Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz
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Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt.
»The Poems«
(Januar 1945 in WEIRD TALES, enthalten in Bradbury Stories: 100 of His Most Celebrated Tales; nicht auf Deutsch)
David ist Dichter, und endlich ist ihm der große Durchbruch gelungen. Er ist mit seinem neuen Gedicht sehr zufrieden und liest es seiner Frau Lisa vor. Danach unternehmen die beiden einen Spaziergang, und Lisa stellt dabei fest, dass all die Dinge, die David beschrieben hat, verschwunden sind. Vor allem die Blumen im Tal. Bei jedem neuen Gedicht passiert etwas Ähnliches und Lisa fürchtet sich, dass David etwas wirklich Wichtiges in seinen Gedichten beschreiben könnte. Doch David ist wie im Rausch und fest davon überzeugt, nun einer der ganz Großen zu werden.
Die Pointe lässt sich schnell erahnen: Lisa bleibt keine andere Möglichkeit als David dazu zu bringen, sich selbst in einem Gedicht zu beschreiben. Als einige Zeit später der New Yorker Verleger den jungen Dichter besuchen will, ist nicht nur dieser verschwunden, sondern auch sein Haus und sämtliche Vegetation im Tal. Zumindest konnte Lisa ihren Mann davon abhalten, ein Gedicht über die Erde oder das ganze Universum zu schreiben.
»The Tombstone«
(März 1945 in WEIRD TALES, enthalten in Dark Carnival, The Small Assassin und The Toynbee Convector; alternativer Titel »Exit Mr White«; dt. »Der Grabstein«)
Das Ehepaar Walter und Leota ist auf einer Reise und nimmt sich unterwegs ein Zimmer zum Übernachten. Mitten im Zimmer finden sie einen Grabstein. Leota will nicht das Zimmer mit einem Toten teilen, doch der Hausbesitzer erzählt, dass der Vormieter ein Steinmetz war, der ausgezogen ist und den Grabstein zurückgelassen hat, weil der Name darauf falsch geschrieben ist. In der Nacht fürchtet sich Leota, weil sie Geräusche hört, die sie einem Geist zuschreibt. Irgendwann klopft es an der Tür, und der Steinmetz kommt, um den Grabstein abzuholen. Walter ist erleichtert, denn nun ist klar, dass Leota nicht die Nacht im selben Haus mit einem Toten verbringen muss. Doch kurz darauf belauschen sie, wie der Steinmetz den Grabstein in der Wohnung unter ihnen abliefert, denn der dort gerade verstorbene Mann hatte zufällig genau den Namen, der auf dem Grabstein eingemeißelt ist.
Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt.
»The Watchers«
(Mai 1945 in WEIRD TALES, enthalten in Bradbury Stories: 100 of His Most Celebrated Tales; dt. »Die Beobachter«)
Der Erzähler der Geschichte, die im Sommer 1944 spielt, ist Sekretär bei Mr. Tinsley, einem Möbelfabrikanten, der eine ungewöhnliche Abneigung gegen Insekten hat. Tinsley hat bereits große Mengen Geld für Insektenvernichtungsmittel ausgegeben und ordert ständig neue Gifte. Er hält sich nur in Räumen auf, die er vorher ausführlich nach Insekten abgesucht hat. Der Sekretär ist besorgt und bittet eine Bekannte, die von Beruf Psychologin ist, um Hilfe. Gemeinsam finden sie heraus, dass Tinsley glaubt, dass die Insekten ihn belauschen und ihm nach dem Leben trachten. Als Tinsley noch ein Junge war, ist sein Vater bei einem Jagdunfall gestorben, und als Tinsley endlich mit anderen zum Unfallort zurückkehrte, war die Leiche des Vaters von Insekten bedeckt. Seither hat Tinsley seine Besessenheit. Die Psychologin will den Mann heilen und schlägt ihm vor, für einige Zeit die Insekten zu ignorieren. Noch in der gleichen Nacht dreht Tinsley durch, denn er hat herausgefunden, dass es gar nicht die Insekten sind, die ihn umbringen wollen, sondern die Mikroben. Tinsley stirbt auf der Flucht in seinem Auto. Und da der Erzähler der Geschichte nun auch von der Gefahr durch die Mikroben weiß, machen diese sich über ihn her. Noch während er die letzten Zeilen des Manuskripts tippt, schält sich bereits die Haut von seinen Fingern.
Die Erzählung ist recht typisch für das Magazin WEIRD TALES und enthält zwei drastische Szenen, die für Bradburys Texte eher untypisch sind. Die Pointe jedoch ist lediglich dem Effekt geschuldet und weder plausibel noch sonderlich originell.
»The Dead Man«
(Juli 1945 in WEIRD TALES, enthalten in Bradbury Stories: 100 of His Most Celebrated Tales, Dark Carnival und The Small Assassin; dt. »Der tote Mann«)
In einer Kleinstadt machen sich die Besucher des Friseurladens über Mr. Martin lustig, der von sich selbst behauptet, tot zu sein. Während einer großen Flut ist Martins Ranch überschwemmt worden und seine Familie ertrunken. Seither hält sich der Mann selbst für tot, ist obdachlos, isst nicht und wäscht sich nicht mehr. Nur Miss Weldon, über die sich auch viele lustig machen, weil sie nicht gerade die Klügste ist, kümmert sich zuweilen um Martin. Schließlich beschließt Martin, Miss Weldon zu heiraten. Die Kleinstadtbewohner sind höchst amüsiert und helfen ihm sogar, sich für die Hochzeit herzurichten. Martin erzählt, dass er ein Grundstück für sich und seine neue Frau gekauft hat. Doch am nächsten Tag sind beide verschwunden, und der Makler der Stadt hat ihnen kein Grundstück verkauft. Aber ein Mann hat die beiden gegen Mitternacht Richtung Friedhof gehen sehen …
Die Erzählung ist außerordentlich stimmungsvoll und ein Juwel unter Bradburys Horrorgeschichten. Es ist schade, dass sie auf Deutsch in keiner der bekannten Sammlungen vorliegt, sondern lediglich in der recht unbekannten Anthologie Der Besucher aus dem Dunkel von 1972.
Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt.
»The Big Black and White Game«
(August 1945 in THE AMERICAN MERCURY, enthalten in The Golden Apples of the Sun, Twice 22 und The Stories of Ray Bradbury; dt. »Das große schwarzweiße Spiel« bzw. »Das große Schwarz-Weiß-Spiel«)
In dieser nicht phantastischen Geschichte geht es um ein jährlich stattfindendes Baseballspiel, bei dem die schwarzen Angestellten eines Hotels gegen eine weiße Mannschaft antreten. Schon bei den Vorbereitungen des Spiels wird dem jungen (weißen) Douglas klar, dass die schwarzen Spieler viel fitter, fröhlicher und trainierter sind als die weißen. Und tatsächlich liegen die Schwarzen schnell nach Punkten vorn. Als ein weißer Spieler den schwarzen Favoriten foult, ist dieser zunächst nachsichtig, verpasst dem Weißen aber im weiteren Spielverlauf einen Ball gegen den Kopf. Die Weißen – insbesondere die Ehefrauen – sind erbost, obwohl die Schwarzen ausschließlich nach den Regeln gespielt haben. Abends geht keiner der Weißen zum alljährlichen Jamboree der Schwarzen. Nur der kleine Douglas schaut heimlich und wehmütig von draußen durch das Fenster zu.
Bradburys Auseinandersetzung mit dem Rassismus findet in einer für ihn typischen Weise statt, und er bezieht dabei eindeutig Stellung gegen die Spießigkeit und Unfairness der Weißen.
Diese Erzählung war Bradburys erster Erfolg, als er versuchte, neue Märkte für sich zu erschließen und nicht nur für die typischen Genre-Pulps zu schreiben. Doch der Text wurde nicht nur in einem »richtigen« Magazin gedruckt, sondern kurz darauf sogar in der Anthologie The Best American Short Stories of the Year, was der junge Autor nie zu hoffen gewagt hatte. Bis auch seine phantastischen Geschichten außerhalb der Genrepublikationen erschienen, sollte jedoch noch einige Zeit vergehen.
»Skeleton«
(September 1945 in WEIRD TALES, enthalten in Dark Carnival, The October Country, The Vintage Bradbury, The Stories of Ray Bradbury und Skeletons; dt. »Das Skelett« bzw. »Das Skelett des Mr. Harris«)
Mr. Harris hat häufig Schmerzen