Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus

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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Walter G. Pfaus

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beschlagnahmt worden war, hatte bislang keinen Hinweis auf den Verbleib jener mysteriösen Bauteile ergeben, mit denen vermutlich ein ABC-Schutzraum ausgerüstet worden war.

      Auf die Identität der beiden Toten aus der Bronx gab es keinerlei Hinweise. Und Sally Hiram hatte sich nicht mehr gemeldet. Welchen Schluss man auch immer daraus ziehen mochte.

      Immerhin gab es einen Hinweis aus Florida, New York State.

      Es ging um den Wagen, mit dem die Mörder von George Hiram geflohen waren und den sie später im Wald zurückgelassen hatten.

      Der County Sheriff war auf eine Tankstelle 20 Meilen nördlich vom Lake Floria gestoßen, wo ein Wagen gleichen Typs aufgefallen war. Von einem der Insassen gab es eine ziemlich genaue Beschreibung. Groß, schlank, dunkelhaarig mit einem Muttermal über der linken Augenbraue.

      Orry und Clive wurden beauftragt, die Sache zu überprüfen.

      Milo und ich fuhren nach West New York in New Jersey.

      Unsere Fahndungsabteilung hatte herausbekommen, dass Sally Hiram dort eine Schwester hatte. Die einzige lebende Verwandte, von der wir etwas wussten.

      Sie hieß seit ihrer Hochzeit Ann Gardener und wohnte in einem zehnstöckigen Haus in der Lincoln-Street. Selbst bei diesigem Wetter konnte man von hier aus die Skyline von Manhattan auf der anderen Seite des Hudson sehen.

      Ann Gardener wohnte ihm 8.Stock. Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie eine Zahnarztpraxis. Praxis und Wohnräume nahmen zusammen beinahe die ganze Etage ein.

      Die Gardeners hatten die Praxis heute noch nicht geöffnet.

      Sie waren beim Frühstück, als wir an ihrer Wohnungstür klingelten.

      "Agent Trevellian und Agent Tucker vom FBI", stellte ich uns vor, als Ann uns die Tür öffnete. Ihr Mann stand ein paar Meter dahinter. Ich hielt Ann meinen Ausweis hin.

      "Was wollen Sie von uns?", fragte Mr. Gardener.

      Ich wandte mich an Ann. Die Ähnlichkeit war frappierend.

      "Wir möchten Ihnen ein paar Fragen über Ihre Schwester stellen", erklärte ich.

      Ann wandte sich etwas hilfesuchend zu ihrem Mann herum, rieb dabei die Handinnenflächen nervös aneinander.

      "Ich... Wir..." Sie atmete heftig. "Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen", sagte sie. "Aber kommen Sie doch erst einmal herein."

      Eine Minute später hatten wir in der Sitzecke des Wohnzimmers Platz genommen.

      "Was ist mit Sally?", fragte Ann dann fort.

      "Sie ist verschwunden", erklärte ich wahrheitsgemäß.

      "Vermutlich wurde sie erst entführt und ist jetzt vor ihren Entführern auf der Flucht." Ich fasste ihr die Situation so knapp wie möglich zusammen. Lediglich eine Tatsache ließ ich aus. Ich erwähnte nicht, dass Sally am Telefon davon gesprochen hatte, dass die AUSERWÄHLTEN Pest-Erreger in der Subway aussetzen wollten.

      Ann hörte meinem Bericht mit versteinertem Gesicht zu.

      Als ich geendet hatte, seufzte sie hörbar.

      "Wissen Sie, ich hatte in letzter Zeit nicht viel Kontakt mit Sally. Sie war irgendwie... entrückt. Verstehen Sie, was ich meine? Vermutlich nicht."

      "Seit wann gehörte sie den AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE an?", fragte ich.

      "Vielleicht seit drei Jahren. Sie hat damals noch bei uns gewohnt. Nach dem viel zu frühen Tod unserer Eltern habe ich mich etwas für sie verantwortlich gefühlt... Sie hat mich sogar einmal in dieses Gemeindezentrum mitgenommen, das die AUSERWÄHLTEN unterhalten. Ich weiß nicht, ob es noch immer in der Upper East Side ist. Jedenfalls stieß mich dieses Gerede von der Endzeit und dem blutrünstigen Strafgericht sehr ab."

      "Aber Sally hat es fasziniert."

      "Ja. Sie entfernte sich immer mehr von uns."

      "Kennen Sie Ihren Mann?"

      "George? Ja, bei der Hochzeit haben wir ihn kennengelernt. Er wurde ermordet... Ich hatte eigentlich gedacht, Sally würde sich wenigstens nach diesem Ereignis mal bei uns melden. Ich habe versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, ihr Hilfe anzubieten. Aber sie war nicht zu erreichen."

      "Hören Sie", sagte ich sehr ernst. "Wir wissen nicht, wo Ihre Schwester sich befindet. Aber es könnte ihr Leben davon abhängen, dass wir sie so schnell wie möglich finden!"

      "Warum ruft sie denn nicht die Polizei zu Hilfe, wenn sie in Lebensgefahr ist?"

      "Eine gute Frage", erwiderte ich. "Vielleicht liegt es daran, dass Sie in uns nur Diener des Bösen sieht. Jedenfalls hat sie das mal so formuliert."

      "Das klingt nach dem Gedankengut der AUSERWÄHLTEN", stellte Ann fest. Dann sah sie mich etwas ratlos an. "Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Trevellian?"

      "Sie kennen Ihre Schwester besser als wir..."

      "Nicht gut genug!"

      "Überlegen Sie, wo sie sich jetzt verstecken könnte? Gibt es jemanden, bei dem Sie Unterschlupf finden könnte? Freunde, Bekannte..."

      "Sie hatte viele Freunde und Freundinnen", sagte Ann. "Aber das war, bevor sie den AUSERWÄHLTEN beitrat. Dann nach und nach sind diese Kontakte abgerissen. Sie hat sich nur noch um diese seltsame Sekte gekümmert. Sonst hatte in ihrem Leben nichts mehr Platz."

      "Ich verstehe. Trotzdem! Überlegen Sie, ob es da nicht irgendjemanden geben könnte!"

      "Sie hatte eine beste Freundin. Sally hat immer versucht, sie zum Beitritt zu den AUSERWÄHLTEN zu bewegen, aber das ist nie etwas geworden."

      "Name?"

      "Melanie Travis, wohnt jetzt in Queens, seit sie diesen tollen Job gekriegt hat. Adresse weiß ich nicht, aber sie arbeitet als Abteilungsleiterin im Kaufhaus Macy's."

      "Dann kriegen wir das raus", versprach ich. "Sollte Sally sich bei Ihnen melden, dann sagen Sie uns bitte Bescheid", forderte ich sie dann auf und legte ihr eine der Visitenkarten auf den Tisch, die der FBI für seine Special Agents drucken lässt. "Ich bin jederzeit erreichbar."

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