Kommunikation« oder eben »kluge Kommunikation«?
Streng genommen sind die Begriffe »Mitarbeiterkommunikation« oder »Führungskommunikation« obsolet. Denn am Ende geht es doch immer einfach um zwischenmenschliche Kommunikation und die daraus resultierende Motivation oder Zufriedenheit. Auch im Unternehmen interagieren Menschen miteinander. Vergessen Sie also die Annahme, alle Ihre MitarbeiterInnen seien eben nur Ihre MitarbeiterInnen. Sie sind viel mehr als das: Sie sind zudem private Personen, die Bedürfnisse und Persönlichkeiten, Interessen und Vorlieben haben. Ihre Aufgabe als Vorgesetzte/r oder Personalbeauftragte/r ist es, die wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale, die auch im Kontext von Arbeit relevant sind, zu identifizieren, zu respektieren und ihnen nachzukommen.
Denn in der Tat ist erfolgreiche Kommunikation in Unternehmen der Haupttreiber für die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen mit ihren Vorgesetzten und dem Unternehmen generell. Und nur, wenn Sie wirklich verinnerlichen, was Kommunikation eigentlich ist, was dazu gehört und wie Kommunikation funktioniert, können die Tools, die wir Ihnen später vorstellen, zielführend Anwendung finden.
Was ist Kommunikation?
Kommunikation ist alles. Denn tatsächlich ist alles, was wir tun, auf irgendeine Art auch Kommunikation. Auch wenn wir gerade einmal glauben, nicht zu kommunizieren, ist das ebenfalls eine Art der Kommunikation. So sagt ein bewusstes Schweigen manchmal mehr als 1000 Worte.
Eines der berühmtesten Zitate in diesem Kontext stammt von dem Kommunikationswissenschaftler und Philosophen Paul Watzlawick: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Seine Mitteilung an uns ist ebenso einfach wie erkenntnisreich: Nonverbale Kommunikation ist Kommunikation. Hierzu ein typisches Beispiel aus der Arbeitswelt:
Eine Mitarbeiterin sitzt in einem wichtigen Meeting am Tisch, ihr Blick ist auf ihr Smartphone gesenkt. Ihre unbewusste, nicht verbal gesprochene, aber kommunizierte Mitteilung an Sie lautet vermutlich: »Ich höre dir gerade nicht zu.«
Ob Sie daraus nun ablesen: »Mich interessiert nicht, was der Chef erzählt«, oder »mich interessiert generell mal gar nicht, was hier passiert«, optional auch »eigentlich interessiert es mich schon, was hier passiert, aber gerade habe ich etwas Wichtiges zu klären«, bleibt Ihnen überlassen. Unser Tipp an dieser Stelle lautet: Versteifen Sie sich nicht zu sehr auf eine Interpretation, sondern fragen Sie im Anschluss lieber nach, weshalb man Ihnen nicht zugehört hat. Oftmals ist das Feedback hilfreich oder zumindest aufschlussreich.
Sie sehen, in dieser Situation, in der die Mitarbeiterin augenscheinlich (oder sagen wir eher ohrenscheinlich?) nicht kommuniziert hat, hat sie eine Mitteilung gesendet und Sie haben diese wiederum registriert und interpretiert.
Wie funktioniert Kommunikation?
Es gibt viele spannende Theorien in der Welt der Kommunikationswissenschaften und der Soziologie. Aber hey, wir wollen Sie nicht langweilen und haben uns deshalb entschieden, einen einzigen »alten Freund« zur Erklärung von »Kommunikation« heranzuziehen: Friedemann Schulz von Thun.
Schulz von Thun ist Psychologe und Kommunikationswissenschaftler, hat das gleichnamige Institut in Hamburg gegründet und beschäftigt sich, kurz gesagt, damit, was Kommunikation bewirken, aber auch anrichten kann. Seine vierteilige Serie Miteinander Reden hilft uns, ein paar spannende Erkenntnisse aus der Kommunikationswissenschaft mit Ihnen zu teilen. Ganz sicher werden Sie die Kommunikation mit und zwischen Ihren MitarbeiterInnen bald ganz anders angehen, wahrnehmen und bewerten.
Die vier Seiten einer Nachricht
Eine der bekanntesten Schulz-von-Thun-Theorien ist das Vier-Ohren-Modell oder die vier Seiten einer Nachricht. Diese Theorie beschreibt, dass Kommuniziertes immer auf unterschiedliche Art und Weise verstanden werden kann. Eine »gesendete Nachricht«, also ein Ausspruch einer Person, hat dabei immer verschiedene Seiten oder vier verschiedene Bedeutungsebenen.
Meist decken sich die unterschiedlichen Seiten einer einzigen Nachricht nicht vollständig miteinander. Und genau hier liegt die Schwierigkeit: Versteht der/die EmpfängerIn einer Nachricht das Gesagte so, wie es gemeint