Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker страница 42

Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

Скачать книгу

machte mehrere Entwürfe, bei denen das kaf mit seiner gezackten, abwärts geführten Linie mal etwas stärker das Gesamtbild dominierte und mal etwas zurückhaltender eingesetzt wurde. Dann hatte sie schließlich eine Zeichnung, mit der sie zufrieden war und auf der ihr die Größenverhältnisse harmonisch genug zu sein schienen.

      So machte sie sich dann an die Arbeit mit dem Draht, den der Schmied Kebir eigens für diesen Zweck gezogen hatte. Es war genug davon vorhanden, dass sie sich ein paar Fehlversuche leisten konnte, bei dem das Material vielleicht so verbogen wurde, dass es sich nicht mehr richtig formen ließ – oder schlicht brach.

      Der Prinz schien ein Liebhaber schöner Bücher, schönen Papiers und anderer schöner Dinge zu sein, wogegen im Prinzip nichts einzuwenden war. Li konnte Ismails Sehnsucht nach Harmonie in den kleine Dingen vollkommen nachvollziehen. Sie fragte sich allerdings, ob dieses Streben nicht vielleicht seinen Verpflichtungen als Statthalter zuwider lief. Schon manches mal hatte Li auf den Basaren und in den Gassen die Menschen von den Kriegern des Kara Khan reden hören, die wohl immer wieder Vorstöße in den Süden unternahmen. Dass es diesen Kriegern einmal gelungen war, das nicht allzu weit entfernte Buchara zu erobern, saß offenbar allen, die seinerzeit in Samarkand gewesen waren, noch in den Knochen. Die Angst, dass eine neue Angriffswelle des Kara Khan das Reich der Emire aus dem Geschlecht der Samaniden einfach fortwehte, wie es der Steppenwind mit einem morsch gewordenen Baum tat, war allgegenwärtig und hin und wieder hörte man schon einzelne Stimmen, die hinter vorgehaltener Hand äußerten, dass alles doch gar nicht so schlimm kommen werde. Schließlich seien die Männer des Kara Khan ja auch inzwischen Muslime und man habe nie etwas darüber gehört, dass sie die Gesetze des Glaubens verletzten.

      Es war ganz offensichtlich, dass vor allem die Händler, die von außen tagtäglich die Stadt erreichten, sich eigentlich nicht mehr die Frage stellten, ob der Kara Khan irgendwann ganz Mawarannahr unter ihre Herrschaft bekamen, sondern nur noch, wann das der Fall war. Das Vertrauen in die Kräfte des Emirs und seiner Statthalter schien einfach nicht mehr besonders ausgeprägt zu sein.

      ––––––––

      Es war bereits Nachmittag, als Li ihr Werk vollendet hatte. Nachdem sie das geheime Wasserzeichen sorgfältig in Papier eingeschlagen hatte, um seine Form zu verbergen, rief sie einen der Hofdiener, auf dass er dem Herrscher Bescheid sagen sollte, dass sie ihr Werk vollendet hätte.

      So hatte Prinz Ismail es ihr gesagt.

      Dass der Herrscher sich schon wenig später zu ihr begab, überraschte sie. Sie hätte nicht damit gerechnet, vor Ablauf einiger Tage etwas von ihm in dieser Angelegenheit zu hören und eigentlich hatte sie zu diesem Zweck die Form des Wasserzeichens einem besonders vertrauten Diener des Statthalters übergeben sollen. Aber offenbar konnte es Prinz Ismail nicht erwarten, das Ergebnis ihrer Arbeit zu Gesicht zu bekommen.

      „So zeig mir, was du angefertigt hast“, forderte er sie auf.

      Sie enthüllte das Wasserzeichen. Er sah es an, drehte es von allen Seiten und lächelte dann. „Maktub - es steht geschrieben. Was für ein Wasserzeichen für Ismail, den Sohn eines ruhmreichen Geschlechts von gottgefälligen und gerechten Emiren...“

      „Wem auch immer Ihr mit solchem Papier eine briefliche Botschaft überbringen werdet – wenn die betreffende Person das Zeichen sieht, wird ihr aufgehen, dass die Begegnung mit Euch nur schicksalshaft sein kann und ein Teil des Plans ist, den eine höhere Macht mit jedem von uns hat.“

      „Eine gute Arbeit, Papiermacherin“, lobte Prinz Ismail. „Die Form muss hier im Palast bleiben – und ebenso wirst du jeden Bogen, der damit geschöpft und mit diesem Wasserzeichen versehen wird, hier, innerhalb dieser Mauern schöpfen. Alles, was du dazu brauchst, wird man dir herbeischaffen.“

      „Herr, und was soll ich antworten, wenn man mir Fragen stellt?“, fragte Li.

      „So wirst du sagen, dass dies eine Angelegenheit ist, über die dir der Statthalter nicht erlaubt hat zu sprechen.“ Prinz Ismail sah sie sehr ernst an. „Halte dich an meine Anweisungen, was die Verschwiegenheit betrifft. Andernfalls ist dein Leben in Gefahr.“

      „Ja, Herr“, nickte Li, die keinerlei Zweifel daran hatte, dass man sie sofort und ohne große Umschweife töten würde, sobald der Verdacht aufkam, sie könnte vielleicht Geheimnisse weitergegeben haben.

      ––––––––

      Als sie schließlich am frühen Abend zurück zu Meister Wang und Gao in die Werkstatt kehrte und gerade durch die Tür treten wollte, hatte sie so viel Schwung, dass sie die große dunkle Gestalt nicht gesehen hatte, die da vor ihr aufragte. Sie prallte gegen ein Lederwams und spürte schmerzhaft den Griff eines Schwertes an der Seite. Zwei kräftige Hände fassten sie kurz bei den Schultern. Dann sah sie in ein Paar grüner, ruhiger Augen, deren Blick sich für einen Moment mit dem ihren traf.

      Ein paar Worte in der unbekannten saxländischen Sprache folgten und der sonore, samtweiche Klang dieser Stimme löste bei ihr dieselbe Gebanntheit aus, wie es schon bei der ersten Begegnung der Fall gewesen war – auch wenn sie natürlich abermals nicht ein einziges Wort verstand.

      „Arnulf!“, entfuhr es ihr.

      Ein Lächeln umspielte jetzt seine Lippen und in seinem Antlitz war deutlich die Überraschung darüber zu lesen, dass sie sich offensichtlich seinen Namen gemerkt hatte.

      Er sagte ein paar Worte in seiner Sprache. Li wich aus Gründen der Schicklichkeit einen Schritt zurück.

      „Es war nicht meine Absicht, Euch zu verletzen“, sagte sie nacheinander auf Latein und auf Griechisch. Zumindest war das die Bedeutung, die ihre Worte eigentlich haben sollten und da ihr das Herz bis zum Hals schlug, hoffte sie nur, dass sie auch tatsächlich einigermaßen passende Worte gefunden hatte, im dies auch auszudrücken. Griechisch oder Latein – wenn diese Sprachen im Westen tatsächlich so verbreitet waren, wie Bruder Anastasius ihr erzählt hatte, dann bestand ja vielleicht auch die Möglichkeit, dass Arnulf sie verstanden hatte. War Saxland nicht das Zentrum eines Reiches, das sich selbst als ebenso römisch bezeichnete, wie es das Reich des Kaisers von Konstantinopel tat? Dann konnte man doch eigentlich auch erwarten, dass die Sprache der Römer dort noch bekannt war.

      Zumindest galt dies für die gelehrten Männer Gottes – und Li hatte längst bemerkt, dass auch der bleiche Mönch und der schmächtige Jüngling anwesend waren. Was die drei Reisenden allerdings in einer Papierwerkstatt wollten, darüber konnte Li nur rätseln.

      „Du sprichst Latein?“, fragte Arnulf nach einem quälend langen Augenblick, in dem sich zunächst eine tiefe Furche auf seiner Stirn gebildet und ihr der bleiche Mönch mit den grauen Augen einen sehr misstrauisch wirkenden Blick zugeworfen hatte.

      „Ein Mönch aus Konstantinopel hat mich diese Sprache gelehrt“, sagte Li.

      „Und ich dachte, sie hätte sich inzwischen wegen ihrer Klarheit und Logik bereits bis zum Reich der Mitte ausgebreitet, ohne dass in Rom oder Konstantinopel davon auch nur irgend jemand etwas geahnt hätte“, erwiderte Arnulf lächelnd.

      Li musste

Скачать книгу