Big Ideas. Das Film-Buch. John Farndon
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Sein Mädchen für besondere Fälle basiert auf dem damals bereits verfilmten Bühnenstück Reporter von 1928, das die korrupte Presse zum Thema hat. Dort findet der geistige Wettstreit allerdings zwischen zwei Männern statt. Hawks nahm also eine entscheidende Änderung vor. Nachdem er mit seiner Freundin Szenen aus dem Stück gelesen hatte, soll er ausgerufen haben: »Hey, es ist sogar besser mit einer Frau und einem Mann als mit zwei Männern.« Und so wurden in Charles Lederers Drehbuch die zwei Presseleute zu einem frisch geschiedenen Paar: dem skrupellosen Zeitungsherausgeber Walter Burns und seiner Ex-Frau Hildy Johnson, einer Starjournalistin. Das ergänzte die Satire um eine Liebesgeschichte, die mit der Frage spielt, was Männer und Frauen vom Leben wollen.
Walter (Cary Grant) erinnert seine Ex-Frau Hildy (Rosalind Russell) daran, wie sehr sie ihren Job liebt, um zu verhindern, dass sie einen anderen heiratet.
Das weibliche Dilemma
Als Hildy (Rosalind Russell) in dem hitzigen Rededuell der Eröffnungsszene endlich zu Wort kommt, kündigt sie ihrem Ex-Mann und Ex-Chef Walter (Cary Grant) an, dass sie den Versicherungsvertreter Bruce Baldwin (Ralph Bellamy) heiraten wird.
Bruce ist langweilig, aber Hildy will der korrupten Welt des Journalismus den Rücken kehren, um ein »menschliches Wesen« zu werden, das ein »normales« Leben als Ehefrau und Mutter führt. Es ist eine Entscheidung zwischen Hausfrauendasein und Karriere. Walter glaubt, dass sie die aufregende Welt der Presse viel zu sehr liebt, um als Starreporterin aufzuhören. Er will ihr das klarmachen, indem er sie auf eine Geschichte über die bevorstehende Exekution des Mörders Earl Williams (John Qualen) ansetzt.
Walter tut alles, um Hildy zurückzugewinnen. Als Williams Freundin Molly sich aus einem Fenster in den Tod stürzt, nutzt er das für seine Zwecke. Dabei ist Grants Walter von solch einer Verve und Cleverness, dass der Zuschauer selbst dann auf seiner Seite ist. Kein Wunder, dass Hildy zu ihm sagt: »Walter, du bist wundervoll, aber auf abstoßende Art.« Sie ist ihm ebenbürtig und die beiden zusammen ergeben das perfekte Paar.
»Wofür hältst du mich, für einen Gauner?«
Walter / Sein Mädchen für besondere Fälle
Viele Filmdialoge stammen aus dem Theaterstück, aber Hawks ermunterte die Schauspieler auch zu improvisieren.
Howard Hawks Regisseur
Howard Hawks drehte über 40 Hollywood-Klassiker, bevor er späte Anerkennung als einer der großen Regisseure erfuhr. 1896 in Goshen (Indiana, USA) geboren, zog er 1910 mit seiner Familie nach Kalifornien und kam als Requisiteur bei Filmen wie The Little American (1917) zur Branche.
Nachdem er im Ersten Weltkrieg als Pilot gedient hatte, kehrte er nach Hollywood zurück. 1926 schrieb und drehte er seinen ersten Film, den Stummfilm The Road to Glory. Sein Tonfilm Narbengesicht von 1932, ein Thriller, wurde ein großer Erfolg, auf den eine ganze Serie von Werken folgte, darunter Screwball-Komödien mit Cary Grant wie Leoparden küßt man nicht und Sein Mädchen für besondere Fälle. Zu seinen späteren Arbeiten zählen Film-noir-Klassiker wie Tote schlafen fest und der Western Rio Bravo (1959).
Wichtige Filme
1932 Narbengesicht
1938 Leoparden küßt man nicht
1940 Sein Mädchen für besondere Fälle
1944 Haben und Nichthaben
1946 Tote schlafen fest
Ebenfalls sehenswert: Leoparden küßt man nicht (1938)
MAN WILL SICH NICHT DAMIT ZUFRIEDEN GEBEN, NUR ZU ZEIGEN, WAS DER MANN TAT; MAN MUSS DOCH SAGEN, WER ER WIRKLICH WAR
CITIZEN KANE / 1941
IM KONTEXT
GENRE
Drama
REGIE
Orson Welles
DREHBUCH
Orson Welles, Herman J. Mankiewicz
STARS
Orson Welles, Joseph Cotten, Dorothy Comingore
FRÜHER
1938 Welles führt bei einer Hörspielfassung von H. G. Wells’ Krieg der Welten über eine Invasion vom Mars Regie. Manche Zuhörer sollen die Geschichte aufgrund ihres Nachrichtenstils für wahr gehalten haben.
SPÄTER
1958 Welles’ Film noir Im Zeichen des Bösen erzählt von der Korruption in einer mexikanischen Grenzstadt.
1962 Welles dreht eine bildgewaltige Adaption von Franz Kafkas Roman Der Prozeß.
Er glaube nicht, dass ein einziges Wort das Leben eines Mannes zusammenfassen könne, sagt Charles Foster Kane, Zeitungsmogul und Protagonist von Citizen Kane. Und doch ist das Geniale dieses Films, den Orson Welles mit nur 25 Jahren als Ko-Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur schuf, dass er genau das schafft: Er destilliert Ursprung und Wesen des launischen Kane in einem einzigen Wort und führt das Publikum fast zwei Stunden lang an der Nase herum, bevor er einen verschlüsselten Hinweis auf dessen Bedeutung liefert.
Welles drehte den Film heimlich, unter dem Vorwand, an einer Liebesgeschichte zu arbeiten, um juristischen Maßnahmen gegen die Produktion vorzubeugen. Als der Film erschien, war er sich des kommenden Ärgers bewusst, nachdem die Figur Kane von einer existierenden, einflussreichen Person inspiriert war.
Citizen Kane ist eine Mordgeschichte ohne Mord, wenngleich der alte Kane in der berühmten Eröffnungsszene