Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus

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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Walter G. Pfaus

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Es dauerte einige Momente, bis sie begriff, dass sie geträumt hatte.

      Der Raum, in dem sie sich befand war noch immer grell erleuchtet.

      Das Neonlicht tat ihr in den Augen weh.

      Sie erhob sich, fröstelte unter dem kühlen Luftzug, der aus dem Lüftungsgitter hereinwehte.

      Sally zitterte. Nicht nur vor Kälte, auch vor Angst. Sie blickte auf das Tablett, das sie auf dem Boden abgestellt hatte. Das Besteck hatte sie auf den leeren Teller gelegt.

      Ist dein Glaube stark genug?, fragte sie sich. Oder wird das Böse dich regieren...

      Sie biss sich auf die Lippe.

      Unruhe erfasste sie. Schweißperlen liefen ihr kalt über die Stirn. Ihr Puls raste.

      In ihrem Innern hörte sie die Stimme des Propheten. "Feuer muss mit Feuer bekämpft werden, das Böse mit den Mitteln des Bösen..."

      Und all die Menschen?, dachte sie.

      Ihr Atem ging schneller. Sie sollte sich vor solchen Gedanken hüten. Aber sie ließen sich nicht unterdrücken. Es ging einfach nicht.

      Sally sank zurück auf die Pritsche.

      Wie lange bin ich schon hier, in diesem Gefängnis?, dachte sie. Sie hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Sie war so müde. Unendlich müde. Aber sobald sie die Augen schloss, sah sie die Gesichter vor sich... Diese schrecklich elenden Gesichter, so entstellt von dieser grausamen Krankheit, die man die Geißel Gottes genannt hatte.

      37

      Die Fahndung lief auf Hochtouren. Ein ganzes Team von Innendienstlern beschäftigte sich mit nichts anderem, als sämtliche Firmen ausfindig zu machen, die ABC-Schutzräume errichteten oder renovierten. Komplettanbieter waren auf diesem Gebiet leider die Ausnahme. Schließlich waren die für diese Branche seligen Zeiten des Kalten Krieges vorbei. Die Nachfrage war nahe dem Nullpunkt. Da es kaum Spezialanbieter gab, sondern fast ausschließlich Unternehmen, die ABC-Bunker unter anderem in ihrer Produktpalette hatten oder Teile davon liefern und installieren konnten, wurde die Liste entsprechend lang. Jede einzelne dieser in den gesamten USA und Kanada verstreuten Adressen würde überprüft werden müssen.

      Eine Sisyphus-Arbeit.

      Und es war noch nicht einmal gesagt, dass wir fündig wurden.

      Am frühen Nachmittag fuhren Milo und ich zum Firmengelände von MADISON GEN-TECH in New Rochelle, um noch einmal mit Ressing und Tremayne zu sprechen.

      "Irgendwie ist das deprimierend", meinte Milo während der Fahrt. "Wir kehren an den Ausgangspunkt unserer Ermittlungen zurück..."

      "Manchmal muss man das", erwiderte ich.

      "Vermutlich hast du recht. Aber das heißt nicht, dass es mir gefällt, Jesse."

      "Glaubst du mir, Alter?"

      Eine halbe Stunde später parkte ich den Sportwagen vor dem Firmengebäude. Die bewaffneten Posten hatten uns durch das Tor hereingewunken. Wir wurden erwartet.

      Tremayne und Ressing empfingen uns in einem engen Büro, das sehr sachlich und steril eingerichtet war. Die Stühle waren unbequem. Und zu unserer Überraschung war noch ein dritter Mann anwesend.

      Er ging nervös am Fenster auf und ab, als wir zusammen mit Tremayne und Ressing den Raum betraten.

      "Mr. Mercer", entfuhr es mir unwillkürlich. Alec Mercer, der Geschäftsführer von MADISON GEN-TECH drehte sich herum.

      Er verzog das Gesicht zu einem geschäftsmäßigen Lächeln und reichte mir die Hand.

      "Guten Tag, Agent Trevellian. Wie ich höre, waren Sie mit ihrer Ermittlungsarbeit bisher nicht allzu erfolgreich."

      "Leider muss ich Ihnen da recht geben."

      Ich blickte seitwärts. Milo und ich hatten uns bei Tremayne und Ressing angemeldet. Offenbar hatten die beiden Wissenschaftler nichts besseres zu tun gehabt, als gleich in Mercers Manhattaner Büro anzurufen.

      Offenbar wollte Mercer alles unter Kontrolle behalten.

      Jedes Wort, das seine Leute über die Lippen brachten.

      Mich machte das mehr als misstrauisch. Mein Instinkt meldete sich. Ein Instinkt, der mich in vielen Jahren als G-man selten im Stich gelassen hatte. Etwas ist hier faul, ging es mir durch den Kopf. Ich zermarterte mir das Hirn darüber, was es sein mochte...

      "Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass Sie auch hier sind, Mr. Mercer", meinte Milo. "Wir sind in erster Linie hier, um Antworten auf einige Fragen zu bekommen, die sich im Zusammenhang mit Dr. George Hiram stellen..."

      "Ach ja?" Mercer hob die Augenbrauen. Die beiden Wissenschaftler schwiegen.

      "Aus welchem Grund hatte er keinen Zugang mehr zum Laborbereich? Weshalb wurde er wie eine Art Pensionär behandelt?", fragte Milo.

      "Firmeninterna", sagte Mercer schnell, bevor Ressing oder Tremayne auch nur Luft geholt hatten. "Ich sehe keinen Zusammenhang mit dem Verschwinden des CX-Behälters. Und darum geht es ja wohl."

      "Es geht auch um den Mord an Hiram", warf ich ein. "Sie zeigen nicht viel Interesse an der Frage, wer Ihren Mitarbeiter umgebracht hat."

      "Das ist eine Unterstellung!", ereiferte sich Mercer. "Warum tun Sie nicht einfach Ihren Job, Agent Trevellian! Aber statt dessen kommen Sie hier her und sprechen haltlose Verdächtigungen aus."

      "Ich habe keine einzige Verdächtigung ausgesprochen", erwiderte ich kühl. "Und was Ihre Anwesenheit hier angeht es hat Sie niemand darum gebeten, Mr. Mercer. Tatsächlich überlege ich mir, ob es nicht besser ist, Sie einzeln zu vernehmen..."

      Jetzt mischte sich Dr. Ressing ein.

      "Ich finde, wir können ruhig offen darüber sprechen, Mr. Mercer..." Er wandte

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