Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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„Ich vermute, er wollte gar nicht auf den Boss schießen. Es war für Reiniger ein Abwehrreflex, er dachte möglicherweise sogar an Notwehr – aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er für Correggios Tod geradestehen muss.“

      „Nur immer weiter so“, sagte Captain Rogers. „Ich hab's gern, wenn ich einen Fall gleich tischfertig serviert bekomme.“

      „Ich sagte nur, was ich denke“, erklärte Brother und schaffte es, beleidigt auszusehen. „Was die Tat selbst betrifft, bin ich jedoch authentischer Augenzeuge, genau wie Clark. Stimmt’s, Clark?“

      „Stimmt genau“, bestätigte Latham grimmig. „Wir hätten den Kerl vorher nach Waffen abklopfen sollen. Aber wer traut schon ’nem Private Eye sowas zu? Kommt einfach herein und putzt den Alten weg!“

      „Ich denke, die beiden hatten einen Streit?“, fragte der Captain.

      „Klar, sie sind richtig aufeinander losgegangen“, meinte Latham.

      „Worum ging es?“, fragte der Captain, während sich die Fotografen und die Männer der Spurensicherung mit gewohnter Routine an die Arbeit machten.

      „Um einen Mord. Um eine Frau namens Thorne oder Thorpe, glaube ich. Reiniger warf dem Alten vor, an ihrem Tod mitgehäkelt zu haben. Kein Wunder, dass Correggio dabei die Beherrschung verlor und aufsprang“, sagte Dennis Brother.

      „Sie haben Correggio abserviert“, stellte Bount gelassen fest. „Ich wüsste wirklich gern, wer Ihnen den Auftrag dazu gab.“

      „Hör dir diese Unverschämtheit an“, presste Dennis Brother durch seine Zähne. „Ein Killer hat die Frechheit, uns zu belasten!“

      Latham winkte ab. „Das war doch zu erwarten“, meinte er. „Er weiß, dass er keine Chance hat, also versucht er es mit billigen Tricks.“

      „Die Sache hat nur einen Haken“, sagte Brother und schaute Bount ins Gesicht. „Sie sind hergekommen, um mit dem Alten zu sprechen, Sie hatten Streit mit ihm, und es ist Ihre Waffe, mit der er erschossen wurde. Clark und ich sind – pardon, waren – Mr. Correggios Mitarbeiter. Er hat uns gut behandelt und noch besser bezahlt. Es gab für uns also nicht den geringsten Grund, ihn zu töten.“ „Warum verteidigst du dich?“, grunzte Latham wütend. „Reiniger hat’s getan! Verdammt, wir haben es miterlebt, wir können es bezeugen!“ „Beschwören, nehme ich an – oder?“, fragte der Captain.

      „Worauf Sie sich verlassen können!“, meinte Dennis Brother.

      Toby Rogers wandte sich an Bount. „Wie war es wirklich?“, fragte er.

      Bount berichtete mit knappen Worten, was er erlebt hatte. Der Captain kratzte sich am Kinn. Er sah nicht gerade glücklich aus. „Du kannst gehen“, sagte er dann. „Aber vorher musst du das Ganze zu Protokoll geben und unterschreiben.“

      „He, das ist doch wohl nicht Ihr Ernst“, protestierte Latham. „Sie lassen einen Mörder laufen? Wenn das die Presse erfährt, reißt man Sie in Stücke! Wollen Sie Ihren Job verlieren?“

      Der Arzt, der den Toten untersucht hatte, richtete sich auf, rückte seine Brille zurecht und sagte: „Zwei Einschüsse, direkt ins Herz. Der Tod muss auf der Stelle eingetreten sein.“ Toby Rogers zog die Luft durch die Nase. „Ein herber Verlust für die Schickeria der Stadt“, sagte er.

      „Mehr haben Sie nicht dazu zu sagen?“, empörte sich Dennis Brother. Bount ging ins Sekretariat. Einer von Rogers' Männern begleitete ihn und nahm zu Protokoll, was Bount diktierte. Bount unterschrieb und ging. Er wusste, dass das Ganze ein auch für ihn unbequemes Nachspiel haben würde, aber, er war frei und konnte dafür sorgen, dass die Falschaussagen von Latham und Brother durch die Fakten zerpflückt wurden. Aber noch stand keineswegs fest, ob er mit seinem Vorhaben Erfolg haben würde. Er rief im Office an.

      „Ich bin Leslie Harper geschlagene drei Stunden durch die Stadt gefolgt“, berichtete June und schilderte den chronologischen Ablauf dieses Unternehmens. „Es begann damit, dass sie den Coiffeur aufsuchte, Ashleys in der 5th Avenue, dann schaute sie sich in einigen Boutiques um, und schließlich speiste sie – allein bei Hammond & Eagle zu Abend. Sie hat sich mit niemand getroffen und wurde, soweit ich das beurteilen kann, von niemand verfolgt. Sie machte auch keineswegs den Eindruck, sich zu fürchten oder gar an Leib und Leben bedroht zu sein. Sie bewegte sich mit kühler, damenhafter Gelassenheit. Jetzt ist sie zu Hause, nehme ich an. Bis dahin habe ich sie jedenfalls begleitet. Hätte ich vor dem Hause darauf warten sollen, dass sie nochmals auftaucht?“

      „Nein“, sagte er. „Vermutlich hat sie gewusst oder gespürt, dass wir sie beschatten. Sie hat sich dementsprechend 'normal' verhalten.“

      Er schilderte, was sich inzwischen ereignet hatte. Dann hängte er auf und fuhr nach Queens.

      Zwanzig Uhr dreißig betrat er das Polizeirevier in der Vernon Street.

      „Sicher kennen wir Jerry Winter“, meinte der Sergeant vom Dienst grimmig. „Offen gestanden überrascht es mich nicht, dass er dieses Ende genommen hat. Er war ein Gangster. Leider haben wir vergeblich versucht, ihm das Handwerk zu legen. Er war einfach nicht zu fassen. Er war clever, mit allen Wassern gewaschen. Jetzt haben ihn seine eigenen Leute hochgehen lassen. Oder seine Gegner. Wie dem auch sei, ich bin darüber nicht traurig.“

      „Für wen arbeitete er?“

      „Jerry war für jeden da, der etwas springen ließ, aber ich bezweifle, dass er einem Syndikat angehörte“, erklärte der Sergeant.

      Das Telefon klingelte. Der Sergeant entschuldigte sich, griff nach dem Hörer und notierte, was der Anrufer ihm mitzuteilen hatte. Bount massierte sich den Schädel. Er spürte die Beule, die sich unter seiner Haardecke bildete und war mehr denn je entschlossen. Brother und Latham für dieses Ärgernis zahlen zu lassen.

      Der Sergeant legte auf. „Das haut mich um“, sagte er. „Jemand hat Jerry Winters Freund abserviert. Alec Hamish. Erschossen! Hamish ist gerade gefunden worden. Warten Sie, ich muss die Mordkommission verständigen und ein paar Männer zur Tatortsicherung in die Housman Road schicken.“

      Während der Sergeant erledigte, was die Situation erforderte, blieb Bount gelassen auf seinem Stuhl sitzen. Er war überzeugt davon, dass es sich bei Alec Hamish um den Boxertyp handelte, der Dr. Stiller in die Toilette gesperrt hatte. Wenn dies zutraf, waren inzwischen beide Zeugen – und Akteure – des Geschehens liquidiert worden, das sich um Jessica Thorpes Tod rankte.

      „Erst Winter, jetzt Hamish. was sagen Sie nun?“, seufzte der Sergeant. „Hamish war Winters tumbes, aber loyales Werkzeug. Winter war der Kopf, Hamish die Faust.“

      „Wer hat den Toten entdeckt?“ „Dinah Castle. Sie hat mich angerufen.“

      Bount stand auf. „Housman Road. sagten Sie?“

      „Nummer 23“, nickte der Sergeant „Wenn Sie sich beeilen, sind Sie noch vor der Mordkommission dort.“

      Er behielt recht, aber Bount hatte einige Mühe, den Sperrgürtel zu passieren, den die Cops um Haus und Wohnung gelegt hatten. Schließlich gelang es ihm doch, Einlass in das Mansardenapartment zu finden. Dinah Castle saß in der Küche, mit hängendem Kopf, und starrte apathisch ins Leere. Offenbar hatte sie nicht den Wunsch, das Wohnzimmer mit einem Toten zu teilen.

      Bount stellte sich vor. Dinah Castle lächelte scheu. Sie schien erleichtert zu sein, dass jemand gekommen

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