Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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in die Eisenberge

      Wie ein geschmolzener Brocken Erz wirkte die Sonne, als sie im Osten über den von schroffen Bergmassiven gezeichneten Horizont kroch.

      Arnulf von Ellingen und seine beiden Begleiter waren die ganze Nacht durchgeritten, ohne ihren Pferden auch nur eine einzige Pause zu gönnen. Jetzt erreichten sie einen kleinen Flusslauf, der allerdings zur Zeit so wenig Wasser führte, dass er eher einem Bach glich.

      Dass er zumindest zeitweilig sehr viel breiter war, konnte man an der Landschaft und der Beschaffenheit von Boden und Pflanzenbewuchs deutlich sehen.

      Arnulf zügelte sein Pferd und stieg ab. Die anderen folgten seinem Beispiel - denn hier sollten die Tiere erstmal ordentlich saufen. Und nebenbei ließen sich auch die ledernen Wasserschläuche wieder auffüllen, die die Reiter auf ihre Reise in die Ungewissheit mitführten. In der Eile ihres Aufbruchs hatten sie natürlich keine Zeit mehr gehabt, sie zu füllen, wie man es vor Antritt eines längeren Rittes ansonsten ganz sicher getan hätte.

      Sie führten die Pferde zum Flussufer.

      Seit ihrem Aufbruch aus Samarkand hatten die drei noch keine Gelegenheit gehabt, mehr als ein paar Worte miteinander zu wechseln, die sie sich während des Rittes gegenseitig zugerufen hatten. Und dabei war es dann vornehmlich um die Richtung gegangen, die sie einschlagen mussten.

      Aber das Wichtigste war wohl, dass sie Samarkand erst einmal so weit wie möglich hinter sich gelassen hatten. Bisher gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass irgend jemand ihnen gefolgt war – auch wenn Gero immer wieder sorgenvoll zurück blickte, so als erwartete er jederzeit, dass dort ein berittener Trupp auftauchen mochte oder gar eine Horde wilder Nordmänner, die unter der Führung des berüchtigten Thorkild Larsson Eisenbringer standen, der angeblich ihren Tod wollte.

      Arnulf blickte zu den Bergen. Irgendwo dort lag Tukharistan, das Land der Eisenberge. Und nach allem, was sie in Samarkand erfahren hatten, waren sie zumindest auf der richtigen Spur. Und der Mordanschlag in Nedjans Herberge war dafür letztlich nur noch einmal eine Bestätigung – vorausgesetzt die Annahme stimmte, dass der Kerl, der mitten in der Nacht in ihre Unterkunft eingedrungen war, tatsächlich von Thorkild und seinen Helfershelfern gedungen worden und nicht einfach nur ein gewöhnlicher Räuber war. Aber dann wäre wohl wenig plausibel gewesen, weshalb er sich ausgerechnet dieses eine Zimmer in dieser ganz bestimmten Herberge für einen Raubzug ausgesucht hatte – zumal es sicherlich weitaus vermögendere und damit lohnendere Opfer für einen solchen Überfall gab.

      „Ich weiß nicht, was ich von dieser seltsamen jungen Frau halten soll, die Euch angesprochen hat“, meinte Fra Branaguorno.

      Arnulf zuckte mit den Schultern. Während des Rittes hatte er immer wieder an die ebenmäßigen Züge ihres Gesichts denken müssen. Li – eine Silbe, die fast zu kurz schien, um der Name eines Menschen sein zu können. Aber wenn er jetzt darüber nachdachte, dann schien vom Klang dieser einen Silbe ein ganz eigentümlicher Zauber auszugehen.

      „Sie wollte uns warnen“, meinte Arnulf an Fra Branaguorno gewandt. „Und es ist doch in der Tat von Vorteil, dass wir wissen, wie weitreichend offenbar die Verbindungen dieses Nordmannes sind! Offenbar weit genug, dass hochgestellte Beamte am Hof des Stadthalters ihm Gefälligkeiten erweisen.“

      „Habt Ihr Euch auch mal gefragt, weshalb sie Euren Namen kannte?“

      „Das hat sie doch erklärt. Sie kannte ihn durch unsere Begegnung beim Schmied und hatte ihn zuvor wohl während eines Gespräches gehört, das sie – ob nun gewollt oder zufällig – belauschte.“

      „Dennoch – sie hatte keinen vernünftigen Grund, uns zu helfen. Und ich komme auch immer noch nicht über die Tatsache hinweg, dass sie offenbar Latein und Griechisch zu sprechen vermag.“

      Arnulf grinste. „Was ist daran so ungewöhnlich, wenn jemand die rechte Begabung dafür hat. Habt Ihr selbst mir nicht einmal gesagt, dass das Erlernen jeder weiteren Sprache immer leichter wird und nicht schwerer, weil es in vielen von ihnen ähnliche Worte gibt und sie einem deshalb immer besser im Gedächtnis bleiben?“

      Fra Branaguorno hob die sehr schräg gestellten, grauweißen Augenbrauen, die seinem Antlitz eine Linie gaben, die es immer etwas finster und mürrisch und seinen Blick sehr durchdringend und prüfend erscheinen ließen.

      „Trotzdem erscheint mir das sehr ungewöhnlich – eine Papiermacherin aus dem fernen Osten erlernt Latein und Griechisch...“

      „Sie hatte einfach nur ein gutes Herz – ich denke, das ist der einzige Grund, aus dem sie uns zu helfen versucht hat“, glaubte Arnulf.

      „Ihr seid zu wenig misstrauisch, Arnulf.“

      „Findet Ihr?“

      „Jemandem im Alter Eures Knappen kann man das vielleicht nachsehen – aber Ihr, die Ihr Euch doch schon auf mannigfachen Schlachtfeldern ebenso bewähren musstet, wie im Sumpf der Magdeburger Hofintrigen...“ Fra Branaguorno schüttelte energisch den Kopf. „Ich muss schon sagen, dass ich etwas überrascht bin und Euch etwas anders eingeschätzt hatte.“

      „Habt Ihr die Blätter gesehen, in die das Licht Trugbilder hineinzauberte?“, mischte sich nun Gero in das Gespräch ein.

      „Ich hoffe nicht, dass dich diese östliche Magie gleich um den Verstand bringen wird, junger Mann!“, sagte Fra Branaguorno in einem tadelnden Tonfall und schlug dabei ein Kreuzeszeichen.

      „Das hoffe ich nicht“, erwiderte Gero, der im Gegensatz zu den ewig mürrisch wirkenden Mönch eine auffallend gute Laune zu haben schien. „Aber ein Wunder ist es doch trotzdem, oder?“

      „Gewiss“, stimmte Fra Branaguorno etwas einsilbig zu.

      „Oder erkennt Ihr darin irgendeine Inkarnation Satans?“

      „Wenn der Herr solche Wunder möglich gemacht hat, dann wüsste ich keinen Grund, warum darin etwas Böses zu sehen wäre“, erwiderte Fra Branaguorno.

      ––––––––

      Sie rasteten für kurze Zeit in der Nähe des Flusses. Obwohl es empfindlich kalt war, verzichteten sie auf ein Feuer. Schließlich wollten sie eventuelle Verfolger nicht unnötigerweise auf sich aufmerksam machen.

      Nachdem die Sonne zur Gänze über den Horizont gestiegen war, schwangen sie sich wieder in die Sättel und setzten ihren Weg fort – den Bergen entgegen.

      Nach zwei Tagen kam ihnen auf eine Hochebene ein Nomadenstamm entgegen. Sie trieben auf breiter Front ihre Ziegen und Schafe über das karge Land. Dabei entfernten sie sich so weit wie möglich voneinander, denn sonst war es kaum möglich, dass die Tiere genug zu fressen bekamen. Vermutlich sollten die Herden in die tiefergelegenen Weidegebiete geführt werden, bevor es kälter wurde. Ein langer Zug von Kamelen kam den drei Reitern geradewegs entgegen. Arnulf schätzte die Anzahl der Kamele, die dieser Stamm mit sich führte, auf mindestens zweihundert.

      Dafür besaßen

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