Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore страница 12
„Wie eng war Jessica Thorpe mit Leslie Harper befreundet?“, fragte Bount.
Mrs. Barkley hob die sorgfältig nachgezogenen Augenbrauen. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt miteinander befreundet waren. Natürlich kannten sie sich, und selbstverständlich haben sie sich wiederholt getroffen, auf Gesellschaften und Partys ...“
„Wie gut kennen Sie Leslie Harper?“
„Nicht besser oder schlechter als die anderen Frauen der Straße ...“
„Wenn Sie ersucht würden, Leslie Harper zu beurteilen – wie würden Sie sie einstufen?“
„Wie Jessica Thorpe. Jung, attraktiv, modebewusst und gebildet, eine junge Frau aus bestem Haus“, meinte Mrs. Barkley.
Bount bedankte sich und ging.
Die Thorpes wohnten in einem Haus, das dem der Barkleys verblüffend ähnlichsah, aber das gehörte zur geschichtsträchtigen Fassade des Battery Parks, hier manifestierte sich alteingesessener Reichtum auf kleinstem Raum, hier verband sich Museales mit dem Anspruch, zur Creme der Gesellschaft gezählt zu werden. Die meisten Hausbesitzer benutzten ihre exklusive Bleibe nur als Stadtwohnung, als Aushängeschild und Visitenkarte. Fast alle besaßen weit größere Häuser in vornehmen Suburbs.
Noch während Bount damit beschäftigt war, die schmale, imponierende Fassade zu betrachten, öffnete sich die Tür und ein Mann trat über die Schwelle.
Bount wandte sich rasch ab. Er hatte den Mann auf Anhieb erkannt.
Es war der Gangster, der sich als Dr. Stillers Assistent ausgegeben hatte und mit Jessica Thorpes Handtascheninhalt verschwunden war.
3
Der Gangster mit dem hübschen, schmalen Gesicht und den dunklen Augen ging leise pfeifend an Bount vorbei. Er schenkte Bount keinen Blick. Das war nicht überraschend. Battery Park wimmelte von neugierigen Besuchern, und Leute, die alte Hausfassaden bewunderten, gehörten hier gleichsam zum Inventar.
Bount folgte dem Gangster in sicherem Abstand. Es schien, als würden sich die glücklichen Zufälle dieser Stunde addieren. Der Gangster kletterte in einen 74er Plymouth, der nur fünfzig Meter vor Bounts Mercedes parkte. Bount hatte keine Mühe, die Beschattung seines Gegners mit dem Wagen fortzusetzen.
Die Fahrt ging stadtaufwärts bis zur 34ten Straße. Dort passierte es.
Plötzlich. Völlig unerwartet und mit tödlicher Präzision.
Der Plymouth explodierte.
Er löste sich auf in einen Feuerball, der Rauch, Metall und ein ohrenbetäubendes Krachen ausspuckte. Zerberstende Scheiben, aufeinanderprallende Wagen, schreiende Menschen und jähe Panik lieferten das Echo. Es war ein Stück Inferno im Verkehrsgewühl der großen, von unablässigen Qualen heimgesuchten Stadt.
In Sekundenschnelle war von dem Plymouth nur noch ein brennendes, qualmendes Kernstück vorhanden. Sein Fahrer war mitsamt dem Karosserieaufbau verschwunden, zerfetzt. zerbombt, von der gewaltigen Explosion buchstäblich ausgelöscht.
Auf dem Gehsteig wälzten sich Verletzte in ihrem Blut. Sie machten damit alles nur noch schlimmer, denn unter ihnen glänzten die scharfen, gezackten Scherben der Glassplitter, die aus zersprungenen Fenstern auf die Straße geregnet waren.
Ein Cop tauchte auf. Er rannte zur Fahrbahnmitte, stoppte dort und blies mit hochrotem Kopf und geblähten Backen in seine Trillerpfeife. Bount fand, dass der Cop auf erschreckende Weise den Eindruck machte, die Situation nicht meistern zu können.
Bount sprang aus dem Wagen.
Zwischen seinem silbergrauen Mercedes und dem brennenden Plymouth befand sich ein Pulk von fünf Wagen, drei davon hatten sich hoffnungslos ineinander verkeilt. Bount hatte zwar die Druckwelle der Explosion verspürt, aber weder er noch sein 450 SEL hatten auch nur eine Schramme abbekommen.
Obwohl es gut fünfhundert Augen und Ohrenzeugen der Katastrophe geben mochte, hastete Bount in einen Drugstore und verständigte telefonisch Polizei und Notarztwagen. Erfahrungsgemäß verließ sich in derlei Situationen einer auf den anderen, und die Neugierde der Zuschauer war fast immer größer als ihr Bedürfnis, sich durch einen Anruf um prickelndes Erleben zu bringen.
Bount rannte zurück zur Straße. Dort hatte die erste Erstarrung einer hektischen Aktivität Platz gemacht. Man kümmerte sich um die Verletzten, und einige Autofahrer versuchten mit ihren Handlöschgeräten, dem brennenden Wrack zu Leibe zu rücken.
Bount sah, dass es für ihn nichts mehr zu tun gab. Er machte kehrt, betrat erneut den Drugstore und rief Captain Rogers an. Bount berichtete, was er erlebt hatte, nannte die Nummer des explodierten Wagens und erfuhr, dass der Plymouth auf einen Mann namens Jeremy Winter zugelassen worden und nicht als gestohlen gemeldet worden war.
Bount notierte sich die Adresse des Mannes, bedankte sich bei dem Captain und versuchte dann, Jeremy Winter telefonisch zu erreichen. Das Freizeichen tutete ihm monoton entgegen. Winter meldete sich nicht.
Bount fragte sich, ob der Tote Jeremy Winter sein mochte. Er bezweifelte es. Gangster pflegen selbst bei kleineren Coups nicht mit dem eigenen Wagen zu fahren, und hier stand immerhin ein Mord zur Debatte.
Bount verließ den Drugstore. Inzwischen waren mehrere Polizei- und Ambulanzwagen eingetroffen. Die Cops sperrten die Unfallstelle ab und bemühten sich gleichzeitig darum, den Verkehrsstau aufzulösen.
Bount stieg in seinen Mercedes und brauchte fast eine halbe Stunde, um sich aus dem Stau zu lösen. Er fuhr zum Bankhaus Thorpe, Thorpe & Friggley und fand einen Parkplatz in dem für Kunden reservierten Teil der Tiefgarage. Kurz darauf saß er James Thorpe gegenüber, einem drahtig wirkenden Endvierziger mit eisblauen Augen und dunkelblauem Anzug, dessen Äußeres eine gesunde Mischung von Intellekt und Sportlichkeit signalisierte.
Bount legte dem Direktor schweigend das Foto der Toten vor. James Thorpe runzelte die Augenbrauen. „Das ist Jessica“, sagte er. „Was ist mit dem Bild?“
Bount berichtete, was geschehen