Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz

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Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters - Hardy Kettlitz SF Personality

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dem die letzten Besitztümer genommen werden, die ihm etwas bedeuten. Eine sehr berührende Geschichte.

      (Mai 1944 in AMAZING STORIES, in keinem Sammelband, 1987 in Amazing Science Fiction Anthology: The War Years 1936–45, Hrsg. Martin H. Greenberg; dt. »Ich, die Rakete«)

      Die Geschichte ist aus Sicht eines Raumschiffs erzählt, dessen Wrack einsam auf einem Geröllhang liegt und das sich an seine Vergangenheit erinnert. In skizzenhaften Szenen wird die gesamte Biografie des Schiffs erzählt, seine erste Besatzung und der wagemutige Captain Lamb werden vorgestellt und eine vereitelte Sabotage sowie ein 14 Monate dauernder Krieg gegen den Mars werden geschildert. Danach war das Schiff fünf Jahre lang als Frachter unterwegs, bis es abstürzte und die Frachterbesatzung tödlich verunglückte. Am Ende taucht Captain Lamb wieder auf, der inzwischen Inspektor ist, und verspricht, das Schiff wieder flottzumachen und erneut in Dienst zu stellen.

      Die Erzählung ist keines der Glanzlichter aus Bradburys frühem Schaffen, aber es ist erstaunlich zu beobachten, mit welch knappen Worten er Stimmungen und Emotionen erzeugt und in wenigen Sätzen den Figuren der Geschichte Kontur verleiht. Er verliert kein Wort darüber, wieso das Schiff seine eigene Geschichte erzählen kann und warum es über eine eigene Intelligenz verfügt. Das spielt hier aber auch keine Rolle.

      (Mai 1944 in WEIRD TALES, enthalten in Dark Carnival, The Small Assassin und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Der See«)

      Der zwölfjährige Harold ist mit seiner Mutter am See zum Baden. »Es war September. In den letzten Tagen, wenn die Welt grundlos traurig wird.« Mit Erlaubnis seiner Mutter läuft Harold ein Stück den Strand hinunter und ist plötzlich ganz allein. Als er sich dessen bewusst wird, ruft er nach seiner Freundin Tally, die vor einiger Zeit im See ertrunken ist. Die Kinder hatten sich in der Schule gegenübergesessen, und am See bauten sie gemeinsam Sandburgen, jeder eine Hälfte der Burg.

      Zehn Jahre später, nachdem Harold die Schule absolviert und sein Studium beendet hat, kommt er mit seiner jungen Frau Margaret in den Flitterwochen in seine Heimatstadt und besucht am letzten Abend den See. Da kommt ihm der Bademeister mit einem grauen Sack entgegen. Er hat eine Mädchenleiche gefunden, die schon mindestens zehn Jahre alt ist. Und tatsächlich ist es der Körper von Tally. Harold geht zu der Stelle, wo der Bademeister sie gefunden hat, und da steht eine Sandburg, nur zur Hälfte gebaut. Der Schluss der Erzählung lautet:

      Ich ging am Strand entlang zurück zu der Stelle, wo eine fremde Frau namens Margaret auf mich wartete und lächelte …

      Dies ist eine der traurigsten frühen Geschichten Bradburys, der hier den Verlust der unschuldigen Jugendliebe und der Kindheit betrauert.

      Bradbury betrachtet den Text als eine seiner ersten wirklich gelungenen Geschichten. Vielleicht auch deshalb, weil sie auf einer Kindheitserinnerung basiert. Das Mädchen, das damals tatsächlich ertrunken ist, hatte er persönlich nicht gut gekannt, aber er konnte sich laut seiner Biografie gut an die Stimmung am Strand erinnern.

      Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt.

      (Juli 1944 in WEIRD TALES, enthalten in Dark Carnival, The October Country und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Es war einmal eine alte Frau«)

      Die alte Tante Tildy bekommt Besuch von einem Mann in Schwarz, der von vier anderen Männern begleitet wird, die einen großen Weidenkorb mit sich führen. Tante Tildy erklärt, dass sie nicht an den Tod glaubt, doch kaum ist sie einen Moment eingenickt, da sind die Männer auch schon wieder gegangen … mit Tildys Körper. Doch das lässt sich die alte Dame nicht gefallen. Die junge Emily, die Tildy regelmäßig besucht, bekommt einen Schreikrampf, als sie Tildys Geist vor sich stehen sieht. Als sie sich beruhigt hat, bleibt ihr nichts weiter übrig als Tildy ins Leichenschauhaus zu fahren, wo die alte Tante so lange Ärger macht, bis man ihr wieder ihren Körper aushändigt und sie hineinschlüpfen kann.

      Es handelt sich um eine witzige und beschwingt erzählte Geistergeschichte, in der die Protagonistin durch ihre unerschütterliche Entschlossenheit und Starrköpfigkeit dem Tod ein Schnippchen schlägt und schließlich unbehelligt weiterlebt, weil sie eben nicht an den Tod glaubt.

      Die Geschichte wurde für THE RAY BRADBURY THEATER im Jahr 1988 verfilmt, hier mit einem deutlich düstereren Ton. In der Hauptrolle ist eine umwerfend gute Mary Morris zu sehen, die bereits 1940 an der Seite von Conrad Veidt in Der Dieb von Bagdad spielte und die tatsächlich fünf Monate nach der Erstausstrahlung der Folge im Alter von 72 Jahren starb.

      (September 1944 in WEIRD TALES, enthalten in Bradbury Stories: 100 of His Most Celebrated Tales; nicht auf Deutsch)

      Hier erzählt Bradbury die Geschichte von Johnny, einem jungen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, der die Gefahren des Krieges nicht erkennt und die Gefechte als Spiel ansieht. Wenn er einen deutschen Soldaten getroffen hat, ruft er »Bang! I gotcha!« oder Ähnliches, und er begreift nicht, dass die getroffenen Leute tatsächlich tot sind. Selbst seine eigenen Kameraden hält er nicht für tot und fordert sie auf, wieder aufzustehen, nachdem sie getroffen wurden. Seine Freunde versuchen ihm die Realität klarzumachen, müssen aber erkennen, dass Johnny vermutlich seine verdrehte Weltsicht hat, um nicht verrückt zu werden. Die Geschichte geht glücklich aus: Johnny wird zwar verwundet, am Ende jedoch zu seiner geliebten Mutter nach Hause geschickt.

      Bradbury wollte hier sicher darauf hinaus, dass die meisten Soldaten im Krieg noch viel zu jung sind, um die Konsequenzen ihrer Handlungen voll zu erfassen.

      Zu fünf Erzählungen aus dem Jahr 1944 liegen leider gar keine Informationen vor, da sie nie übersetzt wurden und auch in keinem Sammelband enthalten waren: »The Monster Maker« (Frühjahr 1944 in PLANET STORIES), »Morgue Ship« (Sommer 1944 in PLANET STORIES), »And Then – The Silence« (Oktober 1944 in SUPER SCIENCE STORIES), »Lazarus Come Forth« (Winter 1944 in PLANET STORIES) und »Undersea Guardians« (Dezember 1944 in AMAZING STORIES, 1992 in Combat! Great Tales of World War II, Hrsg. Bill Pronzini & Martin H. Greenberg).

      (November 1944 in WEIRD TALES, enthalten in Dark Carnival, The October Country und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Das Glas«)

      Auf einem Jahrmarkt entdeckt Charly ein faszinierendes Ding, das in einem Glas mit Spiritus ausgestellt wird. Er schwatzt es dem Schausteller für 12 Dollar ab, um zu Hause seine Freunde zu beeindrucken. Er stellt es auf sein Regal, und die Nachbarn, die ihn nun regelmäßig besuchen, stellen Vermutungen an, was das Ding im Glas sein könnte. Nur Charlys Frau Thedy ist skeptisch. Sie behauptet ein paar Tage später, dass sie den Schausteller aufgesucht hat und er ihr verraten hat, dass es sich nur um Müll und Draht handelt. Doch Charly will das nicht glauben. Er weiß, dass seine Frau schon lange nicht mehr zu ihm hält. Dass Charly seine Frau später umbringt, wird in der Geschichte nur angedeutet. Am Ende sitzen wieder alle Nachbarn um das Glas und stellen weiter ihre Vermutungen an, was wohl darin sein könnte.

      Im Grunde handelt es sich um eine Horrorstory, wenn auch eine sehr stille und

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