Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker
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Und so antwortete der Mönch ihr in jener Zunge, die sie selbst gewählt hatte.
Allerdings musste er seinen Satz dreimal wiederholen und am Ende doch noch einige Wörter ins Persische übersetzen, bevor Li begriff, was er ihr sagen wollte. „Als ich vor drei Jahren den Weg in die entgegengesetzte Richtung wanderte und nach Samarkand kam, da hatte der Kara Khan gerade das goldene Buchara erobert, die Hauptstadt von Chorasan. In Samarkand sammelten sich die Truppen, um die Krieger des Kara Khan zurückzuschlagen, was auch gelang. Und zwar noch bevor ich weiterzog.“ Bruder Anastasius schüttelte den Kopf. „Sie müssen starke Krieger sein, denn die Samaniden-Herrscher von Chorasan sind die Herren des unzerbrechlichen Stahls! Aber die Krieger des Schwarzen Herrschers sind offenbar so zahlreich, dass sie trotz überlegener Waffen nur schwer zu besiegen sind...“
„Ist der Kara Khan ein Muslim oder ein Anhänger Buddhas oder Manis?“
„Er ist ein Muslim – genau wie Herren von Chorasan. Aber unter den Muslimen ist es wie unter den Christen - sie sind sich gegenseitig die schlimmsten Feinde.“
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Schließlich erreichten sie eine Stadt namens Khotan, die deutlich größer war als alle Orte, in den denen sie in den letzten Wochen Rast eingelegt hatten. Im Süden ragten schneebedeckte, wuchtige Berge auf.
In Khotan wurde Babraks Talent auf seine harte Probe gestellt. Der Zoll, den er für den Durchzug durch das Gebiet des Khans von Khotan abführen sollte, schien außerordentlich hoch zu sein. Li bekam einiges von den lautstark geführten Verhandlungen mit. Die Beamten des Khans ließen nicht mit sich handeln – und wieder spielte der Schwarze Herrscher darin eine Rolle. Denn offenbar waren auch die Krieger Khotans von ihm angegriffen worden und hatten alle Mühe, ihr Gebiet gegen ihn zu verteidigen.
Angeblich hatte man sogar Gesandte nach Bian geschickt, die das uralte Bündnis zwischen Khotan und dem Reich der Mitte erneuern sollten, um die Truppen des Schwarzen Herrschers abzuwehren. Aber bislang war von diesen Gesandten wohl noch keiner zurückgekehrt.
Babrak blieb keine andere Wahl, als zu bezahlen, was von ihm gefordert wurde. Seine Laune war entsprechend schlecht.
Zwei Tage blieb die Karawane in der Stadt. Ein Kamel lahmte und Babrak kaufte ein neues.
Die ganze Stadt war von großer Nervosität erfüllt. Auf dem Markt waren die Preise für Nahrungsmittel aller Art so hoch, wie es Li noch nie zuvor erlebt hatte. Das Angebot war schlecht. Karawanen erreichten oft nur mit erheblicher Verspätung die Stadt und außerdem waren offenbar derzeit einige Gebirgspässe nach Süden, über die man in das Land zwischen Indus und Ganges gelangen konnte, nicht passierbar. Wertvolle Gewürze gelangten aus der Heimat des großen Buddha nach Khotan, von wo aus sie sowohl nach Osten wie auch nach Westen weiterverkauft wurden und dabei ihren Wert noch einmal um ein Vielfaches steigerten. Aber wenn die Pässe nicht passierbar waren, dann blieben die Gewürzhändler aus und mit ihnen das Silber, das beim Handel mit Safran oder Pfeffer verdient werden konnte.
Aber überall in den engen Gassen der Stadt und auf Basaren, auf denen unter freiem Himmel von arabischen Pferden über Teppiche aus Persien bis zu Porzellan und Seide aus den Werkstätten im Reich der Mitte alles angeboten wurde, was man sich nur vorstellen konnte.
Natürlich hatte Li keine Möglichkeit, sich dort auf eigene Faust umzusehen. Zusammen mit Gao und ihrem Vater zog sie im Gefolge von Babrak durch die Straßen, während sie auf dem Weg zu einer der Karawansereien waren und später noch einmal, als sie die Stadt wieder verließen, die Li wie ein einziger großer Basar erschien. Ein Mischung der seltsamsten Düfte drang Li in die Nase. Gerüche von Gewürzen und Essenzen, die sie kannte, die ihr aber niemals in dieser Intensität in die Nase gestiegen waren. Weihrauch aus Arabien wurde hier verkauft und Essenzen, deren Namen nie bis Xi Xia gelangt waren. Und all das wurde durchdrungen von den Sorgen, die sich die Basaris offenbar über die Ausbreitung jenes Reiches machten, dass vom Kara Khan beherrscht wurde.
„Es sind gute Muslime, warum sollten wir uns vor ihnen fürchten!“, hörte Li einen der Händler sagen, woraufhin ihm ein anderer erwiderte: „Du hast gut reden! Aber die meisten Bewohner Khotans glauben an die Lehre des Buddha!“
Ein paar Tage später saßen sie am Feuer und Li lauschte den Reden von Babrak dem Feilscher. Wahrscheinlich ahnte er nicht einmal, wie gut Li inzwischen seine Sprache verstand. „Man sagt, dass der Vorgänger des Kara Khan von Koran-Gelehrten eine Fatwa erstellen ließ, mit der nachträglich der Mord an seinem Vater gerechtfertigt wurde – denn der war noch ein Heide und glaubte nicht an Allah!“, berichtete Babrak. „Das zeigt, was für einer Brut dieser Schwarze Herrscher entstammt! Der kennt keine Verwandten und wenn er sagt, dass es ihm um den Glauben geht, dann lügt er! In Wahrheit geht es ihm nur um ihn selbst und seine Macht!“
„Da sind christliche Herrscher sicher ganz anders!“, spottete einer der anderen Männer am Feuer. Diese Bemerkung war natürlich auf Bruder Anastasius gemünzt, der sich allerdings nicht provozieren ließ.
„Ich wünschte, ich könnte so etwas guten Gewissens behaupten“, gab er zurück. Und wirkte dabei sehr ernsthaft. Und diese Ernsthaftigkeit ergriff dann auch von den anderen Besitz. „Eigentlich sagt unser Herr, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Das höchste Gebot ist es, den Frieden zu erhalten.“
„Und wie kommt es dann, dass man die Christen überall genauso Krieg führen sieht wie Anhänger Mohammeds, Buddhas oder Manis?“, fragte Babrak. „Ich habe nicht den Eindruck, dass christliche Herrscher weniger darauf bedacht sind, ihre Reiche auszudehnen und ihre Feinde zu töten. Verstößen sie dann nicht andauernd gegen das höchster Gebot ihres Glaubens?“
„Sie führen ihre Kriege, um den Frieden zu erhalten“, sagte Anastasius. „Jedenfalls sollten sie das...“
Babrak konnte das nicht nachvollziehen. „Allah verbietet uns den Genuss des Weines und anderer berauschender Getränke. Wenn ich ich jetzt wie ein Christ argumentieren würde, könnte ich sagen: Ich trinke möglichst viel davon, um es mir abzugewöhnen!“ Die anderen am Feuer lachten, mit Ausnahme des Mönchs. Dann fügte Babrak noch hinzu: „Es wundert mich, dass es Menschen gibt, die bereit sind, für einen Glauben zu sterben, dessen Grundsätze sich so leicht in ihr Gegenteil verkehren lassen...“
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Die Nächte waren oft empfindlich kalt und Li fand kaum Schlaf, obwohl sie oft von den Strapazen des Tages eigentlich vollkommenen erschöpft war. Die Lagerfeuer brannten zumeist recht schnell herunter und waren schon ein paar Stunden vor dem morgendlichen Aufbruch erloschen. Viel Zeit zum Brennholz suchen blieb ohnehin nicht, wenn am Abend das Lager aufgeschlagen wurde. Und davon abgesehen, war es mühsam genug Brennbares zusammenzusuchen, um daraus ein Feuer machen zu können, das eine Weile warm hielt. Am Tag wurde es dann zumeist recht warm und die Sonne brannte nur so von dem strahlend blauen und sehr klaren Himmel, der sich wie ein riesiges blaues Dach von Horizont zu Horizont spannte.
Das lahmende Kamel wurde schließlich geschlachtet, denn es hätte sonst die Karawane nur aufgehalten. Was genau mit ihm war, bekam Li nicht mit. Dazu verstand sie auch die