Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland страница 16
Die Hitmen brüllten getroffen auf.
Sie kreiselten in panischem Entsetzen herum und suchten mit langen Sätzen das Weite. Das Grau, das sie eben erst ausgespien hatte, verschluckte sie gleich darauf wieder.
Sekunden später heulte ein Automotor auf, und dann raste ein Wagen in lebensgefährlichem Tempo durch den peitschenden Regen.
Der Spuk war vorbei.
Roberto entspannte sich. Er schob die Luger ins Schulterhalfter und lief triefnass zu seinem Plymouth zurück. Das durch und durch nasse, schlammbedeckte Zeug klebte unangenehm und kalt auf seiner Haut. Zum Teufel, das hatte er Harry Mark zu verdanken. Er knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände. Im Moment hatte er keinen größeren Wunsch, als Harry Mark gründlich zu vermöbeln. Aber das würde wohl ein Wunsch bleiben, denn es war gewiss müßig, Harry Mark finden zu wollen. Der gerissene Schurke war bestimmt längst in einem von der Mafia zur Verfügung gestellten Rattenloch untergeschlüpft. Es hätte sehr viel Zeit in Anspruch genommen, ihn da aufzustöbern. Roberto wollte sich nicht verzetteln. Er durfte das größere Ziel, das er vor Augen hatte, nicht vergessen. Er war wegen eines weit größeren Fisches als Harry Mark nach Chicago gekommen, und nichts sollte ihn davon ablenken: Mel Kowalski zu finden und unschädlich zu machen.
Um den widerlichen Spitzel würde er sich ein andermal kümmern.
Roberto besaß ein gutes Gedächtnis. Er würde Harry Mark nicht vergessen, was er ihm eingebrockt hatte.
Roberto kehrte zu seinem Hotel zurück.
Der Mann vor der Rezeption starrte ihn mit großen Augen an, als er seinen Zimmerschlüssel verlangte. „Mr. Tardelli ...“
„Ich komme soeben von einer Schlammschlacht, an der ich teilgenommen habe“, sagte Roberto grinsend. „Sie sollten das auch mal probieren. Ist schier zum Totlachen.“
Erst nachdem er warm geduscht hatte, begann er sich allmählich wieder wohlzufühlen. Er ließ die schmutzstarrenden Kleider abholen und zur Reinigung bringen. Im weichen, warmen Frotteemantel setzte er sich auf das Bett, griff nach dem Telefon, und ließ sich von der Zentrale mit einer Nummer in Washington verbinden.
Colonel Myers metallisch klingendes Organ drang Augenblicke später aus dem Hörer. Der Mann war ein Phänomen. Man konnte ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen. Mochte der Kuckuck wissen, wie er das fertigbrachte. Schlaf schien für Myer ein Ding zu sein, das er nur alle Schaltjahre mal konsumierte.
„Roberto, von wo aus rufen Sie an?“
„Chicago“, antwortete der CC-Agent. Er lieferte seinem Chef den Bericht, den er ihm noch schuldete. Bis jetzt war dafür noch keine Zeit gewesen. Wichtigeres hatte zuerst noch getan werden müssen. Colonel Myer hatte bereits über einen anderen Kanal erfahren, was sich in Miami Beach ereignet hatte.
„Der arme Staatsanwalt. Es trifft immer die besten“, brummte Myer missmutig. „Ich wollte, wir hätten mehr für ihn tun können.“
„Ich hätte mehr für ihn getan, wenn ich früher informiert worden wäre“, sagte Roberto.
„Sie haben das, was mir mitgeteilt wurde, noch in derselben Minute erfahren, Roberto. Schneller ging‘s wirklich nicht.“
Sie ließen dieses Thema fallen. Sie wussten beide, dass niemanden die Schuld traf, dass George Burkes Tod nicht verhindert werden konnte. Die Zeit war diesmal eben eindeutig auf Mel Kowalskis Seite gewesen. Dagegen war einfach kein Kraut gewachsen.
Der nächste Punkt, über den Roberto Tardelli mit dem Colonel sprechen wollte, war Mel Kowalski. Roberto erzählte Myer von Claudia Bregg und davon, dass sie ihm gesagt habe, der Profikiller habe nach Chicago abreisen wollen.
„Deshalb bin ich hier“, sagte Roberto abschließend. „Um Kowalski aufzuspüren.“
„Und? Schon fündig geworden?“
„Das nicht. Aber dafür haben schon zwei Hitmen des Mobs versucht, mich über den Jordan zu schicken.“
Robertos Antwort vermochte den Colonel nicht zu erschüttern. Jeder, der für COUNTER CRIME tätig war, musste ständig damit rechnen, vor einen Waffenlauf zu geraten, der ihm den Tod entgegenschleuderte. Wenn Myer jedes Mal, wenn man Roberto über die Klinge springen lassen wollte, eine halbe Herzattacke bekommen hätte, hätte er seinen Job schon längst zur Verfügung stellen müssen.
Der Colonel sagte nur: „Freut mich, dass den Kerlen nicht gelungen ist, was sie sich vorgenommen hatten.“
Roberto lachte. „Mich auch, Chef. Mich auch.“
„Da ist noch etwas, das mich beschäftigt, Roberto.“
„Was?“
„Chicago ...“, sagte Colonel Myer nachdenklich und gedehnt.
„Ich verstehe nicht, Sir.“
„Ich überlege gerade, weshalb Mel Kowalski ausgerechnet nach Chicago geflogen ist. Ich meine, es gibt in den Staaten Tausende von Städten. Warum hat sich Kowalski ausgerechnet für Chicago entschieden?“
„Ein neuer Job vielleicht?“, sagte Roberto Tardelli.
„Das bringt mich auf eine Idee“, sagte Myer mit einem Mal hastig. „In Chicago sitzt ein Gangsterboss namens Fatty Booger, Sie haben sicher schon von ihm gehört ...“
„Der Mann hat in letzter Zeit viel von sich reden gemacht.“
„Es heißt, dass Booger den Hals nicht voll kriegt. Er breitet sich mehr und mehr aus, wird immer größer – so groß schon, dass er der Ehrenwerten Gesellschaft bereits mehr als unangenehm auffiel. Und nicht nur das. Booger hat sich in der jüngsten Vergangenheit sogar erdreistet, in Gefilde einzudringen, die bislang ausschließlich die Domäne der Mafia waren.“
„Dann erscheint es mir durchaus nicht abwegig, anzunehmen, dass Kowalski den Auftrag erhalten hat, sich um diesen Mann zu kümmern“, sagte Roberto.
Wenn dieser Gedankengang sich als richtig erweisen sollte, brauchte sich Roberto nur in Fatty Boogers Nähe aufzuhalten. Alles Weitere würde sich dann von selbst ergeben. Roberto würde nur die Augen offenhalten müssen, und irgendwann – gewiss schon sehr bald – würde er dann dem Vertragskiller von „Black Friday“ gegenüberstehen ...
Wie ein Nilpferd tauchte Fatty Booger aus den glasklaren Fluten seines riesigen Penthouse-Swimmingpools auf. Er liebte das Überdimensionierte. Er fuhr den größten Wagen, den er für sein Geld bekommen konnte, besaß das größte Penthouse von Chicago und war selbst ein schwammiger Riese, dessen krankhafte Großmannssucht sich auch in allen geschäftlichen Belangen niederschlug. Leuchtstoffbahnen an der Decke machten den verfliesten Raum taghell.
Ein gewaltiges Mosaikbild zierte die Stirnwand.
Es zeigte eine weiße, flügelschwingende Taube auf karmesinrotem Grund.
Das Kunstwerk stammte von einem Maler, der zur Zeit in der Stadt „in“ war und sich der Aufträge, mit denen man ihn überhäufte, schon nicht mehr erwehren konnte. Bestimmt hätte der Maler keinen Finger für Fatty Booger gerührt, wenn dieser den Künstler nicht dezent unter Druck gesetzt hätte.